Als das Schloss Dorneck im Zentrum der europäischen Geschichte stand

Die Ruine Dorneck, heute ein idyllisches Ausflugsziel, ist Zeitzeugin der äusserst bewegten ­Geschichte der Region.

Überwachsen: Die Grundmauern der heutigen Ruine stammen aus dem 11. Jahrhundert.

Überwachsen: Die Grundmauern der heutigen Ruine stammen aus dem 11. Jahrhundert.

Runde Türme und massive Mauern: Die Burg Dorneck ist eine der wenigen Renaissancefestungen der Schweiz. Fotos: Tobias König

Runde Türme und massive Mauern: Die Burg Dorneck ist eine der wenigen Renaissancefestungen der Schweiz. Fotos: Tobias König

Am vergangenen Sonntag fand die Vernissage der Sonderausstellung zum Schloss Dorneck im Heimatmuseum Dornach statt. Die Ausstellung beleuchtet die Geschichte des Schlosses von etwa 1500 bis zur Gegenwart. Passend zu diesem Anlass präsentierte der Burgenexperte Nico Piazzalonga einen Querschnitt der Vergangenheit dieser geschichtsträchtigen Festung. Zudem war sein Vortrag der Auftakt einer Reihe von Präsentationen, die dieses Jahr, in dem Dornach sein 800-Jahr-Jubiläum seit der ersten schriftlichen Erwähnung feiert, rund um die Geschichte der Gemeinde gehalten werden.

Ursprung der Festung

Die Festung wurde vermutlich ursprünglich im 11. Jahrhundert von lokalen Adligen erbaut. Um 1200 erhielt der Graf von Thierstein die Burg als Mitgift. Mit der Burg erlangte der Graf auch die Herrschaft über die umliegenden Dörfer, was die Macht der Thiersteiner im Schwarzbubenland erheblich erweiterte.

Das grosse Erdbeben von Basel im Jahr 1356 verursachte jedoch schwere Schäden an der Festung. Um die hohen Kosten für den Wiederaufbau zu decken, sahen sich die Thiersteiner gezwungen, die Festung an die Habsburger zu verkaufen. Allerdings erhielten sie, wie damals üblich, die Festung sofort als Lehen zurück und verwalteten die Anlage weiterhin.

Die Schlacht bei Sempach und ein unbeliebter Herrscher

Doch schon dreissig Jahre später erlitten die Habsburger bei Sempach eine spektakuläre Niederlage gegen die Eidgenossen und standen vor einem gewaltigen Schuldenberg. Sie sahen sich gezwungen, das Schloss als Pfand an den wohlhabenden Basler Bürger Henmann von Efringen zu übergeben.

Doch auch die Efringer mussten die Burg vorübergehend an die Familie Hallwyl verpfänden. Die Söhne von Henmann schafften es jedoch, die Burg zurückzukaufen, sodass sie wieder in den Besitz der Efringer gelangte. Allerdings geriet der neue Besitzer, Bernard von Efringen, bald darauf selbst in finanzielle Schwierigkeiten und musste die Burg im Jahr 1485 an die Stadt Solothurn verkaufen. Ein Grossteil des Erlöses musste Bernard jedoch dafür aufwenden, seine Schulden zu tilgen und Pfänder einzulösen. Um nicht völlig leer auszugehen, erhob er Anspruch auf verschiedene ­Einrichtungsgegenstände, da er zwar die Festung, nicht aber die Inneneinrichtung verkauft habe. Er beanspruchte den Altar der Kapelle, Heiligenbilder und Glocken für sich. Sogar die Gewehre oder «Büchsen» schmuggelte er in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aus dem Anwesen. Es überrascht daher nicht, dass Bernard von Efringen in Dornach einen schlechten Ruf hatte. Piazzalonga bezeichnet ihn sogar als den unbeliebtesten Herrscher auf der Burg, da er so viele unbezahlte Schulden hinterliess. Umso überraschender sei es, dass ausgerechnet das Wappen der Efringer als Wappen von der Gemeinde Dornach übernommen wurde.

«Die Herren sollen bei den Bauern liegen»

Im Jahr 1499 brach der Schwabenkrieg zwischen den Eidgenossen und den mit dem schwäbischen Bund verbündeten Habsburgern aus. Der Krieg wurde äusserst brutal geführt, sowohl auf dem Schlachtfeld als auch gegen die Zivilbevölkerung. So wurde den eidgenössischen Truppen befohlen, keine Gefangenen zu machen. Der Krieg wütete zunächst hauptsächlich in der Ostschweiz, aber im Juli unternahmen die Schwaben eine Offensive im Westen und griffen das nur schwach verteidigte und mittler­weile heruntergekommene Schloss Dorneck an. Trotz ihrer zahlenmässigen Unter­legenheit hielten die Eidgenossen aber die Stellung und konnten die angreifenden Truppen so lange aufhalten, bis Verstärkung eintraf. Das schwäbische Heer wurde schliesslich bei der Schlacht bei Dornach zurückgeschlagen.

Aber auch nach dem Sieg in der Schlacht zeigten die Eidgenossen keine Barmherzigkeit. Sie bestatteten lediglich ihre eigenen Toten. Selbst als Mönche aus dem neutralen Basel im Auftrag der schwäbischen Adligen kamen, um die gefallenen Verwandten zu holen, damit sie in den Familienkrypten beerdigt werden können, wurden sie mit den berühmten Worten «Die Herren sollen bei den Bauern liegen» zurückgewiesen.

Aufrüstung zur Renaissance-festung

Wenige Monate nach der Schlacht wurde die heruntergekommene Befestigung von Solothurn zu einer Renaissancefestung renoviert, die auch dem Beschuss von Kanonen trutzen sollte. In den nächsten fünfzig Jahren wurde sie zu einer grossen Baustelle, und als sie fertiggestellt war, hatte die Burg mit ihren grossen runden Türmen und dicken Mauern die Form angenommen, die noch heute erkennbar ist. Es vergingen jedoch viele Jahrhunderte, bis die Festung erneut Schauplatz historischer Ereignisse wurde. So wurde die Burg während des Dreissigjährigen Krieges im 17. Jahrhundert zwar noch einmal verstärkt, blieb jedoch glücklicherweise verschont. Erst im Jahr 1798 wurde sie wieder zum Ziel von Invasoren, diesmal von den Franzosen. Im Gegensatz zu früher boten die Verteidiger aber kaum Gegenwehr. Die Franzosen begannen ihren Angriff am 1. März mit erbarmungslosem Artilleriebeschuss, und bereits 48 Stunden später fiel die Festung. Danach verlor das Schloss seine militärische Bedeutung und diente vor allem als Steinbruch.

Die Ruine liegt nun still und friedlich auf dem Hügel und zeugt von ihrer bewegten Geschichte. Ob ihr letztes Kapitel aber wirklich schon geschrieben ist?

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