Zweckverband gegen Quartierplan «uf der Höchi II» gegründet
Anrainer kritisieren Gemeinde, sie habe die öffentlichen Interessen im Quartierplanverfahren nicht genügend berücksichtigt. Die geplante Überbauung dürfte vor dem Souverän einen schweren Stand haben.
Lukas Hausendorf
Genau vor einer Woche lud die Gemeinde zu einem öffentlichen Informationsabend, um über den Quartierplan «uf der Höchi II» zu informieren. Jenen Quartierplan, der schon vergangenen Oktober der Gemeindeversammlung vorgelegt wäre worden, hätte sich nicht ein Formfehler in die Vorlage eingeschlichen, der in letzter Sekunde noch entdeckt wurde. Schon damals waren die Überbauungspläne der 13 600 Quadratmeter grossen Freifläche am Ziegelacker umstritten. Die grosszügige Parzelle liegt an bevorzugter Hanglage und ist eine der letzten unverbauten Landreserven Arlesheims. Die Eigentümerin des Filetstücks möchte darauf neun Gebäude mit insgesamt 44 Wohneinheiten realisieren.
Das bedeutet verdichtetes Bauen inmitten von grosszügigen Einfamilienhäusern; im Minergie-P-Standard, mit Unterirdischer Einstellhalle und einem Grünflächenanteil von über 60 Prozent. «Mit dem neuen Quartierplan verfolgen wir genau die Strategie der räumlichen Entwicklung», erklärt Hochbauchef Daniel Wyss. Eine Strategie, die maximalen Wohnraum bei minimalem Flächenverbrauch postuliert. Für den Quartierplan erhielt das Projekt von der kantonalen Arealbaukommission, der Arlesheimer Baukommission und dem Gemeinderat denn auch Beifall. Bei den Anrainern stösst es aber auf Ablehnung. Sie haben sich nun zum «Zweckverbund Wohnen am Schwinbach» zusammengeschlossen und werden versuchen, den Quartierplan an der Gemeindeversammlung vom 20. Juni in die Versenkung zu schicken.
Umgebung ignoriert
Den Mitgliedern des Zweckverbunds geht es nicht um die eigene unverbaute Aussicht. Dass die Parzelle «uf dr Höchi» dereinst überbaut würde, ist ihnen auch klar. Ihr Widerstand gründet auf städtebaulichen Überlegungen. Die seien in der Planung nämlich völlig ausgeklammert worden, kritisiert Felix Berchten, Vorstand des Verbunds. Konkret geht es um die drei Kulturgüter von nationalem Rang in der unmittelbaren Umgebung, dem Goetheanum, der Ermitage und dem Arlesheimer Dom.
«Die Gesamtsituation hätte man berücksichtigen müssen», findet Berchten, der über den gesamten Planungsablauf sehr irritiert ist. Weder gab es für die derart bedeutende Bauparzelle eine Testplanung, noch einen Gestaltungswettbewerb oder eine öffentliche Mitwirkung, die ihrem Namen gerecht wird. Stattdessen beauftragte die Genfer Beteiligungsgesellschaft Steiner AG, die als Eigentümerin auftritt, lediglich einen Architekten. Hier hätte die Gemeinde ihre Planungshoheit geltend machen können, meint Berchten. Am Ende wurde man mit einem fertigen 55-Millionen Projekt konfrontiert und in der Mitwirkung wurden Fragen zuhanden der Gemeinde stets nur vom Investor beantwortet. Anstatt die öffentlichen Interessen zu wahren, wirft der Zweckverbund der Gemeinde vor, sich von der Steiner AG vor den Karren gespannt haben zu lassen.
Chancen auf neues Projekt
Bis zur Gemeindeversammlung wird der Quartierplan kaum mehr angepasst werden. Dort wird er es in seiner aktuellen Form nicht leicht haben, zeigt doch die Erfahrung, dass in dieser Form des Plebiszits Betroffenheit rasch zu Mehrheiten führt. Falls nicht, ist es zu erwarten, dass der Zweckverbund das Referendum ergreift. Auch dieser Weg kann zum Erfolg führen, wie Arlesheim unlängst bei der GSR-Vorlage erfahren hat. Scheitert der Quartierplan «uf der Höchi II» vor dem Volk, wird wieder der alte «uf der Höchi I» gelten und die Steiner AG wird das Land veräussern, weil sie diesen als untauglich erachtet. Dann böte sich der Gemeinde die Chance, die Planungshoheit an sich zu nehmen und Rahmenbedingungen für ein Quartierplanverfahren zu schaffen, mit dessen Ergebnis auch die Anrainer warm werden.