Zurück in die Steinzeit

Die Halbhöhle Birseck- Ermitage gilt als eine der wichtigen altsteinzeitlichen Fundstellen in der Schweiz. Der Prähistoriker Ingmar M. Braun und zwei weitere Fachleute bieten nun einen Kurs zur älteren Urgeschichte an.

Kennt sich aus mit Neandertalern: Der Prähistoriker Ingmar M. Braun, hier vor der Kohlerhöhle im Kaltbrunnental. Foto: Thomas Brunnschweiler
Kennt sich aus mit Neandertalern: Der Prähistoriker Ingmar M. Braun, hier vor der Kohlerhöhle im Kaltbrunnental. Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Der Ursprung des Menschen und seiner Kultur ist eines der spannendsten Kapitel der Geschichte. Unsere Kenntnisse der menschlichen Evolutionsgeschichte sind oft oberflächlich oder geprägt von Klischees. Eines davon ist die Meinung, der Neandertaler sei eine primitive und unkultivierte Art der Hominiden gewesen. Die Prähistoriker Ingmar M. Braun und Levente Liptay sowie der Pädagoge Christoph Heinrichs haben es sich zum Ziel gesetzt, Menschen in der Region tiefere und kompetente Einblicke in die Frühgeschichte, insbesondere in die Altsteinzeit, zu geben. Dabei geht es um Datierungsmethoden, die vorhumane wie humane Phase der Evolution, die Kulturstufen der Altsteinzeit, die Eiszeitkunst, die Entstehung der Sprache und die philosophische wie kulturelle Anthropologie.

Anlässlich einer Exkursion am 10. Mai wird neben den Fundorten des Kaltbrunnentals auch die Halbhöhle Birseck-Ermitage besucht. Die Kenntnis der Menschwerdung ist für unser Selbstverständnis von entscheidender Bedeutung, sodass dieser Kurs eine einmalige Chance bietet, von ausgewiesenen Fachleuten in die Frühgeschichte eingeführt zu werden.

Grosser Spezialist der Altsteinzeit
Die Halbhöhle Birseck-Ermitage beim sogenannten Karussellplatz wurde 1910 von Fritz Sartorius-Preiswerk als altsteinzeitliche Fundstelle erkannt und auch die ersten Grabungen von ihm durchgeführt. Im gleichen Jahr und 1914 wurden die Ausgrabungen von Fritz Sarasin fortgesetzt und 1918 publiziert. Sehr bedeutend ist die mittlere Fundschicht, die aus der späten Altsteinzeit, dem Azilien, stammt. Wichtig sind Kalksteingerölle, von denen 145 rote Farbspuren tragen. Solche bemalten Gerölle kennt man hauptsächlich von Fundstellen in den französischen Pyrenäen.
In der unteren Fundschicht aus dem späten Magdalénien (ca. 12 000 Jahre vor heute) kamen unterschiedliche Werkzeuge aus Stein, Knochen und Geweih, Schmuckobjekte und Tierreste zum Vorschein.

Ingmar M. Braun, der Initiator des Kurses, ist ein wandelndes Lexikon in Sachen Altsteinzeit, ein Spezialist der eiszeitlichen Höhlen- und Kleinkunst sowie ein vorzüglicher Vermittler von Wissen. Der 39-jährige Prähistoriker interessiert sich seit seiner Kindheit für Archäologie. Er entdeckte schon als Kind steinzeitliche Fundstellen in Bettingen. 1998 gelang ihm der sensationelle Fund des Faustkeils von Bettingen. Braun arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter in diversen archäologischen Museen im In- und Ausland, u.a. auch im Museum der Kulturen in Basel für die Abteilung Urgeschichte Europas. Er war universitärer Lehrbeauftragter für die Altsteinzeit in Zürich, Halle/Saale und Bern, zwischen 2007 und 2010 am Landesmuseum Halle/Saale tätig und beteiligte sich an mehreren Ausgrabungen, Projekten zur Eiszeitkunst und Kongressen im In- und Ausland, hielt zahlreiche Vorträge und hat mehr als 40 wissenschaftliche Artikel publiziert. Derzeit strebt er das Doktorat an.

Kurs: Menschwerdung – Einführung in die ältere Urgeschichte und Kulturanthropologie, 20.4. / 27.4. / 10.5. (Exkursion) / 11.5. / 18.5, jeweils 18.30-20 Uhr, Rheinfelderstrasse 29, Basel; Kurskosten: Fr. 350.-. Anmeldung bis 12.4.2015: ingmarbraun@gmx.ch, Christoph Heinrichs Tel. 061 731 31 38. www.palaeolithikum.com.

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