Zu kalt und zu nass: Umsetzung von Tempo 30 verzögert sich

Wegen des schlechten Wetters kommt die flächendeckende Umsetzung von Tempo 30 in Arlesheim nicht wie geplant voran. Die Verkehrsberuhigung kommt im Dorf aber gut an.

Verkehrserzieherisch: Die Holperschwellen zwingen zu verlangsamter Fahrt.  Foto: Lukas Hausendorf
Verkehrserzieherisch: Die Holperschwellen zwingen zu verlangsamter Fahrt. Foto: Lukas Hausendorf

Lukas Hausendorf

Schallendes Gelächter erntete Tiefbauchef Anton Fritschi (FDP), als er als Delegierter des Gemeinderats vor wenigen Wochen an der Generalversammlung des Arlesheimer Gewerbe- und Industrievereins erzählte, dass noch keine Beschwerden wegen der Schwellen in den neuen Tempo-30-Zonen eingegangen seien. Tatsächlich scheint zumindest bei einigen Gewerbetreibenden der Ärger gross über die neuen Begleitmassnahmen, die sie zur Einhaltung von Tempo 30 zwingen sollen. Aber allzu gross wird der Frust nicht sein. Denn auf der Verwaltung halten sich die Reklamationen in Zusammenhang mit der flächendeckenden Einführung von Tempo 30 auf dem Gemeindegebiet sehr in Grenzen. «Es gab schon Reaktionen, wir sind allerdings überrascht, wie wenig es bis jetzt waren», sagt Raumplanungsleiter René Häner.

Ungeduldige Automobilisten
Die umstrittenen Geschwindigkeitsschwellen waren dabei auch ein Thema, aber es habe auch solche gegeben, die sich mehr Massnahmen gewünscht hätten. Und wie dem «Wochenblatt» bekannt ist, gibt es auch Einwohner, die aktuell darunter leiden, dass ihre Strasse noch nicht verlangsamt wurde. Etwa in der Neumattstrasse, die deswegen zurzeit stärker befahren wird von ungeduldigen Automobilisten, denen die Baselstrasse jetzt zu langsam ist.
Hätte die flächendeckende Verkehrsberuhigung plangemäss umgesetzt werden können, wäre das heute schon nicht mehr möglich. Es sei zu kalt und zu nass gewesen für die Bodenmarkierungen, erklärt Häner.

Bis in einem Monat sollten die Arbeiten aber erledigt sein. Spätestens bis im Sommer werden sämtliche damit verbundenen Arbeiten abgeschlossen sein. Dabei wird man möglicherweise an der einen oder anderen Stelle eine weitere Schwelle montieren müssen. «Bei geraden und breiten Strassen ist es illusorisch mit den traditionellen Massnahmen das Tempo zu drosseln», erklärt Gianantonio Scaramuzza, Verkehrsingenieur der Beratungsstelle für Unfallverhütung. Die Schwellen bleiben aber nicht alle für immer. Zeigt sich bei der Nachevaluation in rund einem Jahr, dass die Geschwindigkeitsmoral der Arlesheimer Autofahrer ausgezeichnet ist, könnten durchaus einige wieder demontiert werden.

Flächendeckend mehr Sicherheit
Die erzieherischen Massnahmen, mit denen die Autofahrer dazu angehalten werden sollen, ihr Tempo zu drosseln, haben einen beträchtlichen Effekt auf die Verkehrssicherheit. Dieser wurde in mehreren internationalen Studien nachgewiesen. Meta-Analysen, also eine Synthese der verschiedenen Studienergebnisse und Nachuntersuchung deren Daten, kommen übereinstimmend zum Schluss, dass die Einführung von flächendeckendem Tempo 30 zu einer Reduktion der schweren Verkehrsunfälle von 27 Prozent führt.

Der Sicherheitsgedanke war denn auch in Arlesheim ausschlaggebend für die flächendeckende Verkehrsberuhigung der Gemeindestrassen. «Jetzt sind wir auch bald soweit, wie die umliegenden Gemeinden», freut sich Tiefbauchef Anton Fritschi. Auf den Gemeindestrassen von Reinach und Münchenstein gilt nämlich heute schon flächendeckend Rechtsvortritt in den Quartierstrassen.

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