Wird Arlesheim zur Stadt?
Für viele Anwohner sind die Dimensionen des Neubauprojekts Schneckenbündten 2 noch immer überrissen. Da hilft auch eine Ergänzung im Masterplan nicht.
Mitte September die Anwohner, vergangene Woche dann sämtliche Interessierte – der Arlesheimer Gemeinderat versucht
alles, um umfassend zu informieren. Das sei aufgrund von Corona vor der Gemeindeversammlung im Juni, als der Quartierplan Schneckenbündten 2 zurückgewiesen wurde, nicht möglich gewesen. Trotz aller Mühen von der zuständigen Gemeinderätin Ursula Laager (Frischluft) und Gemeindepräsident Markus Eigenmann (FDP) gelingt es dem Gemeinderat aber nicht wirklich, im Vorfeld der Gemeindeversammlung vom 19. November, an der zum zweiten Mal über den Quartierplan abgestimmt wird, die Wogen bei den Anwohnerinnen und Anwohnern zu glätten. Dabei konnte Laager vergangene Woche in der Aula der Gerenmattschulen erfreuliche Neuigkeiten verkünden. Im vieldiskutierten Masterplan, in dem bauliche Entwicklungen auf dem Areal für die nächsten 20 bis 40 Jahre ausgelotet werden, hat die Pensionskasse von Coop als Eigentümerin der bestehenden Überbauung Schneckenbündten 1 versichert, dass der Bau in den nächsten 15 Jahren in der heutigen Form bestehen bleibt.
Pensionskasse Coop gibt Versprechen ab
Zu Beginn der Diskussionen um den neuen Quartierplan Schneckenbündten 2, der von der Basler Leben AG 81 Wohnungen in drei Baukörpern am Waldrand vorsieht, war die Angst gross, dass von den Planungen auch die bestehenden Wohnblöcke betroffen sein könnten. Doch wer dachte, das Versprechen der Pensionskasse sorge für Beruhigung der Gemüter, lag falsch. Wieso sie das Versprechen nicht über 15 Jahre hinaus abgeben, wollte eine Anwohnerin vom Vertreter der Pensionskasse wissen. Sie würden schlicht nicht wissen, was in 15 Jahren ist, antwortete dieser. Mit der Vereinbarung wollte die Pensionskasse den Weg für die Planungen der Basler Leben AG freimachen. Statt Lob gab es dafür Kritik. Von einem «Zückerli» an die Anwohnerschaft war die Rede.
Rund 35 Personen besuchten die Informationsveranstaltung. Im Vergleich zur Anwohnerinformation im September stand bis auf einzelne Fragen betreffend der Parkplatzsituation weniger das Verkehrsgutachten, das für das Quartier keine Probleme durch die zusätzlichen Wohnungen prognostiziert, sondern die gemäss mehreren Votantinnen und Votanten «überrissenen» Dimensionen des Projekts. Ein Anwohner der General-Guisan-Strasse äusserte Befürchtungen, dass Arlesheim durch Projekte wie Schneckenbündten 2 vom Dorf zur Stadt werden könnte. Ursula Laager stellte klar, dass dies keinesfalls das Ziel sei. Das langfristige Ziel von Arlesheim sei es, die Einwohnerzahl zu halten. «Klar, mit den nun anstehenden Projekten werden wir in den nächsten Jahren eher leicht wachsen. Aber keinesfalls in den Dimensionen von Münchenstein.» Denn Münchenstein wolle «aggressiv wachsen», um mehr Steuereinnahmen zu generieren, meinte die Gemeinderätin in Richtung Nachbargemeinde.
Ausnützungsziffer fast wie im Dorfkern
Das reichte einer anderen Veranstaltungsteilnehmerin nicht. «Das Wachstum macht mir Angst. Es ist zu viel auf einmal.» Mehrfach betonte Laager, dass durch die hohe Ausnützungsziffer viel Grünfläche entstehen wird. Dabei rechnete sie vor, dass im historischen Arlesheimer Ortskern auch ohne Hochhäuser die Ausnützungsziffer fast so hoch sei wie beim Quartierplan Schneckenbündten 2. Durch den Quartierplan erhöhe sich die Ausnützungsziffer im Vergleich zur aktuell möglichen Regelbauweise nur geringfügig, stellte auch Gemeindepräsident Markus Eigenmann klar. Das Quartierplanverfahren bringe aber Vorteile: «Durch den Quartierplan können wir zusätzliche Vorgaben machen.»