Wie zwei Studenten die Welt ein kleines bisschen besser machten
Im Frühling haben Sebastian Ramseier aus Arlesheim und sein Freund Mario Bless über einen «Wochenblatt»-Aufruf Spendengelder gesammelt. Im Mai waren sie für einen Monat in einem Flüchtlingscamp in Griechenland, wo sie sich vor Ort für die Menschen in Not engagiert haben.
Oliver Sterchi
Ursprünglich wollten die beiden Freunde Sebastian Ramseier aus Arlesheim und Mario Bless aus Worb eigentlich mit dem Zug durch Osteuropa reisen. Medienberichte über die Not der ankommenden Flüchtlinge in Griechenland haben die beiden Studenten jedoch dazu bewogen, sich stattdessen vor Ort für die hilfsbedürftigen Menschen einzusetzen (das «Wochenblatt» berichtete). Ihrem Spendenaufruf sind offenbar viele Leserinnen und Leser gefolgt: Mit 25 000 Franken im Portemonnaie sind die beiden Freunde im Mai für einen Monat nach Griechenland gereist und haben sich als freiwillige Helfer im Flüchtlingscamp Katsikas im Nordwesten des Landes engagiert. «Eigentlich wollten wir ins Moria-Camp auf Lesbos. Aber dieses wurde im Zuge des Flüchtlingsabkommens zwischen der EU und der Türkei geschlossen. Wir mussten also unsere Pläne ändern», erzählt Sebastian Ramseier. In Katsikas schlossen sich die beiden Hotelfachschul-Studenten der NGO-Hilfsorganisation «Lighthouse-Relief» an. Über die Verwendung der Spendengelder verfügten sie jedoch selber. «Wir wollten das Geld nicht einfach der Hilfsorganisation überreichen, sondern selber direkt dort einsetzen, wo es gebraucht wurde», sagt Ramseier.
Fussballturnier im Camp
Die freiwilligen Helfer kauften in erster Linie Baumaterial, mit dem sie dann im Camp Zeltunterkünfte errichteten. Dabei wurden sie von den Flüchtlingen tatkräftig unterstützt. «Als angehende Hotelfachleute hatten wir keine Ahnung, wie man so ein Zelt aufbaut. Unter den Migranten hatte es jedoch einige ausgebildete Handwerker, die haben uns dann unterstützt», sagt Ramseier, und kommt damit gleich auf falsche Vorurteile zu sprechen: «Die Menschen, die in der Not zu uns kommen, wollen hier nicht einfach auf der faulen Haut liegen, sondern arbeiten und sich engagieren. Aber wir lassen sie nicht, das ist das Problem!» Besonders berührt habe die beiden Freunde die grosse Dankbarkeit der Menschen. In Katsikas leben 700 bis 900 Flüchtlinge auf engstem Raum. Das Lager werde zwar von der griechischen Armee beaufsichtigt, aber die kümmere sich nur wenig um die Bedürfnisse der Menschen. «Also sind wir in die Bresche gesprungen und haben die Leute unterstützt, wo wir nur konnten», sagt Ramseier. Als Highlight blieb ihm das Fussballturnier in Erinnerung, das die Helfer in Zusammenarbeit mit dem lokalen Fussballklub für die Lagerbewohner organisiert haben. «Da waren die Menschen für einen Tag keine Flüchtlinge mehr, sondern Fussballer, die Tore schiessen und sich auch mal freuen können.»
Neben den schönen Momenten habe es aber auch tragische Episoden gegeben, erzählt der Arlesheimer: «Die persönlichen Schicksale der Menschen haben uns manchmal schon sehr mitgenommen. Wenn du einen Gleichaltrigen triffst, der bereits Folter erlebt hat und mehrfach angeschossen wurde, macht dich das schon ziemlich fertig.» Er sei sich bewusst, dass er und sein Freund die Welt nicht verändern können. «Aber für die Leute im Camp haben wir die Welt für einen kurzen Moment ein kleines bisschen besser gemacht, und darauf kommt es an.»