Wie die Musikschule trotz Pandemie weiterspielt
Die Musikschule Arlesheim hat sich den schwierigen Umständen angepasst und unternimmt alles, damit die Musik nicht verstummt.
Jeder, der in seiner Kindheit und Jugend ein Instrument erlernt und während Monaten alleine oder mit anderen zusammen ein Konzert einstudiert hat, weiss, dass davon Erinnerungen fürs Leben haften bleiben. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Erfahrungen in einer Band mit E-Gitarre und Schlagzeug, in einem Blasorchester mit Trompete, Klarinette, Saxofon und Waldhorn, in einem Streichquartett mit Violine und Geige oder als grosser Meister alleine am Piano gemacht wurden. Was zählt, ist das Erlebnis, der Nervenkitzel des Lampenfiebers und die Glücksgefühle nach einem erfolgreichen Auftritt vor grossem Publikum. Wegen der behördlichen Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie sind solche Erlebnisse seit einem Jahr ins Hintertreffen geraten. Das bekommt die Musikschule Arlesheim zu spüren. Zwar könne der Einzelunterricht normal abgehalten werden, aber: «Den Kindern und Jugendlichen fehlt die Zielsetzung. Man lernt zwar ein Instrument, bekommt aber nicht die Möglichkeit, sein Können einem Publikum zu zeigen», sagt David Schönhaus, Leiter der Musikschule Arlesheim. Dabei sei es gerade beim Erlernen eines Instruments wie auch in der Gesangsschulung wichtig, auf ein Ziel hinzuarbeiten. So ist es wohl zu erklären, dass die Stufenprüfung «Notenschlüssel» so viele Anmeldungen wie noch nie erhalten hat: «Die Jugendlichen brennen darauf, sich zu fordern und zu entwickeln.» Beim «Notenschlüssel» erhalten Freiwillige die Möglichkeit, ihr Können einer kleinen Jury zu zeigen und mit einem Zertifikat auszeichnen zu lassen.
Lehrpersonen unter Druck
Auch die Lehrerinnen und Lehrer leiden unter dem Auftrittsverbot und bekommen dieses finanziell zu spüren: «Sie sind darauf angewiesen, Musikstunden zu geben. Gerade auch deshalb, weil ihre anderen Standbeine als Musiker teils weggebrochen sind. Es fehlt ihnen die Perspektive, die Sicherheit.» Zudem befinde sich die Musikschule als Ganzes aktuell in einem Zwiespalt: «Professionellen Kulturschaffenden ist es seit kurzem wieder gestattet, Konzerte mit Publikum aufzuführen, die Musikschule als Bildungsinstitution darf dies aber noch nicht.» Grundsätzlich habe es etwas weniger Anmeldungen gegeben als in den Jahren zuvor, was sicher auch der Pandemie geschuldet sei: «Die wirklichen Auswirkungen werden wir aber erst in ein bis zwei Jahren spüren.»
Einzelberatung und neue Kurse
Trotz der schwierigen Situation haben die Verantwortlichen der Musikschule den Kopf nicht hängen lassen und darüber beraten, wie sich die Freude am Musizieren und am Erlernen eines Instruments in Zeiten der Pandemie an die Jungen und Mädchen bringen lässt: «Da die beliebten offenen Besuchstage der Musikschule, während derer man sich auf ganz spontane Weise an verschiedenen Instrumente ausprobieren konnte, nicht durchführbar sind, bieten wir bis Ende Mai die Möglichkeit, dass Kinder und Jugendliche persönliche Termine mit unseren Lehrpersonen vereinbaren, um mehr über das Instrument und den Unterricht zu erfahren. Auch Stundenbesuche und Schnupperlektionen sind möglich.»
Auf der Homepage der Musikschule gibt es derzeit für Kinder auf Primarschulstufe eine Art virtueller Parcours, genannt «Musikdetektive», der die Kinder neugierig machen soll und zeigt, welche Instrumente an der Musikschule erlernt werden können. Weil die Holzblasinstrumente schon vor der Pandemie etwas weniger populär waren, wurde der Kurs «Die Holzwürmer» ins Leben gerufen: «In diesem Gruppenkurs lernen die Kinder ein Semester lang alle Besonderheiten der Holzblasinstrumente kennen und im zweiten Teil geht es im Einzelunterricht an die Vertiefung eines bestimmten Instrumentes.» Auch für ältere Schülerinnen und Schüler gibt es neue Angebote: So wird erstmalig der Kurs «Pop-Rock Producing & Songwriting» durchgeführt.
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