Weshalb ein jedes Ding in der Küche seinen Namen hat
Im Pilotprojekt «Treffpunkt Küche» haben Menschen aus verschiedenen Ländern gemeinsam gekocht und Deutsch gelernt. Das Angebot stiess auf grosse Resonanz.
Jay Altenbach
Früher sagte ich immer, gib mir das Ding dort», erinnert sich die Thailänderin Halima lachend. Heute weiss sie, dass das Ding die Schöpfkelle oder der Schwingbesen oder das Wallholz heisst. In fünf Deutschlektionen haben die Teilnehmerinnen und ein Teilnehmer Deutsch gebüffelt und zusammen gekocht. Während des Kochens erhielten Alltagsgegenstände endlich einen Namen und den dazugehörenden Artikel. Einige hatten schon Deutschkurse besucht, danach aufgehört und alles wieder vergessen. In der Küche lernen sie nun Gegenstände des Alltags kennen, die sie immer wieder benutzen und frischen die Grammatik auf. Nomen wurden in einem Text gesucht, Fälle repetiert und Zeitformen bestimmt.
Beim letzten Kurs bereitete nun jede Teilnehmerin zum Abschluss ein kleines Gericht zu. Zuerst mussten sie die Zutaten benennen und anschliessend herstellen. Beim gemeinsamen Essen wurde die Zubereitungsart erklärt. Verben richtig auszusprechen ist für einige schon schwierig genug. Und diese im Satz am richtigen Ort und in der richtigen Zeitform einzusetzen bedeutet eine grosse Leistung.
Abschlussarbeit
Hauswirtschaftslehrerin Birgit Hausheer, die diesen Kurs organisiert und leitet, absolviert zurzeit den Lehrgang Deutsch als Zweitsprache. Der Kochkurs, der zugleich einen Sprachkurs beinhaltet, ist ihre Abschlussarbeit. Dank der finanziellen Unterstützung der Gemeinde konnte sie diesen Kurs gratis durchführen. «Es ist eine wunderbare Aufgabe und die Schülerinnen und der eine Schüler haben sich sehr engagiert», erzählt sie zufrieden.
Fortsetzung wünschenswert
Jeannette aus Holland ist mit ihrer Familie in die Schweiz gekommen und findet es wichtig, endlich richtig Deutsch zu lernen. Sie zeigt die Karteikärtchen mit deutschen Wörtern, die sie neu gelernt hat. Zu Hause werden die Wörter jetzt spielerisch in der Familie geübt. Richtig Deutsch lernen will auch Natalia aus Georgien, die mit einem Schweizer verheiratet ist. Sie erwartet ihr drittes Kind und ihre beiden Töchter, welche die Mutter zum Kurs begleiten, sprechen perfekt schweizerdeutsch. Beide schauen der Mutter interessiert zu, wie sie Käsekörbchen herstellt, und sind gespannt auf das originelle Gericht von Rassamee aus Thailand. Die Bolivianerin Melly arbeitet Hand in Hand mit Halima aus Thailand und ihre gemeinsame Sprache in der Küche ist Deutsch. Auch der Hahn im Korb Selin macht esSpass, in der Gruppe zu kochen. Mündlich könne er sich gut ausdrücken, aber das Schreiben bereite ihm sehr viele Probleme. Er sei sieben Jahre in England gewesen und jetzt fehlt ihm der Schulstoff Deutsch, berichtet er.
Es ist eine herzliche Stimmung an diesem letzten Kurstag und die Schulleiterin erhält zum Abschluss einen bunten Blumenstrauss. Schön wäre es, weitere Kurse durchzuführen, denn bereits haben sich sechs Interessenten gemeldet und auch die Pilotgruppe wäre bestimmt an einer Fortsetzung interessiert.