Wer rettet die alte Druckmaschine?
Das Wochenblatt lüftet das Geheimnis des moosbewachsenen Metalltrums, das (noch) im Garten der alten Druckerei am Stollenrain steht.
Zu Beginn der Spurensuche wusste weder Gemeinderat Jürg Seiberth noch Dominique Oppler, ehemaliger Verlagsleiter des Wochenblatts, der die Maschine einmal in den Garten am Stollenrain hatte dislozieren lassen, woher diese kam und wie alt sie ist. Stefan Ledergerber, Direktor des «Musée Gutenberg Museum» in Fribourg, konnte eine erste Auskunft erteilen. «Das ist aber ein rechter Apparat», schrieb er und unterstrich den Satz mit einem Smiley. Er ordnet die Maschine der Familie der Horizontal-Tiegel-Druckerpressen zu, bei der der Druckstock im Bleisatz horizontal eingespannt und mit der Walze eingefärbt wird.
Als Tiegeldruckpresse wird eine Druckerpresse bezeichnet, bei der der Press- und der Gegenpresskörper eine ebene Fläche bilden. Diese Maschine eignet sich vor allem für kleinformatige Produkte wie Karten, Briefpapier oder Etiketten. Das Alter schätzte Ledergerber auf rund 100 Jahre. Der Schriftzug auf der Tiegelpresse half weiter: «Johann F. Gietz & Co. Zürich». Johann Friedrich Gietz hatte im Jahr 1892 in Zürich-Oerlikon eine Einzelfirma gegründet. 1918 wurde die Produktion von eigenen Buchdrucktiegelpressen aufgenommen, welche die Bezeichnung Presto trugen.
Geschichte der Druckerei Arlesheim
Die Informationen der ehemaligen Druckereibesitzer Bruno und Myriam Hofmeier sowie die Erinnerungen von Fritz Lobsiger, einem ehemaligen Drucker in der Ära Hofmeier, liessen das Puzzle langsam vollständig werden. Aufgrund eines Artikels von Josef Hofmeier im «Wochenblatt» vom 10. Oktober 1980 liess sich die Geschichte der Druckerei rekonstruieren.
Um die Wende zum 20. Jahrhundert gehörte die Druckerei Arlesheim einem G. Schmidt, der das «Arlesheimer Bezirksblatt» für Aesch, Arlesheim und Münchenstein-Neuewelt» herausgab; später kamen Dornach, Reinach und Pfeffingen hinzu. Im Jahre 1911 verkaufte Schmidt das Geschäft. Die Druckerei Arlesheim AG wurde gegründet. 1913 wurde die Zeitung unter dem neuen Namen «Tagblatt für das Birseck, Birsig- u. Leimental» weitergeführt. Am 1. Dezember 1933 übernahm Josef Hofmeier das Blatt. Er war damals erst 27 Jahre alt. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde das Tagblatt kurzzeitig eingestellt, aber schon am 20. Oktober 1939 erschien erstmals «Das Wochenblatt für das Birseck und Dorneck». Von 1980 bis 1998 arbeitete Myriam Hofmeier als Redaktorin des Wochenblatts. Auf der alten Pronto wurden nur noch Todesanzeigen und andere Kleindrucksachen hergestellt.
Anfang 1998 verkauften Hofmeiers an die Vogt-Schild AG, heute gehört das Wochenblatt zu CH Media, einem Joint Venture der AZ Medien und der NZZ-Medien-gruppe.
Perfekte Deko für den Garten
Die Tiegelpresse Pronto von Gietz war schon vor der Ära Hofmeier veraltet. Sie stammt wohl aus den frühen 1920er-Jahren. Die alte Druckerei am Stollenrain wird bald abgerissen und macht Platz für den neuen Gemeindesaal. Nun sucht die Tiegelpresse einen neuen Besitzer. Die nicht mehr benutzbare Maschine ist zur Plastik geworden, zum «Objet trouvé». Es wäre jammerschade, wenn die Gietz-Tiegelpresse verschrottet würde. Wer dieses «Objet trouvé» im Garten oder in einem Innenraum aufstellen möchte, kann sich bis zum 21. Februar bei Daniela Baum bei der Gemeindeverwaltung Arlesheim melden.