Weihnachtliche Feuertaufe
Im Weihnachtskonzert vom Wochenende zeigte sich der Musikverein Arlesheim unter dem Dirigat von Edgar Jäggi in Form. Mit «Feuerfest!» setzte das Bläserensemble auf dramatische Musik und grosse Gefühle.
Thomas Brunnschweiler
Mit der bekannten Ouvertüre der «Feuerwerksmusik» von Georg Friedrich Händel wurde das feurige Programm in der reformierten Kirche eröffnet. Schon im wuchtigen, prozessionsartigen Adagio liess sich das Ensemble mit einem satten, strahlenden Gesamtklang hören und wusste insgesamt bis ans Ende des Konzertes zu gefallen. Vor fast vollen Rängen führte Simone Trächslin als Moderatorin durchs Konzert.
Starke Solistinnen
David Marlatts «Rise oft he Phoenix», ein Stück mit unterschiedlichsten Klangfarben, begann fulminant und bestach mit seinen kurzen, nicht einfachen rhythmischen Figuren in der Dur-Pentatonik. Auch der 7/8-Takt im dritten Teil stellte an das Ensemble höchste Ansprüche. In den vierten Teil der Harry-Potter-Geschichte konnten die Zuhörer bei Patrick Doyle’s sinfonischer Suite «Harry Potter und der Feuerkelch» eintauchen. Von der lieblichen Wintermelodie mit Harfenklängen von Sina Buser über den – mit lauten Rufen und viel Schlagwerk eingeführten –Quidditch-Weltcup bis hin zu den unheimlichen Dissonanzen im Schlussteil «Voldemort» zeigte sich der Musikverein stets auf der Höhe soliden Musikhandwerks. Das 2006 entstandene Stück «Dragon Fight» von Otto M. Schwarz entpuppte sich als abwechslungsreiche Programmmusik, die insbesondere von Temposteigerungen und dynamischen Wechseln lebt. Schwarz wurde durch eine Drachensage aus dem Liechtensteinischen Guflina inspiriert. Das Klezmer-Stück «Phoenix» des jüdischen Komponisten Helmut Eisel ist den im Holocaust umgebrachten Musikern gewidmet. Eveline Fivian (Sopransaxofon) und Carina Strahm (Klarinette) interpretierten die Solopassagen dieses heiter-melancholischen Werks äusserst einfühlsam.
19. Jahrhundert zum Abschluss
Nicht fehlen durfte ein Medley aus «Orpheus in der Unterwelt» von Jacques Offenbach, das präzise und dynamisch subtil gespielt wurde. Nach dem berühmten Höllen-Cancan aus dem 2. Akt wurde der Musikverein mit Applaus und Bravorufen eingedeckt. In seiner Abschlussrede erklärte Vereinspräsident Beat Marti das Konzept der kommenden Programme. Man setze auf das Thema der vier Elemente. Da der MV Arlesheim 2016 an das Eidgenössische Musikfestival in Montreux fährt, werden das Frühsommerkonzert sowie einige andere Auftritte ausfallen. Den offiziellen Schlusspunkt bildete «Feuerfest!», das titelgebende Stück von Josef Strauss. Mario Hügi kam als Perkussionist mit Hämmern an einem Amboss zum Einsatz. Tatsächlich hat der Titel der französischen Polka nur indirekt mit einem Fest zu tun. Josef Strauss widmete sein Stück dem 20 000sten feuerfesten Stahltresor der Firma Wertheim, der 1869 in Wien in Anwesenheit der Prominenz gefeiert wurde. Nach einem Dacapo der Polka stimmte der Musikverein zwei Weihnachtslieder an, in welche das Publikum nach Belieben gesanglich einstimmen konnte.