«Was ist eigentlich los mit unserem Land?»

Anlässlich des Bettages fand am Sonntag im Arlesheimer Badhof ein ökumenischer Gottesdienst statt. Mit dem ehemaligen langjährigen Ständerat René Rhinow konnte eine veritable Schweizer Politpersönlichkeit als Referent gewonnen werden.

Schweizer Polit-Urgestein: René Rhinow war Gastredner am Bettag. Fotos: Florin Bürgler

Schweizer Polit-Urgestein: René Rhinow war Gastredner am Bettag. Fotos: Florin Bürgler

Aus vollen Kehlen: Der Männerchor sorgte zusammen mit dem Musikverein Arlesheim für die musikalische Umrahmung.

Aus vollen Kehlen: Der Männerchor sorgte zusammen mit dem Musikverein Arlesheim für die musikalische Umrahmung.

Schweizer Fahnen und Sonnenblumenmeer: Den rund 150 Besucherinnen und Besuchern des ökumenischen Gottesdienstes am vergangenen Sonntag wurde eine Kulisse geboten, die einem nationalen Feiertag, wie es der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag ist, würdig war. Hinter dem Rednerpult reihten sich die Mitglieder des Musikvereins Arlesheim auf, und auch der Männerchor war vorne im Publikum präsent. Pünktlich um 10  Uhr begrüsste Gemeinderat Jürg Seiberth (SP) die Anwesenden – sichtlich erfreut darüber, dass sich das Wetter an diesem Morgen ganz im Sinne der Sonnenblumen präsentierte. Direkt neben dem Rednerpult nahmen die drei Kirchenvertreter Platz: Pfarrer Thomas Mory von der reformierten Kirchgemeinde, Pfarrer Alexander Pasalidi von der römisch-katholischen Kirchgemeinde und Hannes Felchlin, Präsident der christkatholischen Kirchgemeinde. Es folgten kurze Grussworte und Bibellesungen, doch der Bogen zu den weltlichen Themen liess nicht lange auf sich warten. Mit Blick auf die aktuelle politische Situation meinte Felchlin: «In Zeiten von Polarisierung und Pauschalisierung braucht es Brückenbauer.»

Als genau ein solcher galt und gilt der eingeladene Redner Dr. iur. René Rhinow, alt Ständerat und ehemaliger Präsident des Schweizerischen Roten Kreuzes, der kurz darauf die Bühne betrat. Der heute 80-Jährige verbrachte einen Grossteil seiner Kindheit in Münchenstein und war mehr als 20 Jahre Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Basel. Rhinow war von 1987 bis 1999 für die Baselbieter FDP im Ständerat  – das letzte Jahr als Ratspräsident. Seine Rede im Badhof stand unter der Leitfrage «Was ist eigentlich los mit unserem Land?».

Ein Tag der Versöhnung

Rhinow begann mit einer kurzen Einordnung der Rolle des Bettages. Mit der Gründung des schweizerischen Bundesstaates im Jahre 1848 kam ihm eine neue wichtige Bedeutung zu. Nach dem vorangegangenen Sonderbundskrieg, in dem unter anderem auch reformiert-­katholische Konflikte eine Rolle gespielt hatten, sollte der Bettag ein Feiertag werden, der von Angehörigen aller Konfessionen zelebriert werden konnte. So steht jeweils der dritte Sonntag im September auch im Zeichen des Respekts vor Andersdenkenden – konfessionell wie auch politisch. Rhinow sprach über seine Einschätzung der aktuellen politischen Lage und Ereignisse in der Schweiz: «Seit langem gibt es bei uns die Vorstellung, es gehe uns dann am besten, wenn wir in Ruhe gelassen werden und uns nicht einmischen.» Damit mache man schnell einen grossen Bogen um die unangenehme Tatsache, dass die existenziellen Herausforderungen unserer Zeit wie Klima und Umwelt sowie Migration und Sicherheit nur mit internationaler Kooperation angegangen werden können.

Das Hauptproblem unserer Aussenpolitik gemäss Rhinow: «Wir finden uns rasch, wenn es um die Aufzählung dessen geht, was wir nicht wollen. Es gelingt uns jedoch nicht, uns auf unsere zentralen Interessen zu einigen.» Er führte aus, wie wichtig die Toleranz gegenüber Andersdenkenden und der Gemeinsinn in einer Gesellschaft seien, und schlug damit die Brücke zur historischen, versöhnlichen Bedeutung des Bettages. «Heute möchte ich vor allem die Kirchen erwähnen. Sie erfüllen mit ihrer gemeinnützigen Arbeit wichtige Funktionen im Dienst der Gesellschaft, vor allem für die Schwachen unter uns.»

Nach der knapp 20-minütigen Rede wurde Rhinow mit einem warmen Applaus verabschiedet. Es folgten Wortbeiträge der Kirchenvertreter, während der Männerchor und der Musikverein Arlesheim für den musikalischen Schlusspunkt sorgten.

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