Von dampfenden Dreckhaufen und anderen Energiebündeln

Erstmals hat Arlesheim eine Energiewoche durchgeführt. Die sieben teilnehmenden Klassen haben ein Merkblatt für die Gemeinde konzipiert, das in die künftige Energieplanung einfliessen soll.

Weiterbildung: Schülerinnen erklären Gemeinderätin Anet Spengler (Mitte) ihr Plakat.  Foto: Lucas Huber
Weiterbildung: Schülerinnen erklären Gemeinderätin Anet Spengler (Mitte) ihr Plakat. Foto: Lucas Huber

Lucas Huber

Verschimmeltes Brot mit Drecksauce, zwei Dreckhaufen, von denen einer dampfte und einer nicht, und Gestank. Überall Gestank. So spricht eine Schülerin der Gerenmatte Arlesheim nicht etwa von der Mensa, sondern von der Grünvergärungsanlage. Die gehörte zum Programm, als sich vergangene Woche sieben Klassen innerhalb einer Projektwoche aufgemacht haben, der Energie auf den Grund zu gehen.

Herausgekommen ist zuerst einmal eine Ausstellung. Jede Klasse hat ein Poster zu einem bestimmten Thema konzipiert. Es ging um besagte Grünvergärung, aber auch um Energieeffizienz, Wasserverbrauch, Kompostierung. Dafür hat man etwa das Holzkraftwerk in Basel besucht oder das Pumpwerk in Aesch. Die Schüler haben bei der EBM in Münchenstein ein LED-Licht gebaut und Wasser mittels einer Kurbel erwärmt. Und das ist anstrengend: Zwei Schüler mussten während elf Minuten kurbeln, um eine Tasse Wasser zum Kochen zu bringen.

Schüler informieren Gemeinde
Mit den entstandenen Postern ist eine Ausstellung entstanden, die am Freitag, kurz nach Mittag, der Lehrerschaft, den Organisatoren, den andern Schülern und Eltern in der Aula präsentiert wurde. Nun sind die Informationstafeln noch einige Woche im Foyer der Bibliothek zu sehen.

Neben den Postern entstand ein Merkblatt, eine Essenz der Erkenntnisse, die die Schüler und Schülerinnen während der Energiewoche bekommen haben. Dieses Merkblatt übergaben sie Gemeinderätin und «Umweltministerin» Anet Spengler, die bereits über die Poster gestaunt hatte: «Da lerne ich Dinge, die ich vorher nicht gewusst habe», lobte sie die Schüler. Spengler verspricht: «Wir werden uns das Merkblatt ganz genau ansehen und schauen, was sich umsetzen lässt. Vielleicht ist ja etwas dabei, an das wir noch gar nicht gedacht haben.» Zum Beispiel, dass ein Viertel des Trinkwassers die Toilettenspülung hinabstrudelt?

Lehrer bloss beobachtend
Philippe Hollenstein, Klassenlehrer der 2b, beschrieb genau diese Arbeit als enorm herausfordernd für die Kinder. «Das Ganze aus einer Woche auf drei Sätze herunterzubrechen fiel ihnen schwer, aber man sieht: Es ist gelungen.» Für ihn war es ungewohnt, dass den Lehrern lediglich «eine mehr oder weniger beobachtende Rolle» zufiel. Organisiert wurde die Projektwoche unter dem Leitmotiv der Umweltpädagogik von der Gemeinde und deren Energiestadt-Berater Christoph Toth.

Die Gemeinde sieht es als ihre Aufgabe, das Thema ins Bewusstsein ihrer Einwohner zu rufen. «Wir wollen informieren», sagt Toth, «und hoffen, dass die Kinder die Thematik in die Familien tragen und daraus Gespräche entstehen.» Etwa über Glühbirnen, deren Energie zu 95 Prozent als Hitze verpufft. «Das ist krass», kommentiert die Klasse 2d im Merkblatt.

Finanziell stand bei diesem Pilotversuch die Gemeinde gerade. Das soll sich in den kommenden Jahren ändern, denn: Die Energiewoche soll fester Bestandteil in der Gerenmatte werden. Darum hofft Marcel Leutwyler, Organisator vonseiten der Gemeinde, dass für die Energiewoche 2014 Sponsoren gefunden werden können.

Weitere Artikel zu «Arlesheim», die sie interessieren könnten

Arlesheim13.11.2024

«Die Aufführung ist wie eine grosse Party»

Am Samstag bringt der Sonnenhof ein inklusives Tanzprojekt auf die Bühne: Im Setzwerk zeigen über 20 Tanzbegeisterte, wie vielfältig der Ausdruck über Bewegung…
Arlesheim06.11.2024

Personalnot bedroht Theater in seiner Existenz

Das Theater auf dem Lande braucht dringend neue Kräfte für den Vorstand und im Hintergrund. Ansonsten ist nach 45 Jahren Schluss mit regelmässiger Kleinkunst…
Arlesheim30.10.2024

«Hospital at Home»: Klinik Arlesheim erhält mehr Geld vom Kanton

Die Klinik Arlesheim testet für den Kanton die Spitalversorgung zu Hause. Bereits 290 Menschen wurden auf diese Weise behandelt – mehr als ursprünglich…