Vom Bambus- zum Glasfaserstab: 150 Jahre Turnverein Arlesheim
Anlässlich seines 150-jährigen Bestehens blickt der Turnverein Arlesheim in einer Jubiläumsausstellung in der Trotte auf seine stolze Geschichte zurück.
Lukas Hausendorf
Vor 100 Jahren bahnte sich in Arlesheim eine grosse Stabhochspringerkarriere an. Die des Ernst Gerspach, der zum erfolgreichsten Schweizer Stabhochspringer und Mehrkämpfer seiner Generation werden sollte. Bis 1923 verbesserte er den Schweizer Rekord um ganze 60 Zentimeter auf 3,6 Meter. 1924 ergattert sich Gerspach an den Olympischen Spielen in Paris gar ein Diplom. Nach seiner Sportlerkarriere gründet er 1927 das gleichnamige Sporthaus an der Gerbergasse. Ein Jahrhundert später bahnt sich in Arlesheim nun die nächste Stabhochspringerkarriere an. Marquis Richards, frischgebackener Hallen-Schweizer-Meister seiner Disziplin, springt bereits 5,31 Meter und hat seine besten Jahre noch vor sich.
In den fast 100 Jahren, die zwischen ihren Karrieren liegen, hat sich nicht nur ihr Arbeitsgerät weiterentwickelt. Die Jubiläumsausstellung des Turnvereins Arlesheim anlässlich seines 150-jährigen Bestehens im Ortsmuseum Trotte, wirft einen spannenden Blick zurück, der zwischen Bambus und Glasfaser-Kunstoff über ein Jahrhundert Sport- und Dorfgeschichte aufrollt.
Aus Turnern wurden Athleten
«In der heutigen Zeit ist alles ganz anders», sagt die Ausstellungsverantwortliche Regina Völlmin. Aus den Anfängen des Turnvereins, als noch im Wortsinn geturnt wurde, berichten zahlreiche alte Schriften, die der sauber dokumentierten Vereinsgeschichte entnommen werden konnten. Eine Arbeit, die vor 25 Jahren letztmals in verdankenswerter Weise zu einem Grossteil verrichtet wurde, als das letzte grosse Jubiläum gefeiert wurde. Hinzugekommen sind alte Filmaufnahmen, die durch das Sportmuseum digitalisiert und für die Ausstellung aufbereitet wurden. «Andernfalls hätte man die gar nicht mehr zeigen können», meint Völlmin. Schlicht, weil die alten Trägermedien längst obsolet wurden.
Die Rückschau zeichnet auch den Wandel des Turnvereins nach, der heute längst ein Sportverein ist. Das mache doch keinen Unterschied, mag man einwenden, doch tatsächlich schafft die begriffliche Unterscheidung auch die Trennlinie zwischen Gegenwart und Vergangenheit. «Früher wurde der gesellschaftliche Aspekt hochgehalten, heute wird das Angebot einfach konsumiert», versucht Völlmin den Wandel zu erklären. Den Geist der Turner lässt sich aber heute noch erleben. Dieses Jahr steht wieder ein Besuch am Eidgenössischen Turnfest in Biel an, «wo den Jungen die Tradition nähergebracht wird».
Vom «Mätteli» zum Sportplatz
Zeugnis über die Professionalisierung und stärkeren Leistungsfokussierung im Turnverein gibt auch die Veränderung ihrer Trainingsgründe ab. Bis 1953 trafen sich die Turner für ihre Bewegungseinheiten noch auf dem «Mätteli» am Bromhübel, das 1964 aufgrund der fortschreitenden Motorisierung der Gesellschaft Parkplätzen weichen musste. Die Sportanlage Hagenbuchen wurde aber schon 1953 eingeweiht wurde. Seit bald dreizehn Jahren steht gar eine Dreifachturnhalle für die polysportive Talentförderung des Turnvereins zur Verfügung.
Die Ausstellung dauert vom kommenden Sonntag bis Samstag, 27. April. Die Öffnungszeiten können der Jubiläumswebseite des TVA entnommen werden: <link http: www.150jahretva.ch external-link-new-window>www.150jahretva.ch.
Eierleset
Gleichentags wie die Ausstellungseröffnung findet im Dorf vor der Trotte die traditionelle Eierleset des Turnvereins statt. Der Startschuss fällt um 13.30 Uhr mit dem Kinderrennen, gefolgt von den Plausch- und den Elite-Teams. Um 12 Uhr eröffnet bereits die Festwirtschaft in der Trotte.