Vom aufregenden Leben eines Rettungssanitäters
Horst Heckendorn hat ein Buch über seine langjährigen Erfahrungen als Rettungssanitäter geschrieben. Was ursprünglich als Therapie nach einem traumatischen Erlebnis gedacht war, wurde mittlerweile zu einem internationalen Bestseller.
Oliver Sterchi
Horst Heckendorn hat sprichwörtlich alles schon erlebt: kotzende Jugendliche mit Alkoholvergiftung, halb verweste Leichen und blutgetränkte Wohnzimmer. Seit über 25 Jahren arbeitet der gebürtige Deutsche als Rettungssanitäter bei der Käch-Falck AG in Dornach. Über seine Erlebnisse hat Heckendorn ein Buch verfasst, welches im März vergangenen Jahres veröffentlicht wurde. Das Werk trägt den rustikalen Titel «Ich bin zu alt für diese Scheisse!» und enthält fünfzig wahre Begebenheiten aus dem Dienstalltag des Autors. Die Geschichten lesen sich leicht und sind stets mit einer Prise (Galgen-)Humor gewürzt. Inzwischen wurde das Buch zu einem Bestseller im deutschsprachigen Raum. Über 40 000 Exemplare gingen bis anhin über die Ladentheke. Heckendorn erhält sogar Fanpost aus Brasilien und Australien. «Ich freue mich wahnsinnig darüber, dass das Buch so gut ankommt bei den Leuten», sagt der Autor.
Am Anfang des Erfolgs stand jedoch eine tragische Geschichte: Am 26. Januar 2013 hatte Heckendorn gerade Nachtdienst, als ein Notruf auf der Zentrale eintraf. Ein Mann rief die Ambulanz und gab an, dass seine Frau und sein Kind nicht mehr sprechen würden. «Ich wurde stutzig und dachte zunächst an einen Suizid», sagt Heckendorn. Trotz Bedenken machte sich der erfahrene Rettungssanitäter auf den Weg zur entsprechenden Adresse. «Als ich dort ankam und an der Tür klingelte, hielt mir der ältere Mann plötzlich eine Pistole vor die Nase», erzählt Heckendorn. An die folgenden Sekunden erinnert sich der 49-Jährige nur in Zeitlupe: «Ich drehte mich um und ging die acht bis zehn Meter bis zum Rettungswagen zurück. Ich erwartete, dass es jederzeit knallen würde, und dachte an meine Frau, unser Haus und die gebuchten Ferien in Thailand.»
Fortsetzung geplant
Glücklicherweise kam es jedoch nicht zur Tragödie. Die Polizei konnte den psychisch verwirrten Mann überwältigen. Das traumatische Erlebnis hinterliess jedoch Spuren bei Heckendorn: «Ich war nicht mehr ich selbst. Ich fühlte mich wie in Watte gepackt, als ob das Leben an mir abprallen würde.» Eine Therapeutin riet ihm schliesslich, seine Erlebnisse zur Verarbeitung aufzuschreiben. «Als ich einmal angefangen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören. Plötzlich kamen auch längst vergessene Erlebnisse wieder hoch. Im Nu kamen so zwanzig Geschichten zusammen», sagt Heckendorn. Nachdem er die Texte einigen Freunden und Bekannten zum Gegenlesen geschickt hatte, wandte sich der Autor an verschiedene Verlage. Der Rest ist Geschichte. Momentan schreibt Heckendorn an einem zweiten Buch, das im Herbst erscheinen soll. Der Titel ist bereits bekannt: «Man wird nicht jünger durch den Scheiss!»
Horst Heckendorns Lesung findet am 13. April 2016 um 18 Uhr im «wahligusto» am Schorenweg 10 statt. Mehr Infos unter www.wahlievents.ch.