Uptown Basel: Ein glasklarer Entscheid für das Industrieareal
Die Gemeindeversammlung hat dem Quartierplan «Untere Weiden II» mit grossem Mehr zugestimmt. Die Gruppe «pro-4144 Arlesheim» überlegt derweil, ob sie das Referendum ergreifen will.
«Wir haben hier Macher mit einer Vision, die einen neuen Leuchtturm für die Industrie und für Arlesheim bilden werden», sagte Gemeindepräsident Markus Eigenmann (FDP) einleitend vor der Abstimmung über den Quartierplan «Untere Weiden II». Und er war nicht der Einzige, der dem Unternehmen eine grosse Zukunft vorhersagte. Auch die zuständige Gemeinderätin Ursula Laager (Frischluft) zeigte sich begeistert vom Vorhaben und legte sogar noch eine Schippe obendrauf: Heute sei Arlesheim für die Ermitage und den Dom bekannt. In einigen Jahren hiesse es dann wohl: «Arlesheim, das ist doch die Gemeinde mit Uptown Basel?» Ein Raunen ging durch den Saal.
Landrat und FDP-Arlesheim-Präsident Balz Stückelberger redete gar von einem Projekt mit «nationaler Ausstrahlung». Die private Initiative brauche viel Mut und Unternehmergeist, sagte Stückelberger mit Blick auf die Zuschauertribüne, von der aus Uptown-Investor Thomas Staehelin, CEO Baschi Dürr, und Arealentwickler Hans-Jörg Fankhauser zusahen. Und Urs Endress erzählte, dass sein Vater in den 70er-Jahren ursprünglich in Arlesheim bauen wollte. Doch die Gemeinde war dagegen – und heute ist das Unternehmen in Reinach ansässig. Endress ermahnte denn auch: «Man muss im richtigen Moment Ja sagen.»
Dem Loblied schlossen sich die Ortsparteien an – alle ausser der SP (Stimmfreigabe) hatten die Ja-Parole beschlossen. Die SP appellierte indes an die Gemeinde und den Bauherrn, dass der Einpassung der Gebäude in die Landschaft oberste Priorität einzuräumen sei. Anschliessend erklärte Martin Wechsler von der Stiftung Trikolon, der das benachbarte Gelände gehört, dass sie dieses an eine Genossenschaft aus Handwerkern und Kulturschaffenden abgeben werde. «Auch Handwerker und Künstler sind auf günstige Mieten angewiesen», erklärte er und wies darauf hin, dass viele Baumaterialien aus dem Abbruch der bisherigen Liegenschaften auf dem Upown-Gelände von der neuen Genossenschaft wiederverwertet würden.
Urnengang abgelehnt
Die wenigen kritischen Stimmen monierten hauptsächlich die Pläne für das 60-Meter-Hochhaus. Alt Gemeinderätin Marie Regez sagte im Namen «weniger Leute, die sich an dem Projekt stören», wie sie selbst erklärte, dass der Bau wie ein Klotz in der Birslandschaft wirken würde. Das Projekt sei ambitiös, mutig, aber: «Das Hochhaus ist enorm hoch. Wir können es uns fast nicht vorstellen.» Ihr Rückweisungsantrag, das Hochhaus auf die Höhe des jetzigen PTT-Gebäudes zu beschränken, wurde mit 111 zu 21 Stimmen abgelehnt.
Auch die Forderung eines Einzelvotanten, das Geschäft an die Urne zu bringen, scheiterte.
Die Schlussabstimmung über den Quartierplan zeigte schliesslich, was während der Diskussion absolut klar wurde: Arlesheim steht dem Projekt positiv gegenüber. Mit 114 Ja- und zu 20 Nein-Stimmen stimmte eine grosse Mehrheit dem Quartierplan zu.
«pro-4144» will «gut abwägen»
Doch trotz der klaren Abstimmung ziehen die Gegner des Projekts derweil in Erwägung, das Referendum zu ergreifen. «Wir wurden verschiedentlich darauf angesprochen», erklärt Christian Schüpbach von «pro-4144 Arlesheim». Es sei zweifelsfrei ein klarer Entscheid gewesen, und die Gruppe sei auch nicht «grundlegend gegen das Projekt». Die Gegner stören sich jedoch am Verkehrsaufkommen, das zunehmen werde, und an den Dimensionen des Hochhauses. Man wolle allerdings gut abwägen, ob ein Referendum tatsächlich sinnvoll sei – dies hänge von der Rückmeldung aus der Bevölkerung ab. Die Gruppe «pro-4144» steht vielen Projekten in der Gemeinde kritisch gegenüber, vehement eingesetzt hat sie sich vor allem bei der Abstimmung um den Quartierplan «Schneckenbündten II». Sollte sie tatsächlich das Referendum ergreifen wollen, so bleiben ihr nun noch knapp drei Wochen Zeit, um die nötigen Unterschriften zu sammeln.
Keine Quote für günstigen Wohnraum
fam. Der Souverän beschloss am Mittwochabend, auch künftig keine Quote für gemeinnützigen Wohnbau zu definieren. SP-Co-Präsidentin Noemi Sibold hatte an der Gemeindeversammlung im September einen entsprechenden «Antrag 68» gestellt. Der Gemeinderat wäre dadurch gefordert gewesen, einen entsprechenden Vorschlag für Massnahmen auszuarbeiten. Gemeindepräsident Markus Eigenmann empfahl der Versammlung, den Antrag als nicht erheblich zu erklären, da die Gemeinde bereits heute diverse Massnahmen ergreife, um den gemeinnützigen Wohnbau zu fördern. Etwas verlegen fügte er an, dass der Gemeinderat im Übrigen momentan sehr viele Geschäfte zu beraten habe. Die Versammlung folgte der Empfehlung und erklärte den Antrag mit 76 zu 60 Stimmen für nicht erheblich. Einstimmig angenommen wurde hingegen die Totalrevision des Musikschulreglementes, verbunden mit einer Anpassung der Tarife, durch welche die Gemeinde künftig Kosten in der Höhe von 18000 Franken einspart.