«Überbauung wird der Lage und der Umgebung gerecht»

Der Quartierplan «Uf der Höchi II» wird im Dorf kontrovers diskutiert. Bei einem Nein könnten die betroffenen Anwohner, die ihren Widerstand in einem Zweckverband gebündelt haben, mehr verlieren als ihnen recht ist.

Gespaltene Ansichten: Der Quartierplan «Uf der Höchi II» schafft einen Konflikt zwischen den Interessen der Betroffenen Anwohner und der Gemeinde. Die Departementsvorsteher Daniel Wyss (Hochbau, rechts) und Anton Fritschi (Tiefbau) haben an der Ge
Gespaltene Ansichten: Der Quartierplan «Uf der Höchi II» schafft einen Konflikt zwischen den Interessen der Betroffenen Anwohner und der Gemeinde. Die Departementsvorsteher Daniel Wyss (Hochbau, rechts) und Anton Fritschi (Tiefbau) haben an der Gemeindeversammlung vom 20. Juni ein umstrittenes Geschäft zu vertreten. Foto: Lukas Hausendorf

Ortstermin auf der Höhe am Montagnachmittag vor einer Woche. Vom Zirkelacker präsentiert sich eine prächtige Aussicht. An der kleinen Quartierstrasse ob der Brachfläche wohnen jene, die durch den Quartierplan «Uf der Höchi II» einen unmittelbaren Nachteil erleiden würden. Die freie Parzelle beim Bärenbrunnenweg soll demzufolge mit neun Häusern überbaut werden, in denen 44 Wohnungen untergebracht sind. Sechs Hauseigentümer am Zirkelacker hätten dann ein Mehrfamilienhaus vor der Aussicht. Das konnten sie nicht ahnen. Denn als sie ihr Haus gebaut hatten, steckte noch der Quartierplan «Uf der Höchi I» in der Schublade, der eine andere Anordnung der Gebäude vorgesehen hatte.

Dummerweise wurde der Plan aber verworfen, nachdem am Zirkelacker schon gebaut wurde. Die Wohnungen wären offenbar zu teuer geworden, die Nachfrage dafür nicht vorhanden. Die Landeigentümerin Steiner AG liess einen neuen Quartierplan erarbeiten, der besser auf die Bedürfnisse des Marktes eingeht. Gemeinderat und Hochbauchef Daniel Wyss kann den Unmut der Anwohner darüber denn auch nachvollziehen. «Natürlich hätten sie lieber die freie oder die damals vorgesehene Aussicht nach Westen», sagt er. Die Vorwürfe der ungenügenden Mitwirkung und fehlenden städtebaulichen Überlegungen will er aber nicht gelten lassen. Er zückt die morphologischen Studien hervor, die von der Eigentümerin in Auftrag gegeben wurden. Zig verschiedene Bebauungsvarianten werden darin durchgespielt. Unterschiedliche Baukörper, Ausrichtungen und Arrangements. «Die haben sich wirklich viel überlegt», sagt Wyss. Zudem sei die Gefällsituation sehr anspruchsvoll. Der daraus entstandene Quartierplan hat schliesslich die Gebäudestruktur im Quartier übernommen. Die neun Häuser sollen parallel zum Rest stehen. «Die Überbauung wird der Lage und Umgebung wirklich gerecht», findet er.


Ökologisches Wachstum

Die grosse Grünfläche und die ökologischen Ausgleichsflächen seien eines der herausragenden Argumente für den Quartierplan, findet Wyss. Das ist der konzentrierten Bauweise zu verdanken. Es sind Baukörper, die den Raum optimal ausnützen und den grössten Teil des Landes unverbaut belassen.
«Es ist eine Konzentration und eben keine Verdichtung, wie die Gegner unterstellen», sagt Tiefbauchef Anton Fritschi. Der Unterschied liegt im Detail. Verdichtung würde heissen, mehr Nutzfläche und mehr bebaute Fläche als in der umliegenden Zone zuzulassen. Im neuen Quartierplan II ist aber die Nutzfläche in etwa gleich wie in der umliegenden Bauzone – bei gleichzeitig deutlich weniger bebauter Fläche. «Wohnraum zu schaffen, ohne viel Fläche zu verbauen: Das ist in unseren Augen zukunftsweisendes Bauen», erklärt Wyss.
Der Quartierplan «Uf der Höchi II» ist denn auch prototypisch für die räumliche Entwicklungsstrategie des Gemeinderats. Er macht es möglich, dass weitere Familien mit Kindern auf der Höchi wohnen können, umgeben von viel Grün. «Ohne dass unsere Einwohnerzahl wächst, brauchen wir pro Jahr rund 30 neue Wohnungen», sagt Fritschi. Der Mehrbedarf ergibt sich aus dem Wandel der Lebensformen. Die Menschen beanspruchen immer mehr Wohnraum für sich. Und der Fussabdruck soll dabei möglichst klein gehalten werden. Sprich Wohnraum schaffen, ohne Grünflächen zu zerstören.


Fragezeichen bei einem Nein
Bleibt noch die Frage, was denn passieren würde, wenn der Quartierplan von der Gemeindeversammlung oder später an der Urne verworfen würde. Eines scheint ausgeschlossen: Der alte Quartierplan, der dann zwar Gültigkeit hätte, käme nicht mehr aus der Schublade, das hat die Steiner AG bereits deutlich gemacht.

Theoretisch könnte ein neuer, dritter Quartierplan ausgearbeitet werden. Dann würde das Land aber auf mehrere Jahre brachliegen. Darauf wird sich die Eigentümerin aber kaum einlassen. Realistischer wäre ein Verkauf. Oder sie könnte über den Regierungsrat beantragen, dass die im Zonenplan gültige Regelbauweise zugelassen wird und ohne Quartierplan Häuser in die Landschaft gepflanzt werden. Dann würden bis zu drei neue Quartierstrassen gebaut, um die neuen Häuser zu erschliessen. Das gäbe signifikant mehr Verkehr im Quartier. Setzt sich aber der Quartierplan «Uf der Höchi II» durch, verschwindet der Verkehr grösstenteils unter der Erde in einer Einstellhalle. Die Siedlung hätte lediglich acht oberirdische Besucherparkplätze.

Die Stimmbürger haben hierzu am Donnerstag, 20. Juni, an der Gemeindeversammlung das Wort. «Ein Nein wäre einfach mit vielen Unsicherheiten behaftet», gibt Wyss zu bedenken.

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