Trotz Digitalisierung: Bibliotheken haben Zukunft
Mit einem Kasperlitheater, Kaffee, Kuchen und einer Lesung feiert die Gemeindebibliothek Arlesheim am Samstag ihren 80. Geburtstag.
Wer sich Bücher ausleihen möchte, kann das in Arlesheim schon sehr lange machen. Doch während früher lediglich der Flüsterton in Bibliotheken erlaubt war und es den Bibliothekaren vorbehalten blieb, Bücher aus den Regalen zu holen, ist die Gemeindebibliothek Arlesheim (GBA) heute ein lebendiger und moderner Ort, an dem sich Leute aus der Region generationenübergreifend treffen.
In diesem Jahr feiert die Bibliothek ihr 80-Jahr-Jubiläum und ist somit eine der ältesten Gemeindebibliotheken im Kanton Baselland. Laut «Heimatkunde Arlesheim» hatten der Katholische Volksverein und der Verkehrs- und Verschönerungsverein bereits in den 30er-Jahren je eine kleinere Bibliothek in Arlesheim. Diese beiden Sammlungen wurden 1943 zu einer Gemeindebibliothek im Gemeindehaus zusammengeschlossen. Ab 1965 wurde ein Raum im neu gebauten Gerenmattschulhaus dafür zur Verfügung gestellt und mit dem Umzug wurde die Bibliothek in eine Freihandbibliothek umgewandelt – die Besucher durften die Bücher zum ersten Mal selbst aus den Regalen holen.
Erst im Jahr 1991 wurden die rund 7000 Bücher in das ehemalige Postgebäude an der Ermitagestrasse gebracht, dem jetzigen Standort der GBA. «Heute umfasst unser Bestand über 20000 Medien», erklärt Monika Gschwind, die seit Mai 2021 die Leitung innehat. Rund 95000 Medien seien im letzten Jahr über die Ausleihtheke gegangen. Der jetzige Standort sei ideal, denn er ist zentral, hell und alles ist gut zugänglich auf dem Erdgeschoss verteilt. «Da der Platz aber gerade auch bei Anlässen eher eng ist, gibt es seit längerem Pläne für einen Neubau», erzählt Gschwind. Diese seien jedoch auf unbestimmte Zeit vertagt worden.
Das Angebot der GBA wird mehrheitlich von Arlesheimern, aber auch von Leuten aus Dornach genutzt – wobei Dornach keine eigene Gemeindebibliothek besitzt. Kinder und Jugendliche machen etwa die Hälfte der Nutzer aus, etwa 70 Prozent sind weiblich.
Ein «dritter Ort»
Aktuell gäbe es in der Bibliothekslandschaft den Trend in Richtung zeitweise unbediente Bibliothek, erklärt Gschwind. Doch die bediente Theke und auch die persönliche Beratung des Teams komme bei den Besucherinnen gut an, daran will Gschwind auch festhalten.
Dass die Bibliotheken mit gedruckten Büchern der Digitalisierung zum Opfer fallen könnten – darüber macht sich Gschwind keine Sorgen. «Es gibt viele Menschen, die zu Hause noch ein richtiges Buch in den Händen halten wollen.» Zudem sei die Bibliothek ein «dritter Ort», ein Ort der Gemeinschaft. «Hier kann man sich treffen und austauschen, ohne etwas zu konsumieren. Familien kommen gemeinsam hierher, Schüler machen ihre Hausaufgaben», erklärt Gschwind. Das sei auch ein Auftrag an Bibliotheken: Menschen sollen zusammengebracht werden – ganz getreu dem seit 2012 geltenden Leitbild der Gemeindebibliothek «lesen – bilden – unterhalten – begegnen».
«Das Angebot muss aktuell bleiben»
Trotzdem machen Veränderungen auch vor Bibliotheken nicht Halt. «Wir müssen mit der Zeit gehen», stellt Gschwind klar: «Das Angebot muss aktuell bleiben.» So seien in den vergangenen Jahren zum Beispiel Konsolenspiele und Tonie-Figuren in das Sortiment aufgenommen worden.
Seit 17 Jahren arbeitet Gschwind nun in Gemeindebibliotheken, fünf davon in Arlesheim. «Der Beruf ist sehr abwechslungsreich», erzählt sie. «Am schönsten ist dabei der Kundenkontakt, insbesondere mit Kindern. Einige davon habe ich mehr als 15 Jahre lang begleitet und aufwachsen sehen», erinnert sie sich.
Da das genaue Gründungsdatum der Bibliothek nicht dokumentiert wurde, findet die Feier zum Jubiläum mit verschiedenen Veranstaltungen nun am kommenden Samstag während des schweizweiten «Biblioweekends» statt. Während der offiziellen Geburtstagsfeier wird auch das Bibliotheks-Lesebänkli eingeweiht, das in Zukunft vor dem Gebäude stehen wird.
80-Jahr-Jubiläum der Bibliothek Arlesheim. Ermitagestrasse 2. Samstag, 25. März. Kasperlitheater um 9 und 10 Uhr. Offizielle Geburtstagsfeier mit Kaffee, Kuchen und Musik ab 12.30 Uhr. Lesung mit Patrick Tschan («Schmelzwasser») und Apéro um 19.30 Uhr.