Sundgauerhof bleibt erhalten

Die Besorgnis, der ehemalige Bauernhof an der Hauptstrasse 43 werde in seiner Substanz beeinträchtigt, ist grundlos. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude ist in guten Händen und unter scharfer Beobachtung.

Bijou mitten im Dorf: Der Sundgauerhof, von der Ermitagestrasse her gesehen.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Bijou mitten im Dorf: Der Sundgauerhof, von der Ermitagestrasse her gesehen. Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Bei den Einwohnern Arlesheims kam es schon zu Befürchtungen, der neue Besitzer des Sundgauerhofs wirke ohne Baubegehren an der historischen Baute. Die Begehung am 8. Juni unter der kundigen Führung von Walter Niederberger, dem stellvertretenden Denkmalpfleger, und von Architekt Florian Rauch, der eine akribische Bauaufnahme macht, zeigten, wie sorgsam man hier mit der Bausubstanz umgeht.

Involviert sind auch die Kantonsarchäologie und die Vereinigung für Bauforschung (VEBA). Die Kernkonstruktion des Dachwerks des Wohnhauses geht ins Jahr 1678/79 zurück, die Deckenbalken im Untergeschoss ins Jahr 1696/97. Das Ökonomiegebäude dürfte um 1805/06 errichtet worden sein. Der Sundgauerhof – der Name hat mit dem elsässischen Gebäudetypus zu tun – geht in die Zeit der Übersiedelung des Domkapitels zurück. Die Bauaufnahme zeigt, wo es im Haus zu Umbauten, Neueinzügen von Decken oder Wänden kam und welche Elemente älter sind als das Dachgeschoss.

Aufschlussreiche Geschichte
Trotz der bisherigen Abklärungen weiss man wenig über die Geschichte der verschiedenen Bewohner. Aufgrund der schönen Rankenmalereien aus dem 17. Jahrhundert im ersten Stock, die derzeit noch verdeckt sind, kann man auf einen Besitzer von Bedeutung schliessen. Wahrscheinlich hängt die Funktion des Hauses mit dem Rang des Dorfs als Sitz des bischöflichen Landvogts auf dem Schloss Birseck zusammen.

Früh schon war das Haus zwei Eigentümerparteien zugeordnet. Es war ein Glücksfall, dass Urs Kunz, der letzte Besitzer, dank seiner umfassenden Kenntnis von Handwerk und Geschichte das Gebäude sanft renovierte und vieles beliess. Der neue Besitzer schätzt die Arbeit der Fachleute, die mittels Messungen, Farbanalysen und dendrochronologischen Untersuchungen die Historie des Hauses lebendig werden lassen.

Die Zukunft des Sundgauerhofs
Arlesheim zeigt sich beim Sundgauerhof als Ort mit ehemals bäuerlicher Struktur. Ein solches Gehöft im Sundgauer Stil ist in seiner Art im Birseck einzigartig, wogegen sich in Allschwil noch andere Beispiele finden. Die Liegenschaft bietet sich für eine Mischnutzung zwischen stillem Gewerbe, Laden und Wohnhaus an. Hinter dem Projekt steht die Adagio AG, eine unabhängige Immobilien-Gesellschaft im Besitz von Danyel Martz und seinen Söhnen. Es geht der Firma primär darum, den Charakter und Charme von Bauten, unter Umsetzung sinnvoller Nutzung, zu wahren. Mehrere historische Liegenschaften im Dorfkern zeugen davon.

Es war der Gesellschaft eine Freude, den Sundgauerhof von der Familie Kunz zu erwerben, in der Absicht, zusammen mit dem Arlesheimer Architekten Heinz Burgener und dem spezialisierten Renovationsarchitekten Florian Rauch ein Bijou zu erhalten. Die Adagio AG will unter dem Begriff «Nucleus» ein «neues altes Herz» im Dorfkern lebendig werden lassen. Allfällige Baumulden im Hof und Staub aus den Fenstern dienen laut Eigentümer der Freilegung von «versteckten baulichen Schätzen» und nicht blindwütiger Auskernung. Die Adagio AG legt Wert auf die Feststellung, dass sie die Arbeiten wenn immer möglich an lokal ansässige Handwerker vergibt.

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