Stiftung Ermitage in grosser Geldnot

10 Millionen Franken muss die Stiftung Ermi­tage Arlesheim bis Sommer 2025 auftreiben. Eine Mitschuld an der finanziellen Misere gibt sie der Gemeinde.

Historisches Juwel: Die Ermitage ist der grösste englische Landschaftsgarten der Schweiz. Foto: Archiv / Nicole Nars-Zimmer

Die Stiftung Ermitage braucht Geld. Viel Geld. Damit der Garten «weiter überleben» könne, brauche es rund 10 Millionen Franken – und das bis im Sommer 2025. Das erklärte Heinz Burgener, Finanzverantwortlicher der Stiftung Ermitage, an einer öffentlichen Informationsveranstaltung am Montag. Wenn das nicht klappe, «dann wollen es die Leute vielleicht einfach nicht», sagte der designierte Gemeinderat Hartmut Vetter, der die Kommunikation übernommen hat, mit leichter Schwermut. Doch von Anfang an.

Die Finanzen der Stiftung stehen seit vielen Jahren in Schieflage. Schuld an der akuten finanziellen Misere gibt die Stiftung der Gemeinde Arlesheim, welche die Unterstützung heruntergefahren hat – diesen Vorwurf formulierte Stiftungsratspräsident Karl-Heinz Zeller an diesem Abend nicht nur einmal.

Grund für die Verwerfung: Die Gemeinde hat Ende 2021 eine Leistungsverein­barung mit der Stiftung gekündigt. Die Stiftung solle selbst finanzielle Mittel beschaffen, so der Gemeinderat. Als Übergangslösung bezahlt Arlesheim noch die Hälfte der anstehenden Kosten. Gemeinderat und Stiftungsrat Felix Berchten erklärte den Entscheid damit, dass die Gemeinde in der Vergangenheit einige Aufgaben der Stiftung übernommen habe. So führte sie etwa die Buchhaltung, verwaltete die Schlüssel oder führte an Stiftungssitzungen Protokoll. Auch die Pflege des Gartens ging zu Lasten der Gemeinde. Es sei nun aber Zeit für eine neue Auslegeordnung. Um dem Prozess Schub zu verleihen, habe der Gemeinderat die Kündigung ausgesprochen. Die Gemeinde erbringe – unter anderem durch den Werkhof – Leistungen in der Höhe von jährlich rund einer Viertelmillion Franken, hielt Berchten fest. Zeller äusserte jedoch Zweifel an der Höhe der Summe und erklärte, die Verrechnung finde intern statt, die Zahlen seien schöngeredet worden.

Kritik an Gemeinde und Stiftung

Seit ihrer Gründung im Jahr 1785 lockt die Ermitage in Arlesheim, übrigens der grösste englische Landschaftsgarten der Schweiz, unzählige Besuchende an. Der Garten, der unter Natur- und Denkmalschutz steht, war bis 1997 in Privatbesitz und gehört seither zusammen mit dem Schloss Birseck und dem Hofgut Birseck einer Stiftung, die den Erhalt der Anlage sicherstellen soll. Der Garten müsse zudem ein Ort der Ruhe und Stille bleiben, so steht es im Stiftungszweck. Die Ermitage erstreckt sich über 40 Hektaren und ist inmitten von Wiesen- und Kulturlandschaft gelegen. Das sei einzigartig in der Schweiz – ein historisches Juwel, so Zeller. Die Stiftung zeigt sich auch deshalb überzeugt: Der Rückzug der Gemeinde Arlesheim sei politisch vermutlich nicht mehrheitsfähig. Einige Votanten im Saal unterstrichen diese Haltung und übten teilweise scharfe Kritik am Vorgehen der Gemeinde.

Aber auch der Stiftungsrat wurde kritisiert. So monierte etwa ein Votant, dass zwar «ein Haufen Geld» gefordert werde, aber weder eine Rechnung noch klare Projekte vorgestellt würden. Tatsächlich hat die Stiftung keine konkreten Zahlen publik gemacht. Der Stiftungsrat schätzt beispielsweise, dass die Sanierung des Hofguts Birseck rund 5 Millionen Franken kosten werde. Eine Machbarkeitsstudie ist allerdings erst in Auftrag gegeben worden, genaue Zahlen liegen nicht vor.

Der Stiftungsrat musste sich zudem den Vorwurf anhören, viel zu lange gewartet zu haben, bis er aktiv wurde. Schliesslich seien die finanziellen Engpässe seit Jahren bekannt, unabhängig von der Leistungskürzung der Gemeinde. Auch die Höhe der Summe und die Zeitnot überraschten viele. «Vielleicht haben wir zu spät gehandelt, diesen Vorwurf nehme ich auf mich», entgegnete Zeller daraufhin.

Was ist es Ihnen wert, die Ermitage zu betreten?

Die Stiftung verfüge über rund 700 000 Franken Eigenmittel, sagt Zeller gegenüber dem Wochenblatt. Um das nötige Kapital in der Höhe von 10 Millionen aufzutreiben, will die Stiftung nun Gespräche mit Firmen, potenziellen Mäzenen und anderen Stiftungen aufnehmen.

Klar im Vordergrund steht aber, dass die Gemeinde finanziell ein «grösseres Engagement» entgegenbringe. Auch der Kanton solle sich noch stärker beteiligen. Die kantonale Denkmalpflegerin Brigitte Frei-Heitz, von Amtes wegen auch Stiftungsrätin, hielt jedoch fest, dass sich der Kanton bereits mit den Höchstsätzen von 90 Prozent an den Sanierungen beteilige. Geld für den Gartenunterhalt sei nicht vorgesehen.

Am Ende der Veranstaltung sagte Vetter: «Stellen Sie sich die Frage, was es Ihnen wert ist, die Ermitage zu betreten.» Wer die Frage mit einem konkreten Betrag beantworten konnte, fand auf einer Folie sogleich die Bankverbindung der Stiftung.

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