Schwimmt mit den Haien
Der 80-jährige Exil-Arlesheimer Dieter Loeliger hat zum fünfzehnten Mal als ältester Soloteilnehmer erfolgreich am Westaustralischen Rottnest Channel Swim teilgenommen.
Isabelle Hitz
Diesen Februar haben sich in der Cottesloe Beach bei Perth wieder um die 2300 Schwimmer aus der ganzen Welt in den Indischen Ozean gestürzt, um sich in einem der grössten organisierten Schwimmmarathons im offenen Meer zu messen. Unterwegs zu der 19,7 km entfernten Rottnest Island müssen die Schwimmer mit Unterkühlung, Seekrankheit, Bootsschrauben, Quallen und auch mit Haialarm rechnen. Schwimmhilfen, Neoprenanzüge und physischer Kontakt zum Beiboot oder Kajak sind dabei nicht erlaubt.
Für den aus Arlesheim stammenden Dieter Loeliger, der dieses Jahr zum letzten Mal teilgenommen hat, war das auch mit achtzig Jahren kein Grund zu übermässiger Sorge: Das Training sei ebenfalls gefährlich, meint er bescheiden. Da er aus gesundheitlichen Gründen regelmässig schwimmt, wieso nicht auch an einem Schwimmwettbewerb teilnehmen? «Das Rottnest Channel Swim ist the icing on the cake, das Tüpfchen auf dem i», erklärt der drahtige Mann aus dem Westaustralischen Margaret River, der die Strecke dieses Jahr in achteinhalb Stunden zurückgelegt hat. Wenn nach hartem, stundenlangem Schwimmen endlich die Rottnest lsland auftaucht, sei das immer ein ganz besonderes Erlebnis: «es ist, als würde einem die Insel gehören». Noch nie ist ihm ein Hai zu nahe gekommen, nur ein Seelöwe hat ihm einst unterwegs eins ausgewischt.
Technik vor Fitness
In einem Dokumentarfilm des WDR vom Juni wird Dieter Loeligers aussergewöhnliche Leistung gewürdigt: unter www1.wdr.de/mediathek/video gelangt man über den Link «Sendung verpasst» und Anklicken des 6. Juni 2013 im Kalender zu der eindrücklichen Doku. Sieht man Loeliger dort zu, wie er elegant und scheinbar mühelos durchs Wasser gleitet, so wird klar, weshalb der Rentner so grossen Wert auf eine gute Schwimmtechnik legt: Das sei der Hauptgrund, weshalb er auch mit achtzig Jahren noch achteinhalb Stunden am Stück im offenen Meer schwimmen könne.
Dieter Loeliger trainiert seit über sechzig Jahren drei bis vier Mal pro Woche rund eine Stunde – vor allem aus gesundheitlichen Gründen. Mit sechzehn Jahren hat er bei einem starken Asthmaanfall durch langsames Kraulen innerhalb von zehn Minuten Linderung erfahren. Seither hilft Loeliger das regelmässige tiefe Atmen beim Schwimmen bei seinen Asthma- und Bronchitis Problemen. Im Winter wird im Hallenbad trainiert, in der übrigen Jahreszeit im Ozean. «Das Meer bei mir zu Hause ist wunderschön: Felsenriffe, Seegras und glasklares Wasser», schwärmt der Wahlaustralier.
Enge Bindung an die Heimat
Loeliger, der vor 45 Jahren wegen seines Asthmaleidens nach Australien ausgewandert ist, hat immer noch eine starke Verbindung zu Arlesheim, wo er geboren und aufgewachsen ist. Jedes Jahr kommt der dreifache Vater für einige Wochen zurück in die Schweiz, um Verwandte zu besuchen und mit Jugendfreunden zu wandern. Und manchmal bekommt Loeliger auch Besuch aus Arlesheim: sein Freund Willy Erzer hat ihn sogar bei einem Rottnest Channel Swim auf dem Beiboot begleitet und ihm Bananen als Zwischenverpflegung zugeworfen. Gestern ist Dieter Loeliger wieder zurück nach Westaustralien geflogen. Und jetzt trainiert er wieder im Ozean – Haifsiche hin oder her!