Schneckenbündten: Masterplan als Damoklesschwert?

Anwohner kritisieren Schneckenbündten 2 als bauliches Präjudiz für das ganze Areal. Der Gemeinderat hingegen sieht den in der Kritik stehenden Masterplan als Vorteil für die Anwohner.

Zeigen sich besorgt über die Pläne (v.l.): Christian Schüpbach, Ignaz Furger, Bernhard Schärer, Bruno Delz, Anwohner von
Zeigen sich besorgt über die Pläne (v.l.): Christian Schüpbach, Ignaz Furger, Bernhard Schärer, Bruno Delz, Anwohner von

Seit Beginn der Diskussionen über den Quartierplan Schneckenbündten 2, über den am kommenden Donnerstag zum zweiten Mal an einer Gemeindeversammlung abgestimmt wird, dreht sich vieles um den drohenden Mehrverkehr, die Ausnützungsziffer und die optische Wirkung des Hochhauses. Im Zentrum der Kritik steht aber nicht der Quartierplan an sich, sondern der Masterplan, der die mögliche bauliche Zukunft des ganzen Areals beschreibt. Dieser wurde als «übergeordneter Planungsrahmen mit einem zeitlichen Horizont von 20 bis 40 Jahren erstellt», erklärt Gemeinderätin Ursula Laager (Frischluft). Darauf baue der Quartierplan mit einem Horizont von rund fünf Jahren und im noch kleineren Rahmen das Baugesuch auf. «Der Masterplan bildet wirklich nur den Rahmen. Darin geht es nicht um konkrete Baukörper oder Baulinien», versichert Laager.

Für die Kritiker des Quartierplans Schneckenbündten 2 ist der Masterplan weit mehr als ein langfristiger Planungshorizont. «Der Masterplan schwebt wie ein Damoklesschwert über ganz Schneckenbündten», klagt Bruno Delz, der in der Wohnsiedlung Schneckenbündten 1 gleich neben dem Quartierplanperimeter wohnt. Der Masterplan gebe vor, wie es mit dem ganzen Quartier – also auch der Wohnsiedlung neben dem Ausbildungszentrum der Baloise – weitergehen kann oder sogar soll. Für Christian Schüpbach, der während Jahren in der Siedlung wohnte, ist klar: «Mit dem Masterplan wird der Quartierplan Schneckenbündten 2 mit der hohen Ausnützungsziffer ein Präjudiz für Schneckenbündten 1.»


Wächst das ganze Gebiet?
Die Pensionskasse von Coop, der die Wohnsiedlung Schneckenbündten 1 gehört, sei gewinnorientiert und wolle mit Liegenschaften möglichst hohe Renditen erzielen, warnt Schüpbach. «Hier sind locker bis zu 180 Wohnungen gemäss Masterplan möglich, beinahe doppelt so viel wie heute», befürchtet auch Anwohner Ignaz Furger und unterstreicht den Wert der heutigen Bebauung mit viel Grünfläche und Freiraum für verschiedenste Generationen. «Die Gefahr ist riesengross, dass sich Coop und auch andere Liegenschaftsbesitzer in der ganzen Umgebung am Bauprojekt Schneckenbündten 2 orientieren und dann in ähnlichen Dimensionen bauen werden.»

Dass der Vertreter von Coop gemeinsam mit Gemeinderätin Laager an der letzten Informationsveranstaltung verkündete, im Masterplan festgehalten zu haben, dass Schneckenbündten 1 in den kommenden 15 Jahren baulich nicht verändert wird, reicht den Anwohnern nicht. Das sei nur ein Versprechen. Eine rechtliche Garantie gebe es dafür nicht. «Ich befürchte, dass bei einer Annahme des Quartierplans Schneckenbündten 2 die bestehende Überbauung in Zukunft einem Neubau weichen muss», klagt Bernhard Schärer.


Schutz statt Bedrohung
Ein solcher Quartierplan hätte es an einer Gemeindeversammlung wohl aber schwer, falls Coop die Vereinbarung brechen würde. Gemeinderätin Ursula Laager kann die Kritik und die Befürchtungen nicht nachvollziehen. Der Masterplan machte es überhaupt erst möglich, dass Coop die Zusage abgab, in den kommenden 15 Jahren nicht bauen zu wollen. «Ohne den Masterplan könnte Coop schon im nächsten Jahr einen
neuen Quartierplan erstellen, wenn sie wollten.»

Erst durch den Masterplan sei gesichert, dass bei Schneckenbündten 1 in den nächsten 15 Jahren nichts passiert. Für Laager ist der Masterplan mit der gemachten Ergänzung vielmehr ein Schutz als eine Bedrohung für die bestehende Wohnsiedlung. Sie widerspricht auch der Kritik, wonach der Neubau der Baloise höher ausfallen werde als der höchste Baukörper der Überbauung Dürrmatt gegenüber. «Das Modell zeigt deutlich, dass sich die geplanten Baukörper sehr gut in die Umgebung einfügen. Bei Schneckenbündten 2 wurde vielmehr die Höhe der Überbauung Dürmatt aufgenommen, damit sich am Ende eine einheitliche Sprache der Bebauung ergibt.»

Der Masterplan als Rahmen sei in Arlesheim kein neues Planungsinstrument, erklärt Ursula Laager. Ein Masterplan garantiere eine Einheit in der Planung über ein ganzes Areal. Coop wollte an Schneckenbündten 1 so kurz nach der Sanierung nichts verändern. «Coop wollte aber mitreden, damit etwas entsteht, das zum Hier und Jetzt passt und das aufzeigt, wohin es auch bei ihnen in Zukunft gehen könnte.» Dass Coop nicht weiter als 15 Jahre in die Zukunft schauen möchte und kann, sei verständlich, findet die Gemeinderätin.

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