Schlussbouquet zum Jubiläumsjahr mit Linard Bardill
100 Jahre Domschulhaus und 70 Jahre Gemeindebibliothek waren Anlass für einen bunten Schlusspunkt für Gross und Klein. Linard Bardill musizierte zusammen mit Joel Reiff in der Mehrzweckhalle.
Thomas BrunAm Freitagabend herrscht vor der Bühne auf Sportmatten bereits ein munteres Gewusel. Die Kinder haben sich ihrer Schuhe entledigt und fiebern dem Auftritt ihres Idols entgegen, das sie von zahllosen Liedern kennen. Weiter hinten finden sich Zuhörerinnen und Zuhörer jeden Alters. Gemeindepräsident Karl-Heinz Zeller begrüsst und betont, dass sowohl Schule wie Bibliothek Treffpunkte seien. Bunt gekleidet und mit einem roten Hut betritt der Barde Bardill, der in jungen Jahren zu den Aufmüpfigen im Lande gehörte, die Bühne.
Als Begleiter am Kontrabass spielt – wegen Unpässlichkeit von Bruno Brandenberger – der in New York geborene Musiker Joel Reiff. Bardill hat das Publikum mit seinen anschaulichen Texten und eingängigen Melodien schnell im Sack. Nach dem Regenbogenlied holt er einige Kinder zum Sonnenlied auf die Bühne. Alle dürfen die Sprachen raten, in denen Bardill den Text singt. Joel Reiff ist bester Laune und greift kräftig in die Saiten, womit er Bardills Liedern einen zusätzlichen rhythmischen Drive gibt.
Geschichten aus dem Nähkästchen
Nach dem Esellied, in dem es heisst: «Dr Esel vom Martin isch e Katastrophe», erzählt Linard Bardill von der Geburt seines vierten Sohnes. Bardill nennt ihn einen «kleinen Buddha», weil er ein Down-Syndrom hat. Dieser Exkurs in das Thema Behinderung ist für Erwachsene wohl verständlicher als für die Kinder, aber das Lied vom Regenbogen-Buddha spricht sie dann wieder direkt an. Beim Froschlied dürfen alle mitquaken. Danach erzählt Bardill von seiner Tochter, deren erstes Wort nach «Mama» und «Papa» «warum?» gewesen sei. «Warum bi i do?» – dieses Thema variiert der Bündner Sänger subtil und unterhaltsam. Dann folgt eine obligate Geschichte aus dem Fundus des Künstlers, der sich nicht nur als Sänger einen Namen gemacht hat, sondern auch als Sprachkünstler profiliert hat und unter anderem Preisträger des Salzburger Stiers ist. Die Geschichte dreht sich um einen abendlichen Familienkonflikt, bei dem der Vater «die Fahne der Harmonie hochhalten will», was nicht so recht gelingen mag. Das quietschvergnügte Publikum dankt diese Einlage mit grossem Applaus.
Bardill als Volksunterhalter
Das Schweizerlied von Bardill, in dem er Offenheit und Schönheit des Landes ohne falsches Pathos oder chauvinistischen Beigeschmack besingt, erweist sich als weiterer Höhepunkt. Unheimlich ist die Geschichte vom Doppelhas und dem Brummbär, der den Kopf seiner Tochter Muzina auf den Mond schleudert. Nach dem furiosen Finale mit «Was i nid weiss, weiss mini Geiss» wird laut nach einer Zugabe gerufen, wobei auch gestandene Frauen teeniehafte Begeisterung für den künstlerischen Allrounder bekunden. Linard Bardill darf neben Emil und Franz Hohler zu den bedeutendsten Schweizer Kleinkünstlern und Unterhaltern gezählt werden, die punkto Intellekt und Aura mehr zu bieten haben als der Durchschnitt.nschweiler