Schicksalhafte Begegnungen
Am Samstag findet im NTaB-Zwischenhalt die Premiere von «To die in Jerusalem» statt. Ein Theaterstück über die Opfer eines Selbstmordattentats.
Jay Altenbach-Hoffmann
Am 29. März 2002 sprengte sich die 17-jährige Ayat al Akhras vor einem Supermarkt in Jerusalem in die Luft. Neben dem Wachmann kam bei diesem Attentat auch die 17-jährige Jüdin, Rachel Levy, ums Leben. Zwei junge lebenslustige Frauen sterben. Beide im selben Alter. Sie kannten sich nicht, obwohl sie nur einige Kilometer auseinander wohnten. Die Palästinenserin Ayat wohnte mit ihrer Familie in einem Flüchtlingslager und Rachel mit ihrer Mutter und ihren Brüdern in Jerusalem. Die israelische Filmemacherin Hilal Medalia hat dieses Ereignis so tief getroffen, dass sie beschloss, Kontakt mit den Müttern aufzunehmen und einen Film zu drehen. Beide Mütter seien offen gewesen gegenüber dem Projekt, sagte die Filmemacherin in einem Interview in der «Zeit». Der Versuch, die beiden an einen Tisch zu bringen misslang jedoch, und der Kontakt fand über Bildtelefone statt. Diese Gespräche schnitt Hilal Medalia zum Dokumentarfilm «To die in Jerusalem» zusammen.
Aus Dokumentarfilm wird Theaterstück
Der Regisseur Georg Darvas erzählt nun in seinem gleichnamigen Theaterstück die Geschichte der trauernden Mütter und lässt die jungen Frauen im Jenseits miteinander aufleben. Während die Mütter über Bildschirme miteinander sprechen, sind die beiden jungen, hübschen Frauen, Rachel Levy (Anina Büchenbacher) und Ayat al Akhras (Anja Yael Schüler) auf der Bühne präsent.
Mit luftigem Tanz, wilden Gesten und berührenden Worten lassen die Attentäterin und das Opfer das Publikum schonungslos an ihrem Schicksal teilhaben. Sie füllen die fast leere Bühne allein durch ihre Anwesenheit und steuern immer wieder auf die ungeheuerliche Tat zu, sodass einem der Atem stockt. Zaghaft kommen sich die jungen Frauen näher und nehmen Anteil am Leben der anderen. Dann erscheinen wieder die Mütter auf den Bildschirmen, Kristina von Holt als resolute Avigail Levy und Maya Alban-Zapata als zeternde Um Ayat, die Mutter der Attentäterin. Sie verlieren sich in fruchtlosen Diskussionen, weil jede so wenig vom Leben der anderen weiss oder wissen will. Die israelische Mutter spricht von Frieden und die palästinensische Mutter antwortet: «Ihr müsst nicht unter Besatzung leben, ihr seid Besatzung».
Der Verlust ihrer Kinder vereint die beiden jedoch und Avigail Levy meint, der erste Schritt zum Frieden sei, einander die Hand zu reichen. Georg Darvas hat zusammen mit seinem Team erneut ein grossartiges Theaterstück inszeniert, welches betroffen macht und einen nicht loslässt – lang über das Aufführungsende hinaus.
3 × 2 Tickets für die Premiere gewinnen
WoB. Das «Wochenblatt» verlost als Medienpartner 3 × 2 Tickets für die Premiere des neuen NTaB-Stücks «To die in Jerusalem» (Samstag, 2. März, 20 Uhr). Einfach bis morgen Freitag,
14 Uhr, eine E-Mail mit dem Stichwort «Jerusalem» senden an die Adresse <link mail>wettbewerb@wochenblatt.ch. Bitte Name, Adresse und Telefonnummer nicht vergessen.
Viel Glück!