«Partikularinteressler» versus «Filz»: Ein Abstimmungskampf voller Polemik

Die Gegner des Quartierplans «Uf der Höchi II» wollen mit allen Mitteln eine Überbauung verhindern. Unterschwellig werden sogar Filzvorwürfe laut.

Unterschiedliche Ansichten: Am 24. November wird sich zeigen, ob sich die Befürworter oder die Gegner des Quartierplans «Uf dr Höchi II» durchsetzen.  Foto: Edmondo Savoldelli
Unterschiedliche Ansichten: Am 24. November wird sich zeigen, ob sich die Befürworter oder die Gegner des Quartierplans «Uf dr Höchi II» durchsetzen. Foto: Edmondo Savoldelli

In Arlesheim wird gerade ausgeteilt, und zwar nicht zu knapp. Sowohl Gegner als auch Befürworter des Quartierplans «Uf dr Höchi II» geizen nicht mit Vorwürfen. Die Befürworter sollen verfilzt sein, die Gegner seien «Partikularinteressler». Selten erregte ein Quartierplan in Arlesheim derart die Gemüter, was sich auch in den Dutzenden von Leserbriefen ablesen lässt, die das «Wochenblatt» in den letzten Wochen erreicht haben. An der Gemeindeversammlung im Juni unterlagen die Gegner an einer denkwürdigen Gemeindeversammlung mit 207 zu 227 Stimmen, worauf sie flugs das Referendum ergriffen und nun in einer Urnenabstimmung am 24. November die «begrünten Klötze» verhindern wollen. Ob ihnen das gelingen wird? Im Dorf wagt niemand eine Prognose. Zumal das letzte Referendum, das gegen den Bau der Sprachheilschule auf der Gerenmatte ergriffen wurde, eine Mehrheit fand. Obwohl von den Parteien keine Option kam, man sogar mehr oder weniger geschlossen hinter dem Projekt stand.

Im Kreis der Befürworter des Quartierplans «Uf dr Höchi II» wird der Abstimmung mittlerweile Signalwirkung zugeschrieben. Gemeindepräsident Karl-Heinz Zeller ist indes vorsichtig damit, der Abstimmung zu viel Bedeutung beizumessen. Die letzten zehn Quartierpläne gingen problemlos durch, jetzt lande mal einer vor der Urne, meint er. Er gesteht aber auch ein, dass ein Nein kein gutes Zeichen wäre. «Für Investoren wäre es sicher nicht optimal.» Auf einen Vorschlag der CVP, die Profile der Überbauung auszustecken, damit sich der Stimmbürger ein besseres Bild machen kann, tritt der Gemeinderat übrigens nicht ein. Solange kein Baugesuch vorliege, wäre eine zuverlässige Profilierung gar nicht möglich, so Zeller.


Quartierplan oder Parzellierung

Würde das Projekt «Uf dr Höchi II» an der Urne scheitern, würde vorerst wieder der alte Quartierplan gelten. Dieser erwies sich jedoch als nicht markttauglich. Die geplanten Wohneinheiten waren zu teuer und fanden keine Interessenten. Es ist daher zu vermuten, dass die Steiner AG, die Besitzerin des Grundstücks, das Land parzellieren wird, wenn sie ihr Projekt nicht realisieren kann. Die Folge wären mehr Baukörper und weniger Grünflächen. Davon will der Zweckverbund Wohnen am Schwinbach aber nichts wissen. «Das Szenario der Parzellierung steht hier gar nicht zur Debatte», teilt er schriftlich mit. Im Falle der Ablehnung des Quartierplans muss aber mit diesem Ergebnis durchaus gerechnet werden. «Niemand glaubt, dass die Steiner AG noch mal einen Quartierplan machen wird», sagt Zeller.


Filzvorwürfe

«Die Steiner AG und der Gemeinderat versuchen mit allen Mitteln, eine städtische Überbauung zu realisieren. Haben Sie sich auch schon gefragt, warum dies so ist? Liegt es vielleicht daran, dass die Architektin des Projektes in der Baukommission von Arlesheim sitzt», schreibt der Zweckverbund Wohnen am Schwinbach in seinem Abstimmungsflyer. Die Architektin Regine Nyfeler-Flubacher hatte tatsächlich ein Mandat der Steiner AG, aber sie trat bei dem Geschäft in Ausstand. Die Vorwürfe findet sie deshalb «völlig daneben». Den Gegnern gingen wohl die Argumente aus, darum dieser persönliche Angriff, vermutet sie. Den Vorwurf der Befangenheit der Baukommission will der Zweckverbund aber nicht geäussert haben, wie er auf Anfrage schreibt.

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