Mehr Flexibilität – der Gemeinderat kommt dem Gewerbe entgegen
Nach der Kritik am neuen Zonenplan ging der Gemeinderat nach dem Mitwirkungsverfahren nochmals über die Bücher und korrigierte diesen in einigen Punkten.
Tobias Gfeller
Der Zonenplan und die grosse Suche nach den Kompromissen. So könnte man das öffentliche Mitwirkungsverfahren zur Ortsplanrevision auch bezeichnen. «Für die einen sind die nun veranschlagten 50 Prozent Grünfläche zu viel, für andere wiederum klar zu wenig», brachte dies Gemeindepräsident Karl-Heinz Zeller (Frischluft) vergangene Woche an der Informationsveranstaltung an einem Beispiel auf den Punkt. Dass der Gemeinderat und die Arbeitsgruppe die Ortsplanrevision gut getroffen hatten, zeigt die eher geringe Zahl an Beanstandungen. Insgesamt 49 Personen mit 234 Rückmeldungen meldeten sich zu den unterschiedlichen Belangen des neuen Zonenplans. Einiges floss in den Zonenplan auch ein.
Grüne Flachdächer werden angerechnet
Zu viel Grün und zu wenig Flexibilität bei der gesamten Gestaltung. Dies waren die beiden Hauptkritikpunkte des Gewerbes. «Der erste Wurf war starr und liess wenig Flexibilität zu», gab Gemeinderat Markus Eigenmann (FDP) zu. Dies habe man jetzt korrigiert. «Wir haben die vom Gewerbe gewünschte Flexibilität eingebaut und so den Bedürfnissen Rechnung getragen.» Dazu gehört unter anderem, dass die Begrünung auf Flachdächern mit 50 Prozent zur gesamten Grünfläche eines Unternehmens angerechnet wird. Auch lässt die im Zonenplan verlangte Begrünung mehr Umsetzungsmöglichkeiten zu. Dabei setzt der Zonenplan auf Qualität statt Quantität. Wird gemäss einer Pflanzenliste einheimisch und naturnah begrünt, verringert sich die verlangte Grünflächenziffer von zehn auf fünf Prozent.
Einfache Quartierplanverfahren
Die Gewerbezonen wurden nach der Mitwirkung vereinheitlicht und vereinfacht. Generell sind bis zu drei Meter höhere Bauten als in der ersten Version zulässig. Dies entspricht in etwa einem Stockwerk. Auch besteht neu die Möglichkeit des einfachen Quartierplanverfahrens, mit dem man bis zu sechs Meter höher bauen darf. Dies erleichtere die Planung neuer Bauten sehr, ist Markus Eigenmann überzeugt. «Man kann zusammen mit dem Gemeinderat Bauten planen, die in ihrer Höhe bereits heute maximiert sind und muss so nicht den Weg des ordentlichen Quartierplanverfahrens und der Gemeindeversammlung gehen.» Wird noch höher gebaut oder sind ein nicht zonenkonformes Projekt geplant, ist weiterhin ein ordentliches Quartierplanverfahren notwendig.
Vertrauen statt Kontrolle
Nur wenig Grund zu Anpassungen gab es in den Wohnzonen. «Der Systemwechsel von der Bebauungs- und Nutzungsziffer zur Ausnützungs- und Grünflächenziffer führte zu keinem Widerstand», freute sich Gemeinderätin Ursula Laager (Frischluft). Für die meisten Emotionen sorgen die schützenswerten Bauten. «Es werden nur Häuser mit der Einwilligung der Eigentümer kommunal geschützt», besänftigte Laager.
Mehr Freiheit den Eigentümern
Die anschliessende Fragerunde zeigte, wie sehr die Ortsplanrevision die Gemüter bewegt. Es kam viel Lob, nach wie vor aber auch Kritik. «Die generelle Erlaubnis von Flachdächern ausserhalb des Ortskerns werde den Dorfcharakter massiv verändern», klagte ein Mann. Man wolle den Eigentümern mehr Freiheit gewähren, begründete dies Gemeindepräsident Zeller. Der engagierte Fragesteller wünschte sich noch mehr Grün für Arlesheim. Dem widersprach ein anderer Herr und fragte rhetorisch: «Wieso muss Arlesheim immer am oberen Rand der Gemeinden liegen?» Münchenstein verzichte bewusst auf eine Grünflächenziffer in der Industrie- und Gewerbezone. «Es gibt halt auch Gewerbetreibende, die sich ein attraktives Gebiet wünschen», entgegnete Gemeinderat Eigenmann, der da auch als Unternehmer sprach.
Ein Zonenplan, der es allen recht macht – ein unmögliches Unterfangen. Die Mehrheit der Gemeindeversammlung befindet am 20. April, wie Arlesheim in den kommenden 15 bis 20 Jahren aussehen soll.