Mehr als eine Leidenschaft
Mit 13 Jahren wusste Nadja Scheiwiller, dass sie ihre Passion für Musik und Tanz zum Beruf machen möchte. Mittlerweile hat sie in Hamburg den Sprung auf die grosse Bühne geschafft und ist nun in Basel im Musical «Rent» zu sehen.
Lukas Hausendorf
Es gibt auch einfacher realisierbare Ziele, als sich im Showbusiness zu etablieren. Überhaupt in der Kunst, wo sich mit Talent allein am Ende kaum ein Butterbrot verdienen lässt. Durchsetzungskraft, den unbedingten Willen, zu reüssieren, eine gehörige Portion Smartness und vielleicht das viel gerühmte bisschen Etwas, von dem niemand so genau weiss, was es denn eigentlich ist, sind nötig, um sich von der Masse abzuheben. Nadja Scheiwiller gelang das zum ersten Mal, als sie nach der Matura all ihren Mut und ihre sieben Sachen zusammenpackte und sich in der Musicalstadt Hamburg an der renommierten Joop van den Ende Academy bewarb, der besten Adresse auf dem Kontinent.
Aus über 300 Bewerberinnen war sie eine von sechzehn, die aufgenommen wurden. «Zum Glück», wie sie sagt. Dabei hatte sich die inzwischen 28-Jährige akribisch vorbereitet. «Während des Gymnasiums trainierte ich bereits viele Tänze, um mich auf die Musical-Ausbildung vorzubereiten.» Für Nadja war schon früh klar, dass der Broadway ihr Schicksal sein soll. Stets ein bewegungsfreudiges Mädchen, das schon in der Kindheit viel sang, tanzte und Akrobatik machte, hatte ihm als jungem Teenager das Musical «Grease» die Augen geöffnet. «Da wusste ich, das will ich zum Beruf machen. Das ist mehr als eine Leidenschaft», erzählt sie.
Zwischen Bühnen und Koffern
Nach der dreijährigen Ausbildung in Hamburg gelang Nadja sogleich der Durchbruch. Praktisch nahtlos folgte ein Engagement für das Disney-Musical «Tarzan». Die Produktion wurde ein Hit und fünf Jahre lang aufgeführt. Sie spielte alle weiblichen Rollen und war als «Flight Coordinator» zuständig für alle Flugnummern der Liebesgeschichte in den Lianen. Und dort lernte sie auch ihren Tarzan kennen, den ehemaligen Castingshowgewinner Alexander Klaws.
Jetzt nach fünf Jahren nonstop auf der Bühne hätte sie eigentlich eine Auszeit nehmen wollen. Und prompt flatterte das Angebot rein, in Basel bei der Produktion des Broadway-Klassikers «Rent» mitzuwirken. Von der Grossstadt ging es zurück in die Heimat nach Arlesheim. Kulturschock. «Aber ich kehre immer gerne zurück», sagt sie. Kaum wird ihr Engagement in Basel beendet sein, folgt schon das nächste in Luzern. Dort bekam sie die Hauptrolle der Alex Owens im Musical «Flash-dance». Dafür verzichtete sie sogar auf ein lukrativeres Angebot für das Musical «Fame» in Basel. Und ab Januar werden die Koffer dann wieder gepackt. Man wisse nicht, was komme, aber das gehöre zum Business dazu, meint sie trocken. Irgendwann sicher New York. Mit ihrem Freund will sie es probieren und sich wenigstens schauspielerisch weiterbilden und hoffentlich den Broadway erobern. «Auf jeden Fall darf man das nicht unversucht lassen.»
Musical mit Tiefgang
Im Broadway-Stück «Rent», das letzte Stück des Komponisten und Autors Jonathan Larson, verkörpert Nadja die Mimi, eine HIV-positive, drogenabhängige Tänzerin. Die Geschichte ist angelehnt an Puccinis Oper «La Bohème» und ist eines der erfolgreichsten Broadway-Musicals aller Zeiten. Dabei ist «Rent» eher untypisch für das Genre. Die Pulitzerpreis-gekrönte Rockoper ist tiefgründig und nimmt sich Menschen am Rande der Gesellschaft an.
Das Musical «Rent» wird vom 11. bis 29. September in der Gundeldinger Querfeldhalle, Basel. aufgeführt. Informationen und Tickets gibt es online auf <link http: www.rentrockmusical.ch external-link-new-window>www.rentrockmusical.ch