Luftiges Spektakel trotz schwierigen Bedingungen
Die absoluten Tophöhen fehlten – trotzdem war das Publikum von der bereits siebten Ausgabe des Goldwurstpower Stabevents im Arlesheimer Dorfkern begeistert.
Tobias Gfeller
Der Wind zog durch den Bachweg, in den Häuserzeilen änderte er laufend seine Richtung und sorgte zusätzlich für kühle Temperaturen. Nicht ideal für Leichtathleten und schon gar nicht für Stabhochspringer. Deshalb konzentrierte sich der Blick aller Athleten vor ihrem Sprung auf den Windmesser. «Es liess sich trotzdem gut springen und wir konnten den Zuschauern einen tollen Wettkampf bieten», resümierte am Ende der Veranstaltung Florian Gaul. Der Deutsche vom Vfl Sindelfingen gewann mit einer übersprungenen Höhe von 5,42 Metern die Herren-Einzelkonkurrenz. Seinen letzten Versuch über 5,52 Meter liess er aufgrund eines Ziehens in den Adduktoren aus. «Es war bereits mein zweiter Wettkampf in dieser Woche. Das liess mich am Ende auch mein Körper spüren.»
Der Spass stand im Vordergrund
Wie alle anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer schwärmte auch Florian Gaul vom Strassenwettkampf in Arlesheim. «Die Atmosphäre und die Anlage haben mir sehr gefallen. Es ist sehr entspannt hier.» Der Sieger sagte dann auch, dass er gerne wiederkommen würde. Gleiches gilt für Angelica Moser, die mit 4,22 Metern die Frauenkonkurrenz für sich entschied. Für die aktuelle U20-Europameisterin aus Andelfingen war der Wettkampf ein lockeres Ausspringen einer langen Saison. «Der Spass steht bei einer solchen Veranstaltung im Vordergrund. Das Resultat ist nicht so wichtig.» Die Bedingungen seien auch anders als im Stadion. Damit meinte sie die Häuser, die sich anstelle einer Tribüne ins Blickfeld rücken.
Richards mit Fieber statt mit Stab
Je vier Frauen und vier Männer sprangen am Sonntag um den Sieg. Der grosse Abwesende war ausgerechnet Lokalmatador Marquis Richards. Der Arlesheimer, der in den vergangenen Jahren den Anlass geprägt hatte, zog sich Anfang Woche eine Magen-Darm-Infektion zu und wurde von hohem Fieber geschüttelt. Am Mittwoch vergangener Woche trat er noch bei Weltklasse Zürich im Letzigrund an, musste sich aber anschliessend im Krankenhaus behandeln lassen. «Für mich ist es ganz bitter, hier nicht springen zu können», sagte Richards, der am Sonntag trotzdem anwesend war und seine Kollegen anfeuerte. «Es wäre fahrlässig gewesen, in diesem Zustand zu springen, es kann gefährlich werden, wenn man nicht vollständig bereit ist.» Dass diese Disziplin mit Risiken behaftet ist, brachte erst vor Monatsfrist der folgenschwere Trainingsunfall von Österreichs Stabhochsprung-Rekordhalterin Kira Grünberg zutage. Die 21-Jährige landete kopfüber im Absprungkasten und bleibt infolge eines Halswirbelbruchs tragischerweise vom Hals abwärts gelähmt.
Trotzdem: Richards wusste aus eigener Erfahrung, was ihm am Sonntag entging. «Wir gehen zu den Leuten. Und diese sehen aus nächster Nähe, wie Stabhochsprung ausserhalb des Stadions wirkt.» Und diese Wirkung ist beeindruckend, wenn sich die Athleten dynamisch in die Höhe schrauben. Die Höhen werden fassbarer, wenn nebenan die Häuser stehen. «Man erhält auf einmal Ansatzpunkte, die man vor dem Fernseher, aber auch live im Stadion nicht hat», beschreibt Richards.
Dichtes Programm für den TVA
Für den TV Arlesheim geht es übrigens in diesen Tagen Schlag auf Schlag weiter. Am kommenden Freitag, 11. September, werden auf der Sportanlage Hagenbuchen in den verschiedenen Alterskategorien die schnellsten Arleser erkoren. Wer kurz entschlossen mitrennen will: Eine Anmeldung vor Ort ist ab 17 Uhr noch möglich, der erste Startschuss fällt dann um 17.30 Uhr.
Athleten gegen Gage einladen?
tob. Die Veranstalter vom TV Arlesheim hatten es dieses Jahr besonders schwer, ein qualitativ und quantitativ Top-Teilnehmerfeld zusammenzustellen. Wegen der Weltmeisterschaften in Peking fand der Stabevent zwei Wochen später als gewöhnlich statt. «Die Saison war lang, die Athleten sind müde», betont Marquis Richards, der mit seinen Kontakten immer wieder versucht, die Kollegen nach Arlesheim zu locken.
Auch Dieter Völlmin vom TV Arlesheim betont, dass es immer schwieriger werde, einen geeigneten Termin zu finden. «Wir überlegen uns, ob wir im kommenden Jahr den Stabevent in die Qualifikationsperiode für Olympia legen.» Völlmin rechnet für die Zukunft auch mit Veränderungen. 2017 muss die Anlaufbahn neu homologiert werden, damit sie weiter den Verbandsnormen entspricht. Zudem hofft Völlmin künftig auf ein grösseres finanzielles Potenzial. «Es wäre schön, wenn wir nicht nur die Spesen der Athleten auslegen können, sondern gewisse Springer sogar gegen Bezahlung einer Gage nach Arlesheim einladen könnten.»