Leidenschaft und Herzblut für Schloss Birseck
Seit dem Jahr 2007 amtet Eva Kilcher-Kunz als Burgwartin auf Schloss Birseck. Das Schloss oberhalb der Ermitage gehört zu den markantesten Wahrzeichen von Arlesheim und der ganzen Region Birstal.
Schlosswartin – das tönt irgendwie exotisch. Noch vor einigen Jahrzehnten war ein solches Berufsprofil nicht denkbar.
Eva Kilcher wuchs als Eva Kunz im Sundgauerhof auf, wo sich heute der Biobeck Andreas befindet. Ihre Eltern waren beidseits Bauern. Eva Kilcher und ihr Mann besorgten das Andlauer Hofgut der Familie Iselin. «Ich erinnere mich gut an die Ausschreibung für das Amt des Schlosswarts», erzählt Frau Kilcher, «gut dreissig Personen hatten sich dafür beworben. Da ich aus Arlesheim stammte und mein Grossvater Fritz Kunz eine wichtige Persönlichkeit war, erhielt ich rasch den Zuschlag.» Ihr Sohn Christian ist seither Vize-Schlosswart.
Für Eva Kilcher ist die Aufgabe als Schlosswartin mehr als ein Job. Sie begann, sich für die Geschichte Arlesheims zu interessieren, obwohl Geschichte sie bis dahin kaum interessierte: «Ich hatte in meiner Kindheit und Jugend nie grosses Interesse an Geschichte gezeigt. Nach dem Gymnasium heiratete ich bald; hätte ich überhaupt studiert, wären meine Fächer Biologie und insbesondere Botanik gewesen. Auch der Lehrerberuf schien mir erstrebenswert.» Doch die Arbeit im Schloss veränderte ihren Zugang zur Geschichte. «Zu meinen Aufgaben gehört es, zu den Besuchern zu schauen, den Garten zu pflegen und Kontrollgänge zu machen», sagt sie. «An den Sonntagen kommen die meisten Leute – oft Touristen aus der ganzen Welt – die ihren Besuch der Ermitage mit einem Augenschein des Schlosses verbinden.» An solchen Tagen muss Eva Kilcher ausführlichere Informationen geben, obwohl sie sich nicht als Schlossführerin versteht. «Dazu fehlt mir die Zeit.»
Ausflugsort mit Café
Natürlich gebe es neben all den schönen Begegnungen auch unerfreuliche Dinge zu berichten, sagt Kilcher. Hunde beispielsweise seien auf dem Gelände nicht erlaubt, weil die Geruchsimmissionen für Kleintiere in diesem Refugium störend seien. «Es gibt Hundebesitzer, die dafür kein Verständnis haben und mich sogar ankeifen.» Manchmal müsse sie Erwachsene wie Kinder in die Schranken weisen, wenn es etwa zu laut werde. «In den letzten Jahren ist das Interesse der Besuchenden an der Geschichte zurückgegangen», so Kilcher. Der Innenhof mit seinen prächtigen Rosen ist tatsächlich ein botanisches Idyll, das einen die Historie fast vergessen lässt. Eva Kilcher ist stolz auf ihre Rosen und kann Touristen auch die lateinischen Begriffe der Blumen, Sträucher und Bäume nennen. Über das Jahr hinweg merkt sie, wann und wo gerade Ferien sind. «Viele Besucherinnen und Besucher kommen via Tourismus Basel, die Klinik Arlesheim oder das Goetheanum hierher», sagt sie, «Ermitage und Schloss Birseck gelten als Kraftorte.»
Um die Besucher zu verköstigen, hat Nicole Fey, die auf dem benachbarten Schlossgut lebt, vor ein paar Jahren begonnen, ein kleines Café zu führen.
Schnellstrasse durch die Ermitage
Über die Geschichte der Region weiss Eva Kilcher eine Menge. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei etwa eine Schnellstrasse nach Liestal angedacht gewesen – mitten durch die Ermitage! Und in den 60er-Jahren wollte die Gemeinde den dritten Weiher zu einem Schwimmbad machen. Kein Wunder, zeigt Kilcher für die mahnende «grüne» Haltung des damaligen Besitzers Dr. Iselin Respekt, obwohl dieser im Dorf von einigen als eine Art Dorfvogt wahrgenommen worden sei. Mit der Gründung der Stiftung Ermitage und Schloss Birseck, in der Iselins Töchter Balbina und Catherine Einsitz nahmen, waren Schloss und Ermitage gerettet. Heute ist man über diese Entwicklung froh.