Laurin Buser is back
Am letzten Samstag traten im Neuen Theater Laurin Buser und Fatima Moumouni mit ihrem Programm «Gold» auf. Busers Vergangenheit ist eng mit dem Birseck verbunden. Im Duo wächst er über sich hinaus.
Laurin und Fatima cremen sich ein. «Meine Haut ist mein Haus... meine Grenze zur Welt... eine Mauer.» Doch plötzlich juckt es, weil die Haut nicht gegen alles schützt, was ausserhalb der Selbstpflege geschieht. «Ich schreibe, um mich selbst zu fühlen», sagt Buser, «man kann mit der Sprache neue Himmel konzipieren.» Und schon ist man mitten in einer dialogischen Bühnenshow, die aus Duo- und Solotexten besteht: schnell, rhetorisch hochkarätig, selbstironisch, filigran geschmiedet vom Team «Zum goldenen Schmied». Es ist ein schneller Ritt durch Themen wie Rassismus, Sexismus, Gleichgültigkeit, «self-love» und Angst. Die Dialogform ist seit jeher der beste Schutz gegen geistiges Erschlaffen. So ist auch das Publikum höchst aufmerksam und dankt immer wieder mit Zwischenapplaus. Fatima Moumouni, Spoken-Word-Poetin, zerlegt das heile Bild der Schweiz, das Schlaraffenland per se, wo die Solidarität verwest. Zur Entschleunigung gibt es ein fast schon ernsthaftes Gespräch auf dem Sofa über Rassismus und das Jüdischsein. Was ist wertvoll, was ist wichtig, was ist menschenwürdig? Darum geht es, aber ohne Moralin. «Unsicherheit ist heute verpönt», erfährt das Publikum, «aber dieser Angst sollte man sich stellen.» Wieder juckt’s, aber wenn man sich der Angst stellt, wird sie klein wie eine Fliege, die man herunterschluckt. Langer Applaus für den vom TadL organisierten Abend.
Ein Slampoet und Rapper mit Wurzeln in Arlesheim
Der 1991 geborene Laurin Buser lebte lange in Arlesheim und besuchte die Rudolf-Steiner-Schule im Birseck. Beide Eltern sind in der Theaterbranche tätig. 2007 trat Buser erstmals auf Poetry-Slams auf. 2008 stand er zusammen mit Hubert Kronlachner in «Das Herz des Boxers» auf der Bühne und war mit dem Jugendtheater am Neuen Theater verbunden.
Buser möchte sich aber nicht in einen Birsecker Nostalgierahmen einspannen lassen. «Immerhin bin ich schon zwölf Jahre weg von Arlesheim», sagt er. Bereits 2010 gewann er die deutschsprachigen U20-Poetry-Slam-Meisterschaften und erhielt den Förderpreis des Kantons Baselland. Neben seiner Arbeit auf dem Gebiet des Kabaretts, Films und Videos ist Laurin Buser auch Musiker (sechs Singles). Mit dem Salzburger Stier reihen sich er und Fatima Moumouni in das «Who’s who» der deutschsprachigen Kabarettszene ein.
Laurin Buser absolvierte keine institutionelle Ausbildung, sondern ist ein sehr begabter Autodidakt. Von 2009 bis 2017 produzierte Buser zusammen mit Sandra Löwe und Jonas Darvas drei Programme: «Wunder.Welt.Wort», «Earth Shaking» und «Elektrisch». In den letzten Jahren war für ihn neben allen anderen Projekten die Zusammenarbeit mit Fatima Moumouni wichtig. Die sprachversierte Münchnerin begann schon 2015, mit Buser zusammenzuarbeiten. Seit Anfang 2019 touren die beiden mit dem ersten gemeinsamen Abendprogramm «Gold». Auch Moumouni erlangte mehrere Auszeichnungen in Poetry Slam. Die beiden bilden ein eingespieltes, überzeugendes Gespann.
Das TadL macht’s möglich
Der Verein «Theater auf dem Lande» (TadL) hat den prominenten Auftritt von Buser und Moumouni ermöglicht. Ein kleines, engagiertes Team organisiert jede Saison bis zu zehn Produktionen. Das Spektrum ist vielseitig: Kabarett, Satire, musikinszenierte Lesungen, Schatten- und Puppentheater. Das Motto lautet: «Grosse Kleinkunst ganz nah».