Kein Dach für die Sprachheilschule in Arlesheim
Das Arlesheimer Stimmvolk hat den Neubau der Gehörlosen- und Sprachheilschule Riehen auf der Gerenmatte knapp verworfen. Die Bedenken der Bevölkerung konnten nicht mit zwingenden Argumenten zerstreut werden.
Lukas Hausendorf
Das Plebiszit vom vergangenen Wochenende dürfte dem Gemeinderat zu denken geben. Wenn auch nur ganz knapp, mit einer Differenz von 35 Stimmen, hat das Referendum gegen den Neubau der Gehörlosen- und Sprachheilschule Riehen auf der Gerenmatte obsiegt. Dies, obwohl sich keine der Dorfparteien gegen das Projekt ausgesprochen hatte, bis auf die SVP sogar alle Parteien explizit dafür. Gegen die Anwohner und jene im Dorf, die Mühe damit bekundeten, dass beim Schulhaus Gerenmatte Grünfläche verschwindet und rund 150 Schüler mehr sich den verkleinerten Pausenhof teilen müssten, hatte die Dorfpolitik das Nachsehen. Einmal mehr ist der Gemeinderat mit einer Vorlage gescheitert, bei der nur die Leidenschaft der Gegner geweckt werden konnte. «Niemand war wirklich mit Begeisterung dafür», muss auch FDP-Präsident und Kampagnenleiter Balz Stückelberger eingestehen.
Beim knappen Gemeindeversammlungsbeschluss gegen das Asyl-Durchgangszentrum war es leichter, dagegen zu sein, stiess das Projekt in weiten Teilen der Bevölkerung doch sowieso auf Ablehnung. «Hier aber haben wir uns gegen eine soziale Institution gestellt», sagt der Präsident des Referendumskomitees Philippe Mosimann. Man habe klar machen müssen, dass auch die GSR-Schüler etwas Besseres verdient hätten. Und er hatte die Bedenken auf seiner Seite, ob sich die GSR mit rund 150 Schülern überhaupt sozialverträglich auf dem Gerenmatte-Areal integrieren und die Quartierstrasse den zu erwartenden Mehrverkehr an Schulbussen verkraften könne. Dem stand nichts entgegen, ausser, dass aus Sicht der Parteien eigentlich nichts wirklich gegen die Vorlage sprach. Das reichte nicht. «Die eigenen Ängste haben überwogen», glaubt Gemeindepräsident Karl-Heinz Zeller.
Abstimmung mit Signalwirkung
Mit einer vergleichbaren Ausgangslage ist der Gemeinderat zurzeit auch beim Quartierplan «Uf der Höchi II» konfrontiert, der vergangenen Donnerstag aus formellen Gründen nicht zur Abstimmung kam. Auch hier hat sich aus Reihen der Anwohner eine breite Front gegen die Überbauung auf dem brachliegenden Bauland gebildet. Ein Referendum würde nicht erstaunen, käme das Geschäft an der nächsten Gemeindeversammlung durch. Und noch ist von einem leidenschaftlichen Engagement für die High-End-Mehrfamilienhäuser am Hügel wenig bemerkbar. Die Angst um den Verlust von Grünflächen spielt hier ebenfalls eine Rolle. «Indem man einzelne Quartierpläne bekämpft, lässt sich das aber nicht verhindern», stellt Zeller klar. Das entscheidende Mittel für den Erhalt der Grünflächen sei die Revision des Zonenplans.
GSR ohne Arlesheim
Die eigentliche Verliererin der Abstimmung vom vergangenen Wochenende ist die GSR. Ihr Vorhaben, all ihre Abteilungen an einem zentralen Standort unter ein Dach zu bringen, wird die Schule nun woanders realisieren müssen. Klar ist vorerst nur eines: In Arlesheim wird das nicht sein. Am Stollenrain kann und will die GSR nicht expandieren. «Der zentrale Standort wird woanders sein», sagt Geschäftsleiter Silvan Boschetti. Über kurz oder lang wird die GSR also aus Arlesheim verschwinden. Dann wird am Stollenrain an bevorzugter Lage der Weg frei für neuen Wohnraum.