Jagd nach dem Geheimcode
Eine Firma aus dem Kanton Bern hat in Arlesheim ein virtuelles Spiel installiert. Dabei geht es um nichts weniger als einem Kriminellen das Handwerk zu legen.
Arlesheim ist – ganz durch die analoge Brille betrachtet – ein beschaulicher Ort. Doch jenseits dieser putzigen Fassade tobt ein Kampf: Eine anonyme Person plant, den Google-Algorithmus so zu manipulieren, dass die Sehenswürdigkeiten von Arlesheim, insbesondere die Ermitage, immer zuoberst erscheinen – und zwar unabhängig davon, was eine Person in die Google-Suchmaske eingibt und an welchem Ort der Welt sie das tut. Was einen Tourismusbeauftragten freuen mag, gilt es zu verhindern, ist eine derartige Manipulation doch eine kriminelle Aktivität.
Um das Schlimmste zu verhindern, sind findige Personen eingeladen, im Ortskern von Arlesheim und insbesondere in der Ermitage der Sache auf die Spur zu gehen, einen Geheimcode zu knacken und damit die Auslösung des Algorithmus zu verhindern. Unverzichtbare Ausrüstung: mindestens zwei Smartphones mit Internetempfang sowie eine Dechiffrierakte und ein Log-in-PIN, der Interessierten per E-Mail zugestellt wird. Um jetzt verunsicherte Gemüter auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen: Beim zuvor geschilderten Sachverhalt handelt es sich um eine Erfindung, genauer um den Inhalt eines virtuellen Spiels mit dem Titel «Find the Code», das von der Firma My City Highlight AG mit Sitz im bernischen Ittigen, die «Freizeit-Trails und Rätselspass für unterwegs oder zu Hause» entwickelt, auf Arlesheimer Gemeindegebiet umgesetzt wurde.
«Das Spiel existiert seit Sommer 2021 und wurde bereits an über 25 Orten in der Schweiz umgesetzt – so etwa auch in Basel, im St.-Alban-Quartier», erzählt Jasmin Hirsbrunner, Produktentwicklerin bei My City Highlight AG. Ihr persönlich sei Arlesheim zuvor nicht bekannt gewesen, doch «eine Person im Team, die aus Basel stammt, hat uns Arlesheim empfohlen». Die Kulisse des historischen Dorfkerns samt Dom und die idyllische Landschaft in der Ermitage eignen sich hervorragend, um ein Spiel dieser Art umzusetzen.
Spiel und Sightseeing
Auf die Frage, wie bei der Entwicklung des Spiels vorgegangen werde, erzählt Jasmin Hirsbrunner: «Wir informieren uns über den Ort, über seine speziellen Hintergründe. Im Fall von Arlesheim war bald klar, dass die Ermitage im Zentrum stehen muss.» Um das Spiel zu durchlaufen, müssen verschiedene Stationen passiert werden. «Dabei erfährt die Spielerin oder der Spieler immer etwas über den Ort – ein gewollter Nebeneffekt, womit neben dem Spiel auch Sightseeing hinzukommt.» Obwohl das Spiel rein virtuell funktioniert, also etwa keine Hinweistafeln zu finden sind, sucht das Team den Ort jeweils ganz herkömmlich und analog auf, um sich selbst ein Bild zu machen: «Vor Ort sieht manchmal alles etwas anders aus.»
Puzzlesteine als Hilfsmittel
«Find the Code» ist täglich 24 Stunden geöffnet und benötigt keine Voranmeldung. Mit 32 Franken ist man als Team von bis zu fünf Personen dabei – zu zahlen auf der Website des Spielbetreibers. Im Dorfkern von Arlesheim angelangt, können Interessierte das Spiel starten und haben dann knapp zwei Stunden Zeit, das Rätsel zu lösen.
Mehrere Teams können gleichzeitig starten und als Wettkampf gegeneinander antreten. In einem Wettlauf gegen die Zeit suchen die Spielerinnen und Spieler nun anhand einer digitalen Karte die verschiedenen Standorte auf, an denen sie als Team abwechslungsreiche Rätsel lösen. Die Reihenfolge, in der die Teams die acht Standorte aufsuchen, bestimmt die Gruppe selbst. Im Chat mit dem Kriminellen erhalten die Abenteurerinnen bei korrekter Lösung der Rätsel sogenannte Puzzlesteine, die zur Berechnung des Geheimcodes benötigt werden.
Karten lesen, Rätsel lösen und mit dem Kriminellen chatten: Alles spielt sich auf dem Smartphone der Spieler ab. Um auf ihre Produkte aufmerksam zu machen, nimmt die Firma jeweils Kontakt mit den Tourismusverantwortlichen vor Ort auf. «Im Fall von Arlesheim haben wir die Gemeinde informiert, dass es dieses Angebot nun in ihrem Ort gibt.»