In Arlesheim sind Bio- und Unverpackt-Läden weiterhin gefragt

Nach dem Konkurs des Reformhauses Müller meldeten auch in der Region Basel kleine Bio-Läden, dass sie aktuell Mühe haben. Nicht so die Läden im «Bio-Mekka» Arlesheim.

Behälter mitnehmen und selbst befüllen: Der Unverpackt-Laden an der Neumattstrasse wurde zu Beginn der Pandemie eröffnet – das Geschäft läuft gut. Foto: Fabia Maieroni
Behälter mitnehmen und selbst befüllen: Der Unverpackt-Laden an der Neumattstrasse wurde zu Beginn der Pandemie eröffnet – das Geschäft läuft gut. Foto: Fabia Maieroni

Nach Bekanntwerden des Konkurses des Reformhauses Müller kam eine Diskussion auf, ob und wie stark biologisch produzierte Produkte noch gefragt sind. Gerade kleinere, auf Nachhaltigkeit, Fairtrade und möglichst wenig Verpackungen achtende Läden hätten zurzeit Mühe, hiess es in Medienberichten. Arlesheim gehört seit Jahren zu den Gemeinden mit der höchsten Dichte an Bio-Läden. Droht Arlesheim deshalb ein «Lädelisterben»?

Überhaupt nicht, wie eine nicht repräsentative Umfrage im Dorf zeigt. Zwar ist der Boom aus den Anfangsmonaten der Corona-Pandemie, als überdurchschnittlich viele Menschen auf gesunde und nachhaltig produzierte Lebensmittel achteten, wieder abgeflacht. Über eine mangelnde Nachfrage können sich die Arlesheimer Läden aber nicht beklagen. «Wir haben keine Mühe und keine Sorgen», sagt Lea Borrero von Unverpackt Birseck. Zu Beginn der Corona-Pandemie eröffnet, erlebte der Laden an der Neumattstrasse anfangs einen Boom. Für Lea Borrero und ihre Kolleginnen war aber klar, dass diese immense Nachfrage nicht der Normalität entsprach. Borrero ist überzeugt, dass es in kleineren Spezialitätenläden nicht nur auf das Angebot, sondern auch auf den persönlichen Kontakt und die Beratung ankommt. «Wir führen auch Veranstaltungen durch, bei denen wir spezifisch aufzeigen, wie man Abfall vermindern kann. Das kommt sehr gut an.» Ein weiterer Pluspunkt für Unverpackt sei die im letzten Jahr aufgegleiste Zusammen­arbeit mit der Eingliederungsstätte Baselland. Dadurch finden Menschen mit einer Behinderung attraktive Arbeitsplätze im Detailhandel.

Lea Borrero glaubt, dass das Geschäft mit biologisch und nachhaltig produzierten Produkten – gerade kombiniert mit der Verminderung von Abfällen – noch längst nicht am Maximum angelangt ist. «Wir spüren, dass die Menschen etwas bewegen möchten und am Thema Klimakrise sehr interessiert sind.»

«Unsere Reichweite ist erstaunlich gross»

Für Lea Borrero ist klar, dass der gute Geschäftsgang auch mit dem Standort zu tun hat. «Das Bewusstsein hier im Birs­eck und insbesondere in Arlesheim für die Themen Bio und Nachhaltigkeit ist sehr gross.»

Dies bemerkt auch Michelle Plaumann vom Verkaufsladen Fairgissmeinnicht gleich neben dem Gasthaus Stärne. Während Corona seien insbesondere Lebensmittel gefragt gewesen. «Heute sind speziell Reinigungsmittel, für die wir Auffüllstationen haben, Kosmetik, Saucen und Kleidung gefragt.» Es sei wichtig, bei der Produktpalette immer wieder Anpassungen vorzunehmen. «Im Sommer nahmen wir das frische Gemüse aus dem Sortiment, weil wir da mit Migros und Coop nicht mithalten können.» Dass bei ihnen auch Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung arbeiten, schätze die Kundschaft zusätzlich, verrät Michelle Plaumann. Auch sie unterstreicht die Bedeutung des Standorts Arlesheim und das Bewusstsein der Menschen hier. Kundschaft komme aber auch von ausserhalb von Arlesheim. «Unsere Reichweite ist erstaunlich gross.»

Bei den Preisen nicht überborden

Optimistisch ist auch Thomas Müller, Geschäftsleiter des Prima Natura am Dorfplatz 4. Dass der Boom während der Pandemie wieder abgeflacht ist, stört ihn nicht. «Wir wussten, dass wir das nicht würden halten können. Aber wir lagen umsatzmässig 2022 immer noch über dem Jahr 2019. Auch wenn es dieses Jahr etwas zurückgehen sollte, sind wir noch immer zufrieden.» Prima Natura sei seit Jahren «stabil wie ein Ührli», beschreibt Müller. Das Setzen auf lokale, kleinere Lieferanten komme bei der Kundschaft noch immer an. «Damit können wir uns von den Grossverteilern abheben.»

Dass beim Konkurs des Reformhauses Müller auch dessen hohe Preise diskutiert wurden, hat Thomas Müller mitbekommen. Das Preisbewusstsein bei den Kundinnen und Kunden sei zuletzt gestiegen. «Wir müssen uns immer bewusst sein, dass wir bei den Preisen nicht überborden dürfen.» Die Kundschaft sei bereit, für die Produkte etwas mehr zu bezahlen. Aber auch dies habe Grenzen.

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