«Ich werde mich sicher engagieren, wie ich das immer getan habe.»
Während 14 Jahren prägte Barbara Fischer (60) als Gemeindeverwalterin Arlesheim im Hintergrund mit. Nun tritt sie in den Ruhestand und übergibt ihr Amt am 1. Dezember ihrem Nachfolger Thomas Rudin.
Lukas Hausendorf
Wochenblatt: Am vergangenen Donnerstag bestritten Sie als Verwalterin ihre letzte Gemeindeversammlung. Wie schwer fällt es nach 14 Jahren auf der Verwaltung Abschied zu nehmen?
Barbara Fischer: Auf eine Art sehr leicht. Ich freue mich auch auf die grosse Freiheit nach langer Zeit. Aber es ist auch ein existenzieller Übertritt in die nächste Lebensphase. Der Lebensabend rückt näher und damit auch grundlegende Fragen. Ich habe Respekt vor der nächsten Zeit. Der Abschied fällt mir auch nicht sehr schwer, weil alles so gut läuft. Die Verwaltung ist gut organisiert, das macht das Loslassen leichter.
Sie haben als ehemalige stellvertretende Direktorin der ÖKK Krankenversicherung von der Privatwirtschaft in die öffentliche Verwaltung gewechselt. Was hatten Sie damals für eine Vorstellung vom Beamtenapparat?
Barbara Fischer: Bevor ich mich hier beworben habe, konnte ich mir dank einer Freundin in Aesch ein Bild von der Verwaltung machen. Die Organisation der Verwaltung hat etwas sehr familiäres. Viele Mitarbeitende, Gemeinderäte und die Kundschaft kennen sich von der Schule oder aus dem Vereinsleben. Das ermöglicht oft sehr einfache und praktische Lösungen, kann aber auch beengend sein. Wenn die Voraussetzungen gut sind, kann man in so einer Organisation unglaublich viel erreichen. Die Themen hier sind auch näher am Leben. Das habe ich sehr geschätzt und das fehlte mir letztlich auch bei der Versicherung.
In den vergangenen 14 Jahren ist Arlesheim substanziell gewachsen und damit dürften auch Ihre Aufgaben komplexer geworden sein. Was hat sich an ihrer Tätigkeit verändert?
Barbara Fischer: Punkto Einwohner war das Wachstum nicht so enorm, das waren nur rund 500. Aber die brauchen immer mehr Platz, das gibt bauliches Wachstum. Auch die Regelungsdichte nimmt zu, immer mehr Vorschriften müssen beachtet werden. Und gleichzeitig nimmt das Bedürfnis nach massgeschneiderten Lösungen zu. Dabei muss das Verwaltungshandeln immer gesetzmässig sein. Die Gleichbehandlung aller Leute ist das oberste Gebot – im Unterschied zur Privatwirtschaft. Das macht den Raum eng für individuelle Lösungen. Heute versucht man die Bürgerinnen und Bürger darum auch stärker in Lösungen und die Konsensfindung einzubeziehen, während früher mehreinfach verordnet wurde. Das ist eine positive Entwicklung. Aber das braucht auch Zeit, was letztlich auch Geld kostet. Ausserdem ist mit dem Sprung ins digitale Zeitalter die Transparenz grösser geworden. Gleichzeitig müssen wir aber auch wirtschaftlich sein. Zwischen diesen Anforderungen den richtigen Weg zufinden ist die grosse Herausforderung.
Sie bezeichneten sich und Gemeindepräsident Karl-Heinz Zeller, der auch schon seit 2004 dieses Amt führt, als gutes Tandem. Aber Hand aufs Herz: Wie stark prägt die Verwaltung und die Gemeindeverwalterin im Speziellen die Dorfpolitik? Gemeindeverwaltern wird vielerorts ein grosser Einfluss auf die Gemeindepolitik attestiert.
Barbara Fischer: Eine gute Verwaltung funktioniert nicht ohne einen guten Gemeinderat und umgekehrt. Das wird natürlich von aussen an mir und dem Gemeindepräsidenten festgemacht. Neben mir gibt es aber auch noch die Abteilungen. Das Ziel unserer Arbeit ist stets, dazu beizutragen, dass der Gemeinderat solide Geschäfte verabschiedet. In deren Vorbereitung ist also Gestaltungsspielraum für die Verwaltung da. Aber: Die politischen Entscheide fällt der Gemeinderat und an diese Vorgaben müssen wir uns halten. In meiner Position kann man bei strategischen Entscheiden mitwirken und ist massgeblich bei der Kommunikation involviert. Wie man nach aussen kommuniziert, ist ein ganz massgeblicher Teil.
Sie verlassen Ende Jahr die Verwaltung, nicht aber Arlesheim. Könnten Sie sich als politisch interessierte Bürgerin vorstellen, das Dorf künftig als Mitglied einer Kommission oder politischen Behörde mitzugestalten?
Barbara Fischer: Ich werde mich sicher engagieren, wie ich das immer getan habe. Die Kultur im Dorf und der Naturschutz haben mich immer interessiert. Jetzt werde ich mich vielleicht im Altersbereich, der ja nun wichtiger wird für mich, engagieren. Aber nicht in einem Gemeindeorgan oder einer Kommission. Da halte ich mich zunächst heraus. Aber an der Gemeindeversammlung wird man mich bestimmt antreffen.