«Ich sass vor dem Fernseher, als der Einbrecher ins Haus kam»
Wenn die Tage wieder kürzer werden, steigt das Risiko, Opfer eines Einbruchs zu werden – so wie es M. M. (Name der Redaktion bekannt) erlebt hat. Dem «Wochenblatt» erzählt der Arlesheimer seine Geschichte.
Andrea Mercier
Wochenblatt: Herr M., vor einem Jahr wurde bei Ihnen eingebrochen. Was ist damals genau passiert?
M. M.: Ich erinnere mich noch sehr gut. Am Abend des 11. Oktobers 2012 sass ich mit meinem Hund zu Hause im Wohnzimmer vor dem Fernseher. Der Film, den ich mir anschaute, war so interessant, dass es mir nicht gelang, einzuschlafen. Der Hund jedoch schlief neben mir. So gegen 22.30 Uhr schaltete ich das Gerät ab und ging in den ersten Stock hinauf in mein Schlafzimmer. Oben bemerkte ich sofort, dass etwas nicht stimmt. Alle Schranktüren und Schubladen waren offen. Ich hatte Angst.
Was war Ihr erster Gedanke?
M. M.: Das berühmte Wort mit «Sch». Nein, im Ernst, nach dem ersten Schreckensmoment dachte ich: Muss das denn sein? Sind die Diebe noch im Haus? Soll ich die Alarmanlage aktivieren und den Überfallmelder auslösen? Ich wählte den Polizeinotruf.
Wie schnell war die Polizei vor Ort?
M. M.: Die Beamten kamen sehr schnell – innerhalb von 10 Minuten. Die Spurensicherung arbeitete bis 1.30 Uhr in die Nacht hinein.
Fand die Polizei Einbruchsspuren?
M.M.: Ja. Ich habe vor meinem Schlafzimmer einen Balkon. Der Einbrecher brach die Balkontür auf. Er hinterliess aber sonst kaum Spuren.
Wie gelangte der Einbrecher auf den Balkon hinauf?
M. M.: Er kletterte vom Fenstersims zum Balkongeländer und hielt sich dabei an der Glyzinie fest.
Ihr Haus liegt unmittelbar an der Strasse, gut sichtbar. Haben die Nachbarn nichts bemerkt?
M. M.: Die Nachbaren wurden erst aufmerksam, als die Polizei die Strasse sperrte.
Sie reden immer von einem Einbrecher. War er allein?
M. M.: So genau weiss man das nicht. Der Dieb hatte vermutlich einen Helfer, der mich unten beobachtete, während er oben die Zimmer durchsuchte.
Was wurde gestohlen?
M. M.: Er hat nach schnell verwertbaren Gegenständen wie Schmuck, Bargeld und Elektronik gesucht und wurde leider auch fündig. Wenigstens war er ein ordentlicher Dieb – er machte kein grosses Durcheinander.
Wie fühlen Sie sich ein Jahr nach dem Einbruch?
M. M.: Ich fühle mich immer noch unsicher und unwohl zu Hause. Ich frage mich, wieso ich nichts bemerkt habe. Wieso hat mein Hund nicht reagiert? Was wäre passiert, wenn ich dem Einbrecher begegnet wäre? Was hätte ich dann getan?
Haben Sie nach dem Einbruch technisch nachgerüstet?
M. M.: Meine Alarmanlage ist seither mit der sogenannten Hüllenschutz-Funktion ergänzt. Dies bedeutet, dass die Anlage, auch wenn ich zu Hause bin, eingeschaltet ist. Deswegen kann ich keine Fenster oder Türen mehr öffnen. Ich bin sozusagen mein eigener Gefangener.
Was kann man Ihrer Meinung nach präventiv gegen Einbrüche unternehmen?
M. M.: Einbruchsichere Fensterrahmen, Flutlicht, eine Alarmanlage helfen bestimmt. Und ein Hund, der bellt, wenn Fremde im Haus sind. (M. M. lacht und streichelt seinen Hund.)
Hätten Sie für unsere Leser noch einen guten Rat?
M. M.: Fotografieren! Man weiss im Nachhinein nicht mehr, was von einer Schublade entfernt wurde. Fotografieren Sie daher Ihre Wohnung, Ihr Haus und alles, was sich darin befindet. Öffnen Sie jeden Schrank und jede Schublade und halten Sie den Inhalt fest. So wissen Sie nach einem Einbruch genau, was fehlt. Es hat mich überrascht, wie wenig ich mich erinnern konnte, was sich alles in meinen Schränken und Schubladen befindet.
Wollen Sie Ihr Heim gegen Einbrecher schützen und mehr zum Thema erfahren? Die FDP Arlesheim organisiert eine öffentliche Präventions- und Informationsveranstaltung am 23. September um 18.30 Uhr in der Trotte. Sachverständige Experten der Kantonspolizei Basel-Landschaft, der Firma Securiton und der Basler Versicherungen informieren und geben Tipps.
Bürgerjournalismus. Dieser Artikel ist im Rahmen des Grundkurses «Bürgerjournalismus» entstanden. Der vierteilige Kurs fand im Mai und Juni 2013 statt und wurde von Thomas Kramer (Chefredaktor «Wochenblatt») und Frank Lorenz (dipl. Journalist und ref. Pfarrer Reinach) konzipiert und geleitet. In den nächsten Wochen lesen Sie weitere «Gesellenstücke» von Kursabsolventen im redaktionellen Teil dieser Zeitung und in der Reinacher Rubrik «Kirchenfenster». Freuen Sie sich drauf und achten Sie auf die nächste Kursausschreibung.