Eine Kirchgemeinde im Exil
Seit der Dom zu Beginn des Jahres geschlossen wurde, pendeln Kirchgänger für den Besuch der Gottesdienste zwischen Dornach und Arlesheim. Bei der Sanierung läuft derweil alles nach Plan.
Lukas Hausendorf
Der Arlesheimer Dom, der einzige seiner Art in der Schweiz, ist ausser Betrieb. Bis in den Herbst 2015 ist er innen vor allem eine Baustelle. Das Hauptschiff wird dieser Tage bereits ausgeweidet und für die Hauptetappe der Innensanierung bereit gemacht. Alles muss raus, damit das Gerüst am 27. Januar aufgestellt werden kann. Zutritt haben nur noch die Handwerker und Spezialisten, Kirchgänger müssen draussen bleiben. Fast. Ganz ohne ihren Dom müssen die Angehörigen der Römisch-Katholischen Pfarrei Arlesheim während der elfmonatigen Schliessung ihrer Kirche nicht auskommen. Die Krypta ist weiterhin durch einen Seiteneingang zugänglich. Im Untergrund, also wie zur christlichen Frühzeit, finden unter der Woche die Gottesdienste statt.
An den Wochenenden müssen die Gläubigen ihrem Pfarrer aber ins Exil ins Kloster Dornach, wo der samstagabendliche Gottesdienst stattfindet, und für die Sonntagsmesse in die evangelisch reformierte Kirche nach Arlesheim folgen. Für die Kirchgemeinde ist das nachbarschaftliche und konfessionsübergreifende Gastrecht eine ideale Lösung. Der reformierte Gottesdienst wurde zu diesem Zweck sogar zeitlich nach hinten verschoben. «Es war die naheliegendste Überlegung», so Kirchgemeindepräsidentin Janine Galgiani. Es ist auch nicht das erste Kirchenexil bei den Arlesheimer Reformierten. Schon 1981 war der Dom infolge Sanierungsarbeiten vorübergehend geschlossen und die Katholiken durften ihre Gottesdienste am Stollenrain feiern.
In Zeiten der gelebten Ökumene provoziert das längst keine erhitzten Gemüter mehr. Gemeinsame, ökumenische Gottesdienste an der Bundesfeier, zum Buss- und Bettag oder am Muttertag sind fest im Jahreskalender verankert. Auch der Religionsunterricht an der Schule steht im Zeichen der institutionell verankerten Zusammenarbeit der christlichen Kirchen.
Ökologische Wärmeversorgung
Noch bevor der Dom seine Pforten für die Öffentlichkeit schliessen musste, haben die Arbeiten im Innern bereits begonnen. Der Südturm hat noch im alten Jahr einen neuen Glockenstuhl erhalten, der zu wichtigen statischen Verbesserungen führte, was zum Wohle des gesamten Gebäudes ist. Nun ist der Nordturm an der Reihe. «Dabei setzen wir auch das Odilienglöcklein wieder instand, das nun lange Zeit still war», erzählt Alois Schmidlin, Bauchef des Kirchgemeinderats.
Auch zwischen den Türmen auf dem Dachboden des Doms herrscht schon rege Betriebsamkeit. Zimmermänner sind derzeit daran, die Decke der Kirche mit einer neuen Wärmedämmung zu versehen. Die Innensanierung des barocken Arlesheimer Wahrzeichens soll nämlich auch energetisch eine Verbesserung bringen. Die Kirchenbänke erhalten eine neue Heizung, die ans Fernwärmenetz der Gemeinde angeschlossen ist. Bislang wurden sie mit Strom beheizt. Die neue Heizung ist aber nicht ganz preisgünstig. Schmidlin hofft deshalb auch auf Subventionen, nicht zuletzt vom Bund.
Sanierung in zwei Etappen
Die Innensanierung des Doms wird in zwei Etappen vorgenommen. In einem ersten Schritt sind nun das Hauptschiff sowie die Glockentürme an der Reihe, die umfassend restauriert und statisch verbessert werden. Während der Arbeiten, die voraussichtlich elf Monate dauern, ist der Dom für die Öffentlichkeit geschlossen.
In der zweiten Etappe ist dann der Chor und der Hochaltar an der Reihe. Parallel dazu können schon wieder Gottesdienste im Kirchenschiff abgehalten werden. Ende Oktober 2015 sollen sämtliche Arbeiten abgeschlossen sein und der kirchliche Betrieb kann wieder in vollem Umfang aufgenommen werden. Die Wiedereinweihung des Doms soll durch Bischof Felix Gmür erfolgen. Die Sanierungskosten sind mit rund 5,5 Millionen Franken veranschlagt. Die Gemeinde Arlesheim beteiligt sich mit 1,1 Millionen Franken.