«Ein Ort, an dem Offenheit und Affinität gegenüber Kunst und Kultur herrschen»
Arlesheim hat mit dem «f/two artroom reber» Zuwachs im Kunstbereich bekommen. Mit ihm möchte Initiatorin Nicole Reber Kunstschaffenden eine Plattform bieten.
Wo einst ein Shop alles zum Thema Dampfen anbot, stand an einem Vormittag im November die Tür einladend offen. Der Dampf ist schon länger gewichen, und neu sind an der Hauptstrasse 46 Naturfotografien und -kunstwerke zu sehen. Nicole Reber hat sich mit dem artroom einen Traum erfüllt. Gleichzeitig möchte sie mit dem Kunstraum Kunstschaffenden eine Plattform bieten, um sich präsentieren zu können und um gesehen zu werden. Aktuell steht die Sonderausstellung «Naturwesen» mit Werken von Beatrice Ullmann an. Das Konzept des artrooms, so Reber, bestehe aus einer Dauerausstellung mit Fotografien des Künstlerduos «f/two» (Ehepaar Reber) sowie aus Kunstwerken wechselnder Künstlerinnen und Künstler. «Ich habe keine Planung, sondern lasse es einfach auf mich zukommen», lacht Reber beim Gesprächstermin. Ihr geht es, das wird beim Gang durch den artroom deutlich, um Austausch, um ein Zwiegespräch zwischen Kunstschaffenden. Und auch um ein Gespräch zwischen den Kunstwerken selbst. Im besten Fall könne so etwas Drittes entstehen, bestätigte sie.
Etwas Schönes, das Freude macht
Ein Kunstraum in der heutigen Zeit: «Das ist schon eine Art Luxus, dass ich das für mich, aber auch für die anderen machen kann», so Reber. Die Baslerin hat Kunstwissenschaft, klassische Archäologie und Betriebswirtschaft studiert und war vier Jahre lang bei der Fondation Beyeler als Leiterin Verwaltung aktiv. Danach machte sie sich selbstständig und bot mit einem Team von 30 Kunsthistorikern über 20 Jahre lang Führungen an Kunstmessen an.
Wie vielen anderen auch machte Covid-19 ihr einen Strich durchs Geschäft. Aber, schmunzelt Reber: «Ich arbeite gerne und wusste bald, dass es so nicht weitergehen konnte.» In ihr reifte der Wunsch, etwas Schönes zu tun, das ihr Freude macht und was sie schon lange wollte, nämlich eine Plattform für Kunstschaffende zu bieten. Zufällig fand sie schon bald den Raum in Arlesheim. Für die Kunstwissenschafterin ein schöner Zufall, denn sie hatte nach dem Studium eine Zeit lang in Arlesheim gelebt und war von Dorf und Menschen sehr angetan. «Es ist ein Ort, an dem Offenheit und Affinität gegenüber Kunst und Kultur herrschen», ist Reber überzeugt.
Raum für Gespräch
Diese Offenheit ist auch etwas, was Nicole Reber selbst ausstrahlt. Mit ihr einher geht auch eine gehörige Portion Idealismus, wie Reber gerne zugibt: «Diesen Zeiten, in denen so viele das Gefühl von strudelnden Abwärtsspiralen haben, möchte ich mit dem artroom und seiner Idee etwas entgegensetzen.»
Auch die Fotografien von «f/two» suchen das Licht. Wenige Tage nach dem Gespräch brach Reber mit ihrem Mann zu einer Studienreise auf die Lofoten auf, um auch dort das Licht einzufangen und nach Arlesheim zu bringen. Im Zusammenhang mit den «Naturwesen» von Beatrice Ullmann sind im artroom aktuell auch einige Fotografien aus der Eremitage zu sehen, die mit dem Licht spielen. Ullmanns Kunstwerke beinhalten Hölzer, Wurzeln und Äste, die als solche gesehen werden können oder eben als Wesen der Natur. Bei Fotos und Objekten besteht viel Raum, um ins Gespräch zu kommen – etwas, was sich Reber sehr wünscht. Denn was ist Kunst ohne Gespräch?
Open Days: 4. und 11. Dezember, Ausstellungsdauer: 4. Dezember bis 4. Februar 2022. ftwo.art/artroom