Ein Dutzend Jahre für die Musizierenden

Die zurücktretende Präsidentin des Musikschulrates, Dominique von Hahn, blickt auf zwölf Jahre im Amt zurück – und nennt noch einen grossen Wunsch.

Nimmt sich nun Zeit für eigene Projekte: Dominique von Hahn.Foto: zvg / David Schönhaus

Dominique von Hahn tritt als Präsidentin des Musikschulrates Arlesheim zurück. Sie begründet den Rückzug in zwei Punkten: Einerseits stehe sie an einem biografischen Wendepunkt: «Mein Sohn ist erwachsen, zieht aus, und ich habe Lust, nochmals etwas ganz Neues in Angriff zu nehmen.» Im Fokus steht eine geisteswissenschaftliche Dissertation. Andererseits sieht sie auch für die Musikschule eine Chance. «Nach zwölf Jahren stellt sich unvermeidlich eine gewisse Betriebsblindheit ein, die für die Leitung einer Aufsichtsbehörde ungünstig ist.» Sie ist überzeugt, dass ihr Nachfolger, Andreas Lucco, mit einem neuen Blick auch einen frischen Wind einbringen werde.

Von Hahn blickt auf eine erfüllende Tätigkeit als Musikschulrätin zurück. Sie lobt die Zusammenarbeit mit den Schulleitern und allen Lehrpersonen. Als Höhepunkte streicht sie die Anstellung einer neuen Schulleitung und die beiden Jubiläumsjahre 2012 und 2022 heraus. Zudem sei es schön gewesen, «zu erleben, wie die kleinen Musikschülerinnen und -schüler zusammen mit ihrem Instrument zu jungen Erwachsenen heranreiften». Musikerinnen und Musiker waren für sie schon immer vertraute und oft sympathische Menschen. «Ich konnte mich leicht in ihre Bedürfnisse einfühlen», erklärt sie. Von Hahn ist auch mit einem Musiker verheiratet.

«Musizieren macht nicht automatisch intelligenter»

Ein Instrument zu erlernen, verschaffe einen Kanal oder ein Kommunikationsmittel für das Emotionale, das Unaussprechliche, nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit Publikum und Ensemble, sagt von Hahn. «Gerade in der Pubertät ist dies ein enormer Vorteil.» Beim Üben werde Geduld mit sich selbst erlernt. Mit der Lehrperson hätten Kinder und Jugendliche eine einfühlsame Person, die sich einmal die Woche exklusiv um sie kümmere. «Unsere Lehrpersonen sind erfolgreiche Gesprächstherapeuten im Nebenamt», ergänzt sie. Auf die Frage, ob denn Kinder ein Musikinstrument erlernen sollen, kommen aber nicht nur die erwartbaren Antworten. Sie hat durchaus auch einen kritischen Blick: «Nicht für alle Menschen ist aus meiner Sicht das Instrument die ­passende Beschäftigung.»

Der Instrumentalunterricht sei heute fast etwas zu selbstverständlich und werde manchmal bei Erziehungsberechtigten und Musikschulen etwas überschätzt. «Musizieren macht aus meiner Sicht nicht automatisch intelligenter, steigert die Schulleistungen oder die Sozialkompetenz.» Dazu komme, dass immer weniger Menschen bereit seien, sich längerfristig in einer Sache oder einem gesellschaftlichen Zusammenhang zu engagieren. Von Hahn bedauert, dass es kaum mehr Schülerensembles gäbe, die sich über Jahre entwickeln würden.

Eine Vision für die Zukunft

Zum Abschluss ihrer Tätigkeit äussert die abtretende Präsidentin noch eine Vision für die Musikschule: ein eigenes Gebäude, beispielsweise anstelle der alten Mehrzweckhalle. Damit könne die Raumknappheit bekämpft werden, und gleichzeitig wären neue kreative Angebote möglich wie Musikschreiben, Tanz oder Musiktheater.

Mit dem Abschied aus dem Musikschulrat hat sich Dominique von Hahn auch aus der reformierten Kirchenpflege und dem Vorstand der Domkonzerte zurückgezogen. Vor allem, um Zeit zu haben für das erwähnte wissenschaftliche Projekt, aber auch um selbst Musikunterricht zu geniessen – von Hahn spielt Block- und Querflöte.

Langeweile wird sich wohl kaum einstellen: Als selbstständige Korrektorin und Lektorin ist ihr Faible für Sprachen ungebrochen. So hat sie Spass am Lernen von Fremdsprachen, zum Beispiel Vallader, das Rätoromanisch des Unterengadins und des Münstertals. Gerne hätte sie einstmals Biologie studiert, aber ihre Mathematiknoten brachten sie von diesem Plan ab. Trotzdem bleibt ihr Interesse bestehen, und so hat sie zusammen mit ihrem Mann einen Feldornithologiekurs absolviert. Und beim Vogelgesang schliesst sich der Kreis zur Musik wieder.

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