Ein Arlesheimer Müller wittert Morgenluft

Helga und Jürg Seiberth aus Arlesheim haben einen neuen Bildband mit dem Titel «Vom Franzosenbebbi» veröffentlicht. Und es ist klar: Die zwei 68-Jährigen sind mit Geschichtenerzählen längst nicht am Ende.

Eingespieltes Team: Entwickeln Helga und Jürg Seiberth eine neue Geschichte, sind erheiternde Debatten vorprogrammiert. Foto: Caspar Reimer

Manchmal schmoren wirre Gedanken jahrelang und es braucht einen Schlag auf den Kopf, damit darauf endlich eine Tat folgt. Ein solches Erweckungserlebnis widerfährt dem Protagonisten des brandneuen Bilderbuches «Vom Franzosenbebbi – eine Geschichte aus dem alten Arlesheim» von Helga und Jürg Seiberth. Nach dem grossen Interesse an «Bartholomäus Ziegenbock» im vergangenen Jahr legt das künstlerisch versierte Ehepaar nun eine Erzählung mit sieben Aquarellen und sieben Zeichnungen vor, herausgegeben im eigenen Verlag Edition Text und Media. Ergänzten im letzten Werk kurze Verse die Bilder von Helga, ist es diesmal der Text von Jürg, welcher der Geschichte ihren Weg bereitet – die Zeichnungen und Aquarelle bereichern den Text, regen das Vorstellungsvermögen an. Das Geheimnis des Titels wird gleich in den ersten Zeilen des Buches gelüftet: «Es war einmal ein Müller. Seine Mühle stand in Arlesheim bei den Weihern und sein Name war Joseph. Bebbi kürzte man das damals ab. Und weil er immer von den Franzosen schwärmte und von der Revolution, nannten die Leute ihn Franzosebebbi.»

Aus anderer Perspektive

Um seine Geschichte zu erzählen, hat Jürg Seiberth akribisch recherchiert: «In Arlesheim leben Menschen, die sehr gute Kenntnisse der Geschichte haben. Da musste ich aufpassen, dass die historischen Fakten stimmen», sagt er lachend. Der Müller Joseph Stöcklin und seine Frau Anna Maria lebten und arbeiteten zwischen 1765 und 1802 in der Mühle bei  den Weihern und bekamen die Entstehung der Ermitage – damals auch «Waldbruderey» oder «Einsiedlerey» genannt – hautnah mit. Um diesen Müller entwickelt Seiberth seine Geschichte und fügt sie in die historische Gemengelage ein. Der Protagonist litt unter Schikanen und Herablassungen durch die bessere Gesellschaft. Doch Teile der einfachen Bevölkerung begannen sich für die Ideen der Französischen Revolution zu interessieren.

Dieser Wind der Veränderung ging auch am Arlesheimer Müller nicht spurlos vorbei – da heckte er einen bösen Plan aus. «Wenn man sich mit der Geschichte der Ermitage beschäftigt und entsprechende Literatur konsultiert, ist meistens nur vom Adel und von Domherren die Rede. Einfache Leute kommen kaum vor. Das wollten wir ändern», erzählt Jürg Seiberth.

Kreative Zeit steht bevor

Die Seiberths sind ein eingespieltes Team, was sich offenbart, wenn man die beiden zum Fototermin trifft. Ein Stichwort reicht aus, um eine angeregte Debatte über lokale Historie zu entzünden. Ob man sich so den Entstehungsprozess ihres Buches vorstellen müsse? «Wir sind sehr verschieden. Der Weg zur guten Lösung führt über lange Verhandlungen», erzählt Helga Seiberth. Wie das Vorgängerwerk ist auch das aktuelle Bilderbuch in intensiver gemeinsamer Arbeit entstanden: «Für die Entwicklung einer Geschichte nehmen wir uns jeweils ein paar Wochen frei. In dieser Zeit sind wir ganz darauf fokussiert», erzählt die gelernte Gestalterin, die sich im dritten Lebensabschnitt ganz ihrer Leidenschaft – dem Malen und Zeichnen – widmen kann. Für Jürg Seiberth endet im kommenden Jahr ein Lebensabschnitt, tritt er doch nicht erneut zur Wahl in den Gemeinderat an. «Dann werde ich mich noch mehr dem Schreiben, aber auch dem Produzieren von Büchern widmen.»

Weitere Informationen und Bestellungen: bei Helga und Jürg Seiberth oder über www.ETuM.ch

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