Ein Argentinier in Arlesheim

Am 31. Mai und 9. Juni bringt der Männerchor mehrere Werke des Argentinischen Komponisten Martin Palmeri zur Uraufführung. Das «Wochenblatt» hat mit dem Komponisten gesprochen.

Gern gesehener Gast: Martin Palmeri in der Wohnung des Dirigenten Reiner Schneider-Waterberg.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Gern gesehener Gast: Martin Palmeri in der Wohnung des Dirigenten Reiner Schneider-Waterberg. Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Wochenblatt: Ihre Tango-Messe wurde schon weltweit aufgeführt. Dass sie für den Männerchor Arlesheim Werke komponiert haben, kommt einer kleinen Sensation gleich. Wie kam es überhaupt dazu?
Martin Palmeri: Alles begann 2009, als ich Reiner Schneider-Waterberg, den Dirigenten des Männerchors, anlässlich einer Misatango-Aufführung kennen lernte. Zwei Jahre später dirigierte Schneider die Messe selbst in der Region. Dabei wurde die Idee eines «Tango para hombres» (Tango für Männer) geboren. Schneider reiste 2012 nach Buenos Aires, und bereits im Mai wurde der Kompositionsauftrag an mich erteilt. In seinem Bücherregal fand ich ein Büchlein mit Gedichten des Dichters Julio Ravazzano Sanmartino in Lunfardo, der «Strassensprache» von Buenos Aires. Sogleich begann ich einige Gedichte zu vertonen. Im Oktober begannen die Proben. Ein schwieriger, schneller Text machte den Einstieg nicht leicht, aber die Begeisterung wuchs von Probe zu Probe. Vor Weihnachten 2012 wurde die Misatango in Aesch aufgeführt; auch damals war ich mit von der Partie.

Wie kam der Chor mit den ungewohnten Rhythmen zurecht?
Palmeri: Ich hatte den Auftrag, traditionellen Tango mit strophischen Versen zu verbinden, und ich war bei den Proben beeindruckt, wie gut der Chor den Text aussprach. Da man in Europa eine andere Musiktradition hat, ist es nicht leicht, die Rhythmik des Tango zu adaptieren. Aber Reiner als Kopf und Motor des Chors konnte den Chor dazu motivieren, dieses Repertoire singen zu können. Gesungen werden fünf Stücke für Männerchor, eine «Suite Renacimiento del Tango» in traditionellen Tangorhythmen, dem Tango, der städtischen Milonga und der ländlichen Milonga. Dazu kommen ein A-cappella-Stück für die spanisch-muttersprachlichen Solisten und zwei Teile aus meinem Vier-Jahreszeiten-Zyklus. Im Verlauf des Projekts stiessen der Kinder- und Jugendchor der Musikschule dazu, wobei Katharina Baeschlin, die Dirigentin des Chors, und ich sich auf eine Mischung lateinamerikanischer und Schweizer Volksliedern einigten.

Wie fühlen Sie sich hier in der Nordwestschweiz?
Palmeri: Ich fühle mich hier in der Region sehr wohl. Ich habe viele gute Freunde gewonnen, die mich immer warm empfangen. Das ruhige Arlesheim mit dem vielen Grün und den schönen Häusern gefällt mir besonders gut.

Wie sieht Ihr Leben aus, wenn Sie nicht in der Schweiz sind?
Palmeri: Ich lebe heute mit meiner Frau und meinen zwei Kindern in einer rund 500 Kilometer nördlich von Buenos Aires gelegenen Stadt. Dort widme ich mich hauptsächlich dem Komponieren. Ich bin jetzt 47 Jahre alt und möchte mich in Zukunft hauptsächlich kreativ und produktiv entfalten. Im Oktober werde ich in Rom den Domchor Köln in einer Aufführung für den Papst dirigieren.

Männerchor Arlesheim: Tango Vocal für Männer, Kinder und Tänzer, Freitag, 31. Mai, 19 Uhr, und Sonntag, 9. Juni, 17 Uhr; reformierte Kirche Arlesheim. Türöffnung eine halbe Stunde vor Beginn.

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