Der SP gelingt der Coup: Links-Grün hat neu die Mehrheit
Die Chancen auf einen zweiten Sitz für die SP standen mit seiner Kandidatur sehr gut. Dass Peter Vetter nun mit 1452 Stimmen gleich das beste Resultat erzielte, erstaunt den Gewählten selbst: «Ich bin sehr überrascht über das gute Resultat und freue mich darüber.» Als Grund für die vielen Stimmen nennt Peter Vetter seine Bekanntheit im Dorf und dass er «kein extremer Linker» sei. Und er ergänzt: «Offensichtlich haben der FDP auch interne Querelen um die Ortsplanrevision geschadet.» Peter Vetter leitete von 2014 bis 2018 die Landeskanzlei des Kantons Baselland und war damit einer der einflussreichsten Amtsträger des Baselbiets. Nun ist ihm der Einzug in den Gemeinderat zum zweiten Mal gelungen – bereits von 2004 bis 2008 hatte er dem Gremium angehört.
Die SP schaffte es ebenso mühelos, den freigewordenen Sitz von Jürg Seiberth zu verteidigen. SP-Präsidentin Lea Mani zieht mit 1327 Stimmen neu in die Exekutive ein. Damit liegt sie mit ihrem Ergebnis noch vor den beiden Bisherigen Monika Strobel (parteilos, 1291 Stimmen) und Brigitte Treyer (FDP, 1197 Stimmen). Mani zeigt sich gegenüber dem Wochenblatt ebenfalls überrascht über das klare Resultat. Der Erfolg liege, so Mani, in ihrer langfristigen Strategie: «Peter Vetter ist sehr bekannt im Dorf. Zudem ist die SP in der Gemeindekommission und an Gemeindeversammlungen immer sehr präsent», so Mani.
Die FDP hingegen konnte den Sitz von Pascal Leumann, der sich nicht mehr zur Wiederwahl gestellt hatte, nicht verteidigen. Kandidat Peter Epple holte 1121 Stimmen und lag damit nur knapp hinter Parteikollegin Treyer. Das absolute Mehr lag bei 881 Stimmen. Epple sei «schon enttäuscht, aber auch nicht am Boden zerstört». Obwohl er in Arlesheim aufgewachsen sei, habe er weniger mobilisieren können – wohl auch, weil grundsätzlich weniger Junge an die Urne gingen, meint Epple.
Verliert die FDP wegen Querelen um den TZP?
FDP-Präsident Balz Stückelberger erklärt den Verlust des Sitzes mit der starken Konkurrenz. «Die SP ist mit zwei sehr starken Kandidierenden angetreten. Zudem ist wegen der AHV-Abstimmungen eher das linke Elektorat an die Urne gegangen.» Als Abfuhr wegen der Querelen um die Teilzonenplanrevision versteht Stückelberger das Resultat nicht. «Markus Eigenmann hat unbeliebte Themen angepackt, die bisher aufgeschoben wurden, und bot damit Angriffsfläche. Das Wahlergebnis zeigt aber, dass das Vertrauen in ihn und die FDP weiterhin gross ist.»
Die Frischluft hingegen kann beide Sitze halten. Der Bisherige Felix Berchten wurde mit 1382 Stimmen wiedergewählt. Auch in die Exekutive schaffte es Hartmut Vetter – übrigens nicht verwandt mit Peter Vetter – mit 1220 Stimmen. «Die Freude ist natürlich gross, wenn einem so ein Mandat übertragen wird», sagt Hartmut Vetter. Sein Schwerpunkt liege beruflich auf der Kommunikation. «Hier kann ich sicher etwas beitragen, denn die Kommunikation hat in Arlesheim nicht immer optimal funktioniert.» Frischluft-Präsidentin Nicole Barthe zeigt sich ob des Resultats sehr zufrieden – auch, weil die Partei die vier Sitze in der Gemeindekommission habe halten können.
Insgesamt fällt auf, dass die Ergebnisse aller Kandidatinnen und Kandidaten recht nahe beieinander liegen. Mit der Wahl vom Sonntag haben sich jedoch die Kräfteverhältnisse im Gemeinderat geändert: Links-Grün hat neu die Mehrheit.
Wechsel im Präsidium?
Offen ist, wie der neue Gemeinderat die Ressorts verteilen wird. Hartmut Vetter bekundet besonderes Interesse am Ressort Gesundheit, das derzeit in der Verantwortung von Monika Strobel liegt. Aber er sei grundsätzlich offen, ebenso wie Peter Vetter und Lea Mani. «Wichtig ist uns, dass das Ressort Soziales möglichst in linker Hand bleibt», sagt Letztere. Kurzzeitig meldete die SP Interesse am Gemeindepräsidium an: «Bis Samstagabend haben wir nicht an eine Kandidatur gedacht. Weil das Resultat sich dann aber so klar präsentierte, müssen wir uns das überlegen», sagte Mani am Montag. Peter Vetter aber winkt einen Tag später ab: Kurzfristig habe sich die SP diese Gedanken zwar gemacht. Er bleibe jedoch bei der Aussage, dass er den Schritt von aussen direkt ins Präsidium für sich als zu gross erachte. Dies auch, weil Markus Eigenmann einen guten Job mache.
Eigenmann wird im Sommer erneut für das Gemeindepräsidium kandidieren. Einer Kampfwahl sähe er gelassen entgegen, wenn es doch so weit käme, sagt er gegenüber dem Wochenblatt. In der nächsten Legislatur werde der Schwerpunkt im Gemeinderat auf der Integration der neuen Mitglieder, auf verschiedenen Projekten der baulichen Entwicklung, der Stabilisierung des Finanzplans und auf der Überarbeitung des Personalreglements liegen.
FDP verliert auch in der Gemeindekommission
Verschiebungen gibt es auch in der Gemeindekommission: Die FDP verliert einen Sitz und stellt neu 4 statt 5 GK-Mitglieder. Dafür gewinnt die SP einen Sitz und hat nun ebenfalls 4 Sitze. Bei der SVP (1 Sitz) und der Frischluft (4 Sitze) bleibt es beim Alten. Mitte und GLP haben je einen Sitz.
Stärkste Partei bleibt mit fast 30 Prozent die FDP. Die Stimmbeteiligung lag bei rund 41 Prozent.