Der Sonnenhof jubiliert mit Zirkus Wunderplunder

Am Wochenende feiert der Sonnenhof sein 90-jähriges Bestehen. Kinder und Jugendliche fiebern ihrem Auftritt im Zirkus Wunderplunder entgegen.

Im Zirkusfieber: Philipp Saladin und Akam Ramanzadeh freuen sich auf ihren Auftritt am Samstag.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Im Zirkusfieber: Philipp Saladin und Akam Ramanzadeh freuen sich auf ihren Auftritt am Samstag. Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Der Sonnenhof ist eine der ältesten heilpädagogischen und sozialtherapeutischen Einrichtungen der gesamten Region Basel. Gründerin war die Ärztin Ita Wegman im Jahre 1924. Die Jubiläumsfeier soll jedoch primär die Bedürfnisse der betreuten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen im Auge haben und weniger das Interesse historisch Interessierter. Diese werden im Dezember bei der Chronik des Sonnenhofs noch auf ihre Rechnung kommen.
Der Sonnenhof arbeitet ressourcenorientiert.

Nicht die Defizite der Menschen stehen im Zentrum, sondern ihre vielfältigen Gaben und kreativen Fähigkeiten, die oft genug verborgen sind und nicht wahrgenommen werden. Um die Menschen mit einem Handicap an der Feier partizipieren zu lassen, wurde die Idee weiterverfolgt, den Zirkus Wunderplunder als Rahmenprogramm für das Jubiläum einzuladen. Gemeinsam mit der Truppe erarbeiteten Kinder, Jugendliche und Erwachsene des Sonnenhofs ein Zirkusprogramm, das am Samstag gezeigt wird.

Vorfreude auf den grossen Auftritt
Mit von der Partie sind Philipp Saladin und Akam Ramanzadeh. Der 39-jährige Philipp Saladin ist seit 13 Jahren im Sonnenhof. «Ich arbeite seit zwanzig Jahren in der Eingliederungsstätte Baselland in Reinach», sagt er. Vom Wohnwerk in den Sonnenhof wechselte er, weil er – wie schon in der Steiner-Schule – Theater spielen wollte. «Der Sonnenhof ist auf Kultur ausgerichtet.» Ausserhalb der Institution hat er sich schon diskriminierende Äusserungen über Behinderte anhören müssen. «Ich wünsche mir, dass wir respektiert werden, so wie wir sind.» Im Zirkus spielt er den Clown, der ja die Gabe haben muss, über Schwieriges mit Lachen hinwegzuhelfen. «Der Clown ist meine Lieblingsrolle», erklärt Philipp Saladin, «ich komme dabei auf andere Gedanken und ich bringe andere gerne zum Lachen.»

Akam Ramanzadeh hat Eltern, die aus dem Nahen Osten stammen. Er ist 16 Jahre alt und ist bereits seit 13 Jahren im Sonnenhof. Momentan muss der Jugendliche, der eine Gehbehinderung hat, Krücken benutzen. Akam gefällt es im Sonnenhof, aber am liebsten würde er gerne bald arbeiten. Im Zirkus wird er im Moderationsteam mitwirken und so etwas wie ein «Nummernboy» sein. Für ihn ist Zirkus eine neue Erfahrung. Ihm gefällt die Truppe von Wunderplunder, wie er überhaupt Begegnungen mit Menschen liebt. Für den Fototermin hat er seine schönsten Kleider angezogen. Er freut sich auf den Samstag und hofft auf zahlreiches Publikum. Da er sich mündlich fast nicht ausdrücken kann, ist er auf eine Buchstabentafel und Gebärden angewiesen. Seine Beeinträchtigungen hindern ihn aber nicht daran, die Dinge stets positiv und motiviert anzugehen.

Reichhaltiges Programm
Derzeit werden im Sonnenhof 75 Kinder und Jugendliche sowie 49 Erwachsene betreut. Die Altersspanne reich von 5 bis 93. Das Jubiläumsfest am Samstag bietet neben dem Zirkus auch Einblicke in die einzelnen Bereiche der Institution. Es gibt Infostände, Führungen, Workshops, Musikeinlagen, einen Film über die Zirkuswoche, eine Porträtausstellung, Ponyreiten, einen Quizgarten und vieles mehr. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

Jubiläumsfeier Sonnenhof: Sa, 6. September, 10.30–17.30 Uhr im Sonnenhof Arlesheim. 11 und 17 Uhr: Zirkusvorstellung; 12 und 14 Uhr: Diaboloshow und Einführung ins Diabolospiel; 14–16 Uhr: Ponyreiten; 15 Uhr: Caféhaus-Musik (Duo Infernale); 15.30 Uhr: Stuhlversteigerung.

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