Der Motorsport ist die grössere Leidenschaft als das Schwimmen

Der langjährige Betriebsleiter der Arlesheimer Badi, Jörg Schumacher, ist seit kurzer Zeit in Pension. Ruhig wird es bei ihm allerdings nicht.

Kennt das Gartenbad wie seine Westentasche: Jörg Schumacher wird auch in Zukunft im «Bedli» anzutreffen sei. Foto: Caspar Reimer
Kennt das Gartenbad wie seine Westentasche: Jörg Schumacher wird auch in Zukunft im «Bedli» anzutreffen sei. Foto: Caspar Reimer

Ende Mai hatte Jörg Schumacher im «Bedli», wie er seinen Arbeitsort liebevoll nannte, seinen letzten Arbeitstag. Dabei ist es jetzt, ein paar Wochen nach seinem Weggang, nicht so, dass ihm das Gartenbad verschlossen bleibt – im Gegenteil: Für das Interview mit dem Wochenblatt lädt er zu einem Kaffee in die Badi ein, dabei wird er von allen Seiten mit Freude in Empfang genommen.

Auf die Frage, was der Abschied von seinem langjährigen Arbeitsort mit ihm mache, sagt er: «Wenn man so lange einen Betrieb geführt hat, ohne je einen wirklich schweren Zwischenfall erlebt zu haben, ist der Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge verbunden», erzählt er. Der gebürtige Arlesheimer kennt das Gartenbad wie seine Westentasche, hatte früher schon als Hilfsbadmeister vor Ort gearbeitet. Beruhigend sei auch, mit Mario Henz eine würdige Nachfolge gefunden zu haben.

Auf und neben der Rennstrecke

Der 63-Jährige ist gelernter Automechaniker, hatte seine Lehre im Bereich VW, Audi und Porsche absolviert. Schliesslich kam er über Umwege zur US-amerikanischen Marke Chrysler, die ihn zum Rennsport führte. Dort spezialisierte er sich auf Drag Racing, Beschleunigungsrennen also, bei denen es dann schon mal in 3,5 Sekunden auf 550 Kilometer pro Stunde Speed gehen kann. «Wenn man dieser gefährlichen Sportart nachgeht» – ein Grund, weshalb Schumacher nicht Vater werden wollte –, «ist man in gewisser Weise ein Adrenalin-Junkie», gibt er schmunzelnd zu. Als Rennfahrer war er erfolgreich, gewann in den 1990er-Jahren je zweimal die Europameisterschaft und die deutsche Meisterschaft. Dabei fuhr er auch Rekordgeschwindigkeiten ein.

Nun ist er technischer Kommissar

Im Jahr 1997 wechselte er die Seite, hörte mit dem Rennfahren auf und wurde technischer Kommissar beim Deutschen Motorsportbund DMSB. In dieser Funktion werden die Autos und die ganze Ausrüstung vor dem Rennen auf Sicherheitsaspekte geprüft. «Während des Rennens schauen wir, dass die Fahrer nicht mogeln, prüfen etwa das Benzin», so Schumacher.

Bei einem Unfall ist es die Aufgabe der technischen Kommissare herauszufinden, was schiefgelaufen ist. «In einem schweren Fall, etwa bei einem Todesfall, würden wir mit der Polizei zusammenarbeiten. Gott sei Dank ist mir das nie passiert», erklärt er. Noch heute ist Schumacher in dieser Funktion tätig. Erst kürzlich kam er aus den USA zurück, wo er bei einem nationalen Rennen auf Erkundungstour war, um Erfahrungen und zusätzliches Wissen mit nach Hause zu bringen.

Jörg Schumacher ist nicht nur Rennwagen gefahren und hat sie als Experte beurteilt – für Beschleunigungsrennen hat er selbst Autos gebaut. «Die Belastung fürs Material ist bei solchen Rennen enorm. Es ist faszinierend, hier das Maximum rauszuholen.»

Auch wenn sich Schumachers Tätigkeit als Rennfahrer und technischer Kommissar an verschiedenen Orten der Welt abenteuerlich anhört, der Hauptfokus lag in den letzten Jahren auf dem Gartenbad Arlesheim: «Da ich aus dem technischen Bereich komme, war es naheliegend, dass ich die ganze Wartung und den Unterhalt der Badi selber mache und wir nichts in Auftrag geben», berichtet er.

So kam es, dass Schumacher auch in den Wintermonaten damit beschäftigt war, die Anlagen zu prüfen, gegebenenfalls zu reparieren und in Schuss zu halten. «Ich habe mehr technisches Know-how, als diese Anlage verlangt», sagt er. «Mein Anspruch war es immer, zu verstehen, wie etwas funktioniert, sowohl im Rennsport wie in der Badi.»

Endlich Gast sein

Nun fährt er mit seiner Lebensgefährtin ins Tessin in die Ferien, danach erwartet ihn aber schon wieder die Rennpiste – bald in Frankreich, dann im deutschen Hockenheim, wo das grösste Rennen in Europa stattfindet, und demnächst in Italien. Zu letzterem verbindet Schumacher eine besondere Beziehung: «Ich habe jetzt Zeit, Italien zu erkunden und besser Italienisch zu lernen. Ich liebe dieses Land», meint er. Ob er auch ab und an in Arlesheim anzutreffen sei: «Ja, natürlich, meine Frau und ich machen beide Fasnacht. Und ich werde auch immer wieder hier in der Badi sein. Ich freue mich darauf, diesen Ort als Gast zu erleben.» Ob er denn überhaupt gerne schwimme? «Nein, eigentlich nicht besonders. Aber das gilt wohl für die meisten Badmeister», schmunzelt er.

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