Der kurze Moment der Schwerelosigkeit

Stabhochspringerin Lea Bachmann springt am Wochenende in Arlesheim. Sie freut sich, nah am Publikum zu sein.

Eine der erfolgreichsten der Region: Stabhochspringerin Lea Bachmann. Foto: Fabian Schwarzenbach
Eine der erfolgreichsten der Region: Stabhochspringerin Lea Bachmann. Foto: Fabian Schwarzenbach

«Ich wollte nie Leichtathletik machen. Rennen? Nein, danke!», schmunzelt Lea Bachmann. Doch dann zeigte ihr Vater ihr den Stabhochsprung, von dem sie von Anfang an begeistert ist. «Es braucht turnerische Elemente, Geschwindigkeit, Kraft, Technik, Sprungkraft und es ist komplex», zählt sie auf.

Das Training ist für die 27-Jährige immer sehr vielseitig, denn das «Gesamtkonstrukt muss funktionieren». Schon der Anlauf muss präzise sein. Daher wird die Distanz genau abgemessen, damit Bachmann beim Absprung exakt an der Stelle ist, an der sie sein sollte. «Auch während eines Wettkampfes gibt es immer wieder kleine Anpassungen – je nach Tagesform», erklärt sie.

Die Stabhochspringerin setzt auch Zwischenmarken auf der Anlaufbahn, so eine erste nach sechs Schritten. «Bin ich da drauf, weiss ich, dass der Anlauf stimmt.» Zwei, drei Zentimeter Unterschied pro Schritt können schon zu viel sein. Nach dem Loslaufen geht es schnell: «klarer Rhythmus, klarer Ablauf»: Stab senken, Einstich, Aufwärtsbewegung. Das alles muss im Unterbewusstsein abgespeichert sein, denn in den knapp eineinhalb Sekunden in der Luft hat die Athletin keine Zeit zum Nachdenken. «Ein Zögern wäre gefährlich», meint Bachmann, die heute zu den bekanntesten und erfolgreichsten Stabhochspringerinnen der Region und der Schweiz zählt.

Stabhochspringen ist komplexer als Golf

Die Sportart ist vor Golf die komplexeste überhaupt, alles muss stimmen. «Es tönt kompliziert und ist es auch», sagt die Baslerin. «Wenn die Abläufe verinnerlicht sind, dann geht es gut. Und es gibt kein schöneres Gefühl als der kurze Moment der Schwerelosigkeit über der Latte.» Im Stabhochspringen spielt das Umfeld, also Trainer, Physiotherapeutin etc., eine bedeutende Rolle. Und auch an den Wettkämpfen tritt der Konkurrenzkampf in den Hintergrund: Wenn der eigene Trainer nicht dabei sein kann, dann coacht auch mal der Trainer der Kollegin. An der Universiade in Napoli 2019 kamen ihre Stäbe zu spät an. Die dänische Kollegin lieh ihr kurzerhand ihre für das Abschlusstraining. «Es gibt kaum Anfeindungen wie in anderen Disziplinen, dazu besteht kein Raum. Man hat mit sich selbst genug zu kämpfen», erklärt sie. Ihr persönlich gehe es mehr darum, ihre eigenen Ziele zu erreichen. Diese sind für sie zum einen, verletzungsfrei zu werden und zu bleiben sowie ihre persönliche Bestmarke von 4,40 Metern zu verbessern.

Lea Bachmann will auch neben dem Sport hoch hinaus

Das gilt auch für den internationalen Goldwurst-Power Stab-Event am Samstag in Arlesheim, auf den sich Lea Bachmann besonders freut. «Es ist einer der tollsten Anlässe, nicht nur weil mein Sponsor ihn ausrichtet», schwärmt sie. So nahe seien die Athletinnen und Athleten nur selten am Publikum. Bachmann gibt zu, etwas nervöser zu sein als normal, da sie viele Leute kennen wird und diese nicht enttäuschen wolle.

Vom Sport kann sie allerdings nicht leben, daher legte sie von Anfang an grossen Wert auf ihre Ausbildung. Nach ­einem Master in Rechtswissenschaften doktoriert sie nun an der Universität Basel. «Da bin ich zeitlich sehr flexibel und kann auch am Abend oder am Wochenende arbeiten, was bei meinem Trainingspensum zentral ist», freut sie sich.

Neben Rheinschwimmen ist Skifahren eines ihrer Hobbys, nicht nur zur Freude ihres Trainers. Sie räumt ein: «Ich verzichte auf einiges, aber es passt für mich.» Definitiv nicht verzichten möchte sie auf die Sprünge in Arlesheim, die für sie und das Publikum ein Höhepunkt sein werden.

Goldwurst-Power- Stab-Event

Wob. Am Samstag findet zum 12. Mal der Stabhochsprungwettkampf vor der Gemeindebibliothek bei der Tramhaltestelle Dorf statt. Stabhochsprungtalente aus der ganzen Schweiz reisen an, um ihr Können unter Beweis zu stellen. Der Eintritt ist gratis. Der Restaurantbetrieb startet um 12 Uhr, ab 13 Uhr beginnen die Sportlerinnen und Sportler mit dem Einspringen. Der Wettkampf beginnt um 14 Uhr.

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