Der Chronist unspektakulärer Merkwürdigkeiten
René Salathé hat die zweite Folge von «Neue Baselbieter ‹Merk-würdigkeiten›» vorgelegt. Erneut zeigt er sich als wacher Beobachter der Region und liefert erhellende Einblicke in Geschichte und Gegenwart.
Wer heute von etwas Merkwürdigem spricht, denkt an etwas Seltsames oder Verwunderliches. Ursprünglich meinte «merkwürdig» etwas, was würdig ist, vermerkt zu werden, also etwas Wichtiges und Erwähnenswertes. Im Jahre 1748 erschien in Basel aus der Feder von Daniel Bruckner der «Versuch einer Beschreibung historischer und natürlicher Merkwürdigkeiten der Landschaft Basel». 2007 – anlässlich des 175-Jahr-Jubiläums des Kantons Basel-Landschaft – gab der in Reinach wohnhafte Historiker René Salathé, der 2014 den Reinacher Preis erhalten hat, gleichsam eine Fortschreibung des reizvollen Werks aus dem 18. Jahrhunderts heraus: 62 «Neue Baselbieter ‹Merk-würdigkeiten›». Darin versammelte er kurze, kurzweilige und treffende Texte zum Kantonsmittelpunkt, zu Ortsnamen, zum Wappenfelsen, zur Ökumene, zu Fitness und Fastfood, zu Verkehrskreiseln, zu Baselbieter Löchern und Naturerscheinungen. Schon damals machte er darauf aufmerksam, dass mit diesen Texten die «Merkwürdigkeiten» des Kantons noch lange nicht erschöpft seien.
Ein Muss in jeder Hausbücherei
Nun ist vor kurzem der Folgeband der «Neuen Baselbieter ‹Merk-würdigkeiten›» erschienen. Auch diesmal ist das Birseck gut vertreten. Man erfährt etwas über das 1916 gegründete «Milchhüsli» in Reinach, das es heute noch gibt, oder über das Beinhaus in Pfeffingen, einem baulichen Mahnmal für die Vergänglichkeit des Lebens. Man erfährt weiterhin, dass es in Münchenstein ein Geisterhaus gibt, in dem einst ein unsteter Pfarrer wohnte, der sich das Leben nahm. Wenige wissen auch, dass der Schriftsteller Max Frisch als junger Architekt in Arlesheim an der Hangstrasse 54 sein bauliches Erstlingswerk geschaffen hat. Auch auf die Antwort auf die Frage, warum im Dom zu Arlesheim die Darstellung des australischen Kontinents fehlt, kennt der versierte Historiker René Salathé, dem ebenfalls die 10er- und 11er-Linien nicht egal sind. Auch sie zählt er zu den Dingen, die bemerkenswert sind. Wer das Rezept der Chüechlifrauen von Reinach sucht, ist mit diesem Werk ebenso bedient, wie diejenigen, denen die Türüberschrift «20*C+M+B *14» noch immer ein Rätsel ist. René Salathé widmet aber auch einen Kurzessay dem Gripspfad, der 2011 in Aesch gleichsam als Vita-Parcours für das Gehirn erstellt wurde. Natürlich darf der neue Waldbruder in der Ermitage nicht fehlen. Die 60 Essays zur Geschichte und Gegenwart des Kantons Basel-Landschaft sind süffig geschrieben und amüsant zu lesen. Sie gehören eigentlich in jede Hausbibliothek in der Region.
René Salathé: Neue Baselbieter «Merk-würdigkeiten», Verlag des Kantons Basel-Landschaft, Liestal 2014, 143 S., 20 Franken.