Das Ende naht
In rund drei Wochen ist die Sicherung der südlichen Umfassungsmauer des Schlosses Birseck beendet. Dies bedeutet den vorläufigen Abschluss der Sanierungsarbeiten.
Denkmalpflegerin Brigitte Frei-Heitz lässt ihren Blick zufrieden über die Baustelle gleiten. Wo die südliche Umfassungsmauer vor einigen Monaten teilweise eingestürzt und völlig zugewuchert war, steht heute eine sorgfältig aufgeschichtete Mauer. Rund 80 Tonnen Stein und Mörtel seien verbaut worden, erklärt Frei-Heitz den rund ein Dutzend Personen, die vergangene Woche an einem Informationsrundgang auf der Burg teilnehmen. «Wir sind mit dem Baufortschritt sehr zufrieden.»
Tuffstein ist Trumpf
Das Sanieren von Burgen sei immer eine delikate Angelegenheit, fährt Frei-Heitz fort. «In der Schweiz gibt es nur eine Handvoll Firmen, die dafür infrage kommen.» Dies habe aber umgekehrt den Vorteil, dass die Expertise hoch sei. «Einige der Bauarbeiter und Handwerker, die an der Sanierung der südlichen Umfassungsmauer beteiligt sind, haben schon in früheren Bauetappen am Schloss Birseck gearbeitet.» Zentral bei der Sicherung der Mauer sei der sogenannte Tuffstein, erklärt Frei-Heitz weiter. «Tuffstein ist ein poröser Stein, der wie eine Art Schwamm funktioniert.» Das Eindringen von Wasser – normalerweise eine der Hauptquellen für Schäden – sei daher kein Problem. «Wir haben bei allen Sanierungsetappen festgestellt, dass eine Schicht Tuffstein das darunterliegende Gestein effektiv vor Schäden schützt.» Aus diesem Grund habe man bei der obersten Schicht der wiederhergestellten Südmauer auf ebenjenen Stein gesetzt.
Mit der Sicherung der südlichen Umfassungsmauer sind die Bauarbeiten am Schloss Birseck vorläufig beendet. Die zu Beginn der 2000er-Jahre sanierten Stellen im inneren Ring und im Innenhof, an der Brücke sowie an Teilen der Umfassungsmauer seien heute in einem guten Zustand, meint Frei-Heitz. «Grössere Sanierungen sind mittelfristig nicht vorgesehen.»
Bischofsresidenz, Landvogtei und Ruine
Das Schloss Birseck ist eine bedeutende Burganlage im Birstal und der Nordwestschweiz. Der heutige Grundriss der Anlage geht auf Bischof Lüthold von Basel zurück, der 1239 den Hof des Klosters Niedermünster in Arlesheim mit all seinen Besitzungen, inklusive des markanten Felsens oberhalb des Dorfs, kaufte. Es sei unklar, ob zu diesem Zeitpunkt bereits eine Burg gestanden habe, erzählt Denkmalpflegerin Frei-Heitz. «Ohne Ausgrabungen, die aufgrund der Instabilität des Bodens wenig Sinn ergeben, können wir das nicht abschliessend beurteilen.»
In der Folge diente das Schloss zeitweilig als Bischofsresidenz. Im Zug des Basler Erdbebens von 1356 kam es zu grossen Schäden: Ein Grossteil der Umfassungsmauer stürzte ein und ein wahrscheinlich durch das Beben ausgebrochenes Feuer verwüstete das Schloss. Zeichen dieses Brands liessen sich heute noch sehen, sagt Frei-Heitz. «Die roten Steine, die an verschiedenen Mauerstellen verbaut sind, haben ihre Farbe vom Feuer.» Um 1450 und zwischen 1610 und 1630 wurde die Burg, die mittlerweile Sitz der bischöflichen Vögte war, schrittweise modernisiert. So erhielt beispielsweise das Wohnhaus, von dem heute nichts mehr zu sehen ist, ein zusätzliches Geschoss.
Nachdem Landvogt Franz Karl von Andlau 1763 seinen Sitz nicht auf der Burg haben wollte, sondern diesen ins Dorf verlegte, verfiel die Anlage zusehends. Sein Sohn, Konrad von Andlau, erwarb gut 40 Jahre später zusammen mit Domherr Heinrich von Ligerz die in der Zwischenzeit während der Nachwehen der französischen Revolution durch Brandschatzung zur Ruine gewordene Burg. Von Andlau und von Ligerz liessen daraufhin den Turm und die Kapelle im damals höchst populären neogotischen Stil wieder herrichten und bauten einen Rittersaal. «Die heutige Burg ist ein wilder Mix vieler verschiedener Zeiten und Stile», kommentiert Frei-Heitz die bewegte Geschichte der Anlage.