Das Dorfkino der Gegenwart
Das Cinema Paradiso hält bis Samstag wieder magische Leinwand-Momente bereit. Die Filmauswahl bietet zwar keine Reprisen, dafür aber qualitativ hochstehendes Gegenwartskino.
Lukas Hausendorf
Mit Ken Loachs «The Angel’s Share» wird heute Abend das Arlesheimer Open-Air-Kino Cinema Paradiso auf dem Dorfplatz eröffnet. Der Film des sozialkritischen Briten über vier Delinquenten, die in einem Fass des besten schottischen Malt Whiskey den Schlüssel für eine bessere Zukunft sehen, steht ganz in der Tradition des Frischluft-Kinos, das anfänglich mehr und mittlerweile zurückhaltender filmische Kost serviert, die zur kritischen Reflexion der sozialen Realitäten anregen soll.
«Anders als Ken Loachs frühere Filme ist Angel’s Share nicht mehr so schwermütig», meint Marco Gigli vom Cinema Paradiso OK.
In den letzten Jahren hat sich das siebenköpfige Veranstaltungsteam programmatisch denn auch dem Publikum angenähert. Allzu schwere Kost will man nicht mehr servieren. Aber niveauvolle. Das gilt sowohl für die Filme wie auch für das Essen, wofür dieses Jahr wiederum der Gasthof Ochsen besorgt ist und zu jedem Film ein passendes Menu serviert. Am Freitag wird der neuste Wurf des Schweizer Oscar Gewinners Xavier Koller «Eine wen iig – dr Dällebach Kari» gezeigt, der das Schicksal des Berner Stadtoriginals erzählt.
Vor der Filmvorführung um 19.00 Uhr wird der Dorfplatz noch von der Band «Barbie Q.» gerockt, deren beide Auftritte am letztjährigen Cinema Paradiso beim Publikum auf grossen Anklang gestossen waren. Am Samstagabend erwartet das Publikum dann ein dichtes Programm. Um 18.30 Uhr wird für den jungen Cineasten-Nachwuchs der Innenhof des Dorfplatz 10 geöffnet, wo der Kinderfilm «Kater Mikesch» gezeigt wird. Die etwas älteren Kinder kommen dann um 20.15 Uhr beim Film «Fünf Freunde» auf ihre Kosten. Im Anschluss beschliesst «The Best Exotic Marigold Hotel» die mittlerweile 22. Ausgabe des ältesten Open-Air-Kinos der Region auf der Arlesheimer Piazza. Im Schwimmbad wird am gleichen Abend der Teenie-Film «Pitch Perfect» gezeigt.
In Zukunft wieder mehr Reprisen?
Entgegen dem Trend, der mittlerweile auch die grossen, kommerziellen Open- Air-Kinos erfasst hat, alte Klassiker zu zeigen, ist das Cinema Paradiso heuer gar nicht in der Vergangenheit verhaftet. In Zukunft wird sich das vermutlich wieder ändern. Seit 2012 erscheinen neue Filme nur noch digital. In Arlesheim hängt man aber am Zelluloid. «Wir lieben den Retro-Look», sagt Marco Gigli. Deshalb erstand man vor einigen Jahren auch den 35-Milimeter-Projektor des langjährigen Cinema-Paradiso-Operateurs Bernhard Raith. Keine kleine Investition. Damit sie sich auch lohnt, sollte sich das Kino der Frischluft auch in Zukunft der Digitalisierung verweigern. Mittlerweile ist es schon eines der allerletzten Schweizer Open-Air-Kinos, in dem das leise Rattern der Filmrollen noch zu hören ist.