Bundesratssuppe, Harfenklang und Schneckenferien

Am letzten Samstagabend fand im Restaurant Adler die 1. Arlesheimer Büchernacht statt. Die Veranstaltung «Seiten & Saiten» des Verkehrsvereins Arlesheim war ausverkauft und ein voller Erfolg.

Gute Ergänzung: Die Slampoetin Sophie Bischoff und Carmen Ehinger an der Harfe.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Gute Ergänzung: Die Slampoetin Sophie Bischoff und Carmen Ehinger an der Harfe. Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Der Abend stand unter dem Motto «3 Räume, 3 Themen, 3 Instrumente, 3 Gänge». Für 35 Franken war man bei dieser Rotationsveranstaltung dabei. In der Braustube im Keller las Roswitha Schilling aus Schriften des Verkehrsvereins. Im ersten Stock wurde ein Geschichtskabinett präsentiert und die Gaststube gehörte den literarisch Schaffenden. Jeweils zur selben Zeit wurde überall einer der drei Gänge serviert: Kartoffelsuppe, Rindfleischroulade, Früchtewähe. Da es dreimal drei Programme gab, kann die Berichterstattung nur fragmentarisch sein.

«American Hero» wird Bundesrat
In der Braustube im Keller moderierte Raphael Hottinger das Programm, bestehend aus Texten, die vom Verkehrsverein veröffentlicht worden waren. Im ersten Teil las Roswitha Schilling «Land, Dorf und Dom» des Journalisten und Schriftstellers Siegfried Streicher, der in neoromantischer Manier Arlesheim als «eine selige Vorflur des Himmels» besungen hat. Nach Berichten über Lokalereignisse folgte eine Schilderung des Kirchenmusikers Martin Vogt, der im Jahre 1813 den Einmarsch deutscher Truppen erlebte. Schliesslich las die bekannte Sprecherin einen Artikel von Fredy Heller über Marie Schaulin, die letzte Botenfrau von Arlesheim, sowie einen Text über die Namen der hiesigen Geschlechter.

Der Musiker Daniel Steiner gestaltete auf dem englischen Hackbrett kurze Überleitungsstücke. Im ersten Stock moderierte Historikerin Berit Drechsel gewandt und sachkundig den Geschichtsteil. Nach der Roulade und einem Eingangsstück von Markus Schwenkreis auf dem Clavichord berichtete Felix Ackermann von Chorherr Christian Franz Freiherr von Eberstein, der zu jenen gehörte, die das Basler Fürstbistum stärker an die Schweiz binden wollten. Daneben ist der aus Sachsen stammende Chorherr für seine Privatbibliothek bekannt, zu der er auch einen Katalog anlegte.

Spannend waren die Ausführungen von Reinhard Straumann zu Bundesrat Emil Frey. Man erfuhr staunend, dass Frey im Sezessionskrieg mitkämpfte und als amerikanischer Staatsbürger schliesslich in der Schweiz Bundesrat wurde. Markus Schwenkreis begeisterte mit seinen themenspezifischen Improvisationen auf dem Clavichord, «dem Keyboard der Barockzeit».

Slam Poetry und Mythisches
Nach dem Dessert und unterbrochen von stimmigen Harfenklängen von Carmen Ehinger lasen Sophie Bischoff, Barbara Groher und Jürg Seiberth eigene Texte. Die Slampoetin und Wortakrobatin Bischoff wusste mit einem Text über die Liebe zwischen einem Mädchen und einem Matrosen zu gefallen. Barbara Groher las aus ihrem «Moosmann» die Passage über den Sonnengott Mithras. Zum Abschluss gab Jürg Seiberth Müsterchen aus seinem Schneckentagebuch zum Besten, in dem Satire und Weisheitliches zusammenfinden. Insgesamt war es ein überaus gelungener Anlass, der nach einer Fortsetzung ruft.

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