Begegnungen am Feuer

«Man ist einfach Arleser» – Zusammengehörigkeit wird unter dem Eindruck des lodernden Fasnachtsfeuers grossgeschrieben.

Wärmendes Beisammensein: Auch Heimweh-Arlesheimer kamen zum Fasnachtsfeuer. Fotos: Boris Morf
Wärmendes Beisammensein: Auch Heimweh-Arlesheimer kamen zum Fasnachtsfeuer. Fotos: Boris Morf

Karin Morf

Johanna und Leonie, 12- und 13-jährig, pilgern seit vier Jahren hinauf zum alten Steinbruch, wo das Fasnachtsfeuer am Sonntag gegen 19 Uhr von der Feuerwehr einmal mehr entfacht wurde. «Wenn hier oben ein Feuer brennt, kann ich nicht einfach im Dorf unten bleiben. Hier gibts Gratisklöpfer (offeriert von der Säulizunft, die Redaktion), Guggemusig von den Ermitage-Schränzern und eine geniale Aussicht», schwärmt Leoni und meint noch schmunzelnd: «Der Tee dürfte etwas mehr gezuckert sein.»

Vor dem brennenden Holzstoss stellen Eva mit 59er- und Chrigel mit 65er-Jahrgang belustigt fest: «Wir haben uns nicht gekannt, bevor wir uns auf denselben Stein gesetzt haben, um unsere Wurst ins Feuer zu halten. Und nun finden wir heraus, dass wir viele Jugenderinnerungen teilen.» Zum Beispiel hätten sie beide beim Steinbruch, der früher ein regelrechter Abfallberg war, Velos aus Einzelteilen wieder zusammengeflickt. Beide wohnen nicht mehr in Arlesheim, sagen aber mit Überzeugung: «Man ist einfach Arleser, hier fühlt man sich zu Hause.»

Ufos schwirren durch die Nacht
Der 8-jährige Joel ist mit seinen Eltern und seinem kleinen Bruder Dominique schon zum dritten Mal dabei. Er vor allem wegen des «Sprängredlischiessens». Der Vater freut sich, dass seine Sprösslinge ebenso von dieser Tradition begeistert sind wie er damals als Kind. Beim Sprängredlischiessen werden runde Holzscheiben auf einen Haselstrauch aufgespiesst und ins Feuer gehalten, bis sie glühen. Diese gilt es, über eine Rampe in die Dunkelheit zu schleudern. Sie schwirren wie kleine Ufos davon und jeder Schuss kommt einem kleinen Feuerwerk gleich. «So schön!», lassen sich Umstehende immer wieder vernehmen. Nur wenige Teilnehmer kennen noch den Brauch, die «Redli» mit frohen Sprüchen zu begleiten.

Kleiner Wermutstropfen
Rund 150 Personen aus der Bevölkerung haben dieses Jahr an dem Brauch teilgenommen. Das sind rund 50 Personen weniger als in den Jahren zuvor. Ruedi Meury, Ehrenratsmitglied der Säulizunft und Obmann des Fasnachtskomitees, ist darüber etwas enttäuscht, möchte deshalb aber nicht gleich an eine rückläufige Tendenz glauben: «Wir bleiben optimistisch. Nächstes Jahr kommen hoffentlich wieder ein paar Nasen mehr.» Mit dem Fackelabzug ins Dorf endete das Feuerspektakel. Auf diesem Weg schickten die Arlesheimer ihre Frau Fasnacht – und mit ihr den Winter – in den Sommerschlaf.

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