Bauen wie vor 500 Jahren

Das Schloss Birseck oberhalb der Ermitage wird saniert. Für die Arbeiten braucht es besonderes Fachwissen.

Renovation: Bis Oktober dauern die Arbeiten am Schloss Birseck. Fotos: Juri Junkov

Renovation: Bis Oktober dauern die Arbeiten am Schloss Birseck. Fotos: Juri Junkov

Spezielles Handwerk: Jeder Stein wird 
akribisch freigelegt und inspiziert.

Spezielles Handwerk: Jeder Stein wird akribisch freigelegt und inspiziert.

Schon als vor gut einem Monat innerhalb von rund drei Stunden die Komponenten für einen Kran von einem Doppelrotorhelikopter eingeflogen wurden, war klar, dass die Baustelle beim Schloss Birseck keine gewöhnliche ist. Zu den Besonderheiten gehört auch, dass auf der unter Kulturgüterschutz stehenden Burgruine oberhalb von Arlesheim kein Strom vorhanden ist. Weil es zu aufwendig und kostspielig wäre, eine Leitung ins Dorf zu ziehen, wurde vor Ort eine Photovoltaikanlage aufgebaut, zusätzlich dient ein Dieselgenerator als Back-up.

«Das ist keine normale Baustelle», bestätigt Heinz Burgener. Der pensionierte Architekt hat während seiner 50-jährigen Berufslaufbahn alle möglichen Baustellen gesehen, doch diese sei damit nicht vergleichbar. Für die Renovation der Burgmauer sei ein «spezielles Handwerk» nötig, weiss der Bauherrenvertreter der Stiftung Ermitage Arlesheim und Schloss Birseck. «Das kann man nicht mit einem Hausbau vergleichen. Man muss arbeiten wie vor 500 Jahren», erklärt Burgener. Dafür sollte man ein Gefühl für die Steine haben sowie dafür, wie diese im Verbund halten. Firmen, die Erfahrung in diesem Bereich haben, gibt es nur wenige, deshalb suchten die Verantwortlichen im Vorfeld landesweit nach einer geeigneten Bauunternehmung und wurden ausgerechnet in Aesch bei der Rofra fündig. «Mit der Renovation der Farnsburg hatten sie eine gute Referenz», sagt Burgener.

Rund ein Dutzend Spezialisten sind auf der in sieben Abschnitte unterteilten Baustelle im Einsatz. Jeder Stein wird in akribischer Kleinarbeit freigelegt und inspiziert, zersplitterte Steine werden aussortiert und ersetzt. Der Ersatz kommt einerseits aus einem Steinbruch in Laufen, wo 100 Tonnen frostsichere Natursteine bestellt wurden. Zum anderen werden die noch brauchbaren Steine wiederverwendet. «Insgesamt dürften 200 bis 300 Tonnen verbaut werden», schätzt Burgener.

Mörtelmischen nach altem Rezept

Bevor die mit dem Kran von der Sammelstelle zur Mauer transportierten Steine verbaut werden, werden sie gereinigt. Der Mörtel, der sie anschliessend verbinden soll, wird kurzfristig nach altem Rezept und dementsprechend ohne Chemie vor Ort hergestellt. Die Maurer müssen die Steine innerhalb einer Stunde an der richtigen Stelle platzieren, sonst verliert der Mörtel seine Wirkung. Wegen der besonderen Mörteleigenschaften müssen die Renovationsarbeiten, die von der Kantonsarchäologie begleitet werden, bis Ende Oktober abgeschlossen sein. Denn: Bei zu kalten Temperaturen halten die Verbindungen nicht.

Die Erde, die bei der Freisetzung der zweischaligen Mauer ausgehoben wurde, ist auf dem zur Ermitage gehörenden Bauernhof auf einem grossen Haufen zwischengelagert. Nach dem Abschluss der Arbeiten wird sie dazu verwendet, die Gräben zuzuschütten. Jedes Detail ist wichtig, denn am Ende soll alles so aussehen wie vorher.

Weitere Gebäude sind renovationsbedürftig

Auf ein termingerechtes Ende der Arbeiten hofft man bei der Stiftung Ermitage Arlesheim und Schloss Birseck. Diese lässt alle zwei Jahre von einer externen Firma Messungen durchführen, um den Zustand zu überprüfen. 2006 wurde die Südmauer renoviert. «Schon damals wussten wir, dass weitere Renovationen nötig würden. Seither sind immer mehr Schäden dazugekommen», erzählt Karl-Heinz Zeller. Der Stiftungspräsident suchte schliesslich vor zwei Jahren das Gespräch mit der kantonalen und nationalen Denkmalpflege, die 90 Prozent der auf 1,25 Millionen Franken veranschlagten Kosten übernahm. «Das war Voraussetzung», hält Zeller fest. Zwar kann die Stiftung die restlichen 125 000 Franken stemmen, doch allzu viel bleibt danach nicht mehr in der Kasse übrig. «Ist die Renovation erst einmal abgeschlossen, haben wir beim Schloss Ruhe – dort zeichnet sich derzeit nichts mehr ab», sagt Zeller. Allerdings befinden sich auf dem Schlossgelände zwei weitere ­renovationsbedürftige Gebäude. Hinzu kommt, dass beim Bauernbetrieb auf der Ermitage eine grosse Sanierung nötig ist. Durchatmen kann man bei der Stiftung also nur kurz.

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