Auf rutschende Steine folgen rollende Kugeln
Um die Halle auszulasten, bietet das Curlingzentrum Arlesheim seit diesem Jahr in den wärmeren Monaten Bowls an. Der Kugelsport hat einiges mit Curling gemeinsam.
Curling ist eine Wintersportart. Daher ist eine Curlinghalle im Sommer nicht sehr gut frequentiert, da zu dieser Jahreszeit kein Eis auf den Bahnen liegt. Um das zu ändern, hat das Arlesheimer Curlingzentrum einen Weg gesucht, die Bahnen trotzdem etwas auszulasten – mit Bowls.
Was nach Bowling tönt und wie Pétanque aussieht, ist aber eine eigene Sportart, die – wie Curling – aus Schottland kommt. Ähnlich anderen Boules-Spielen wird zuerst eine kleine Kugel geworfen. Dann müssen die Spieler zweier Mannschaften die grösseren Kugeln möglichst nahe an die kleine heran werfen. Diese Kugeln haben aber auf einer Seite ein kleines Gewicht eingebaut, sodass sie wie ein Curlingstein einen Bogen rollen können. Damit ist dieses Spiel dem Curling ähnlich, einfach ohne Eis.
Bruno Schallberger, der Präsident der Genossenschaft, der das Curlingzentrum gehört und es auch verwaltet, demonstriert mit einer Kugel, wie das Spiel funktioniert. Tatsächlich kann er mit der Kugel einen kleinen Bogen schlagen und so eine gegnerische Kugel umkurven. Schallberger hofft, dass curlingbegeisterte Personen auch Gefallen an Bowls finden werden. «Wir haben Bowls bei den Curlern propagiert», erklärt er. Die Leute seien offen dafür, und der Aufwand für die Hallenbetreibenden sei nicht riesig. Es ging auch darum, mit kleinem Aufwand etwas Interessantes anzubieten. Ob es ein grosser Erfolg wird, kann Schallberger nicht abschätzen, denn zuerst müsse ein Stock an Leuten aufgebaut werden. Ob im Sommer Leute in ein Curlingzentrum kommen? «Die Halle ist angenehm kühl», hält Schallberger dagegen.
Der Kampf um den Nachwuchs
Aber auch wenn Eis liegt, hat die Curlinggemeinschaft etwas um Nachwuchs zu kämpfen. Die Pandemie hat auch bei den Curlern Spuren hinterlassen. Sie haben aber mittlerweile begriffen, dass sie mehr um den Nachwuchs kämpfen müssen. «Wir haben die budgetierten Zahlen erreicht», freut sich der Präsident und spricht von einer starken Verbesserung. Dennoch würde es weitere Anstrengungen benötigen.
In Zahlen gesprochen: Zurzeit spielen rund 400 Curlerinnen und Curler auf dem Eis, es müssten aber mindestens 500 sein. Neben dem Bowls lassen sich die Verantwortlichen und die einzelnen Clubs und Vereine etwas einfallen. So werden Plauschspiele angeboten, an denen die Besuchenden einfach einmal den Umgang mit Stein und Besen ausprobieren können. Weiter findet eine Firmenmeisterschaft statt. «Curling ist ein Familiensport», erläutert Schallberger. Es können alle mitmachen, das Alter sei kein Thema.
Das Interessante sei auch, dass Curling ein Teamsport ist. «Ein mieser Charakter geht nicht.» Man müsse machen, was der Skip verlange. Das Team trage sich gegenseitig. So sei es eben immer wieder möglich, dass ein Anfänger in einem Team mitmachen und sogar ein Turnier gewinnen könne. So hat auch ein Firmeninhaber mit seinen Mitarbeitenden eine Runde Curling gespielt und war begeistert. Die Leute seien als Team zusammengewachsen, das hätte er anders nie erreicht, schwärmte er.
Auch für Personen im Rollstuhl möglich
Im Curling ist es auch für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer möglich mitzuspielen. Dabei wird auf das Wischen verzichtet, das mit Rollstuhl schwierig werden würde. Die Spielerin oder der Spieler muss dabei den Stein äusserst präzise stossen, sodass er mit der richtigen Geschwindigkeit am gewünschten Ziel anhält. Dabei dürfen die Spielerinnen und Spieler mit einem Stab den Stein anstossen. «Diese Spieler können besser curlen als manch andere», meint Schallberger, während in seiner Stimme höchster Respekt mitschwingt. Eine Rollstuhlfahrerin habe ihm nach einem Spiel einmal freudig mitgeteilt: «Jetzt kann ich etwas alleine machen!»